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Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende

Titel: Die Inseln des Ruhms 01 - Die Wissende
Autoren: Glenda Larke
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hätte, wärt Ihr womöglich von den Kanonen der Wahrer empfangen worden, als Ihr in die Nabe gesegelt kamt.
    O ja, am Ende haben wir alle unsere Rolle bei der Veränderung der Ruhmesinseln gespielt: Lözgalt Freiholtz, der der Festenerbe von Bethanie geworden ist, Syr-Silb Dasrick, der zum Wahrer-Herrn wurde und Morthred, der Wahnsinnige, der über uns alle herrschen wollte; die arme, tote Aylsa, die mir das Zeichen in die Handfläche ritzte, damit ich die Hilfe der Ghemfe in Anspruch nehmen konnte, wenn ich sie benötigte. Sogar Sucher, Tanns räudiger Hund, spielte seine Rolle bei alledem.
    Aber ich schweife ab. Ich habe Euch das Ende der Geschichte von Gorthen-Nehrung noch nicht erzählt.
    Dasrick, versteht Ihr, war so besessen von seinem Wunsch, das Schwarzpulver für die Wahrer-Inseln zu bekommen, dass er mit uns noch nicht fertig war.

27
    Nachdem Thor mich in der Schenke zurückgelassen hatte, ging ich nicht gleich zum Hafen und zu Flamme, denn ich hatte vorher noch etwas zu erledigen. Ich wollte Tann suchen und nachsehen, wie es ihm ging. Eigentlich hatte ich Flamme bitten wollen, ihn sich anzusehen und ihm – wenn möglich – dabei zu helfen, die Peitschenstriemen aus Dunkelmagie zu heilen, aber ich hatte es vergessen und fühlte mich deswegen schrecklich.
    Ich fragte im Schankraum nach ihm. Der Schenkenbesitzer, der jetzt schon allein bei meinem Anblick Wut zu versprühen schien, erklärte mir, dass er Tann seit Tagen nicht mehr gesehen hatte. Zumindest glaubte ich, dass er das sagte, denn er war schwer zu verstehen; seine gebrochene Nase war immer noch zu der Größe einer Seegurke angeschwollen, und durch die kreuz und quer über sein Gesicht verlaufenden Striemen der Dunkelmagie hatte sich sein Mund ziemlich verzogen.
    Ich suchte in der Scheune mit dem Brennstoff nach Tann, aber dort war er nicht. Also ging ich dorthin, wo er seinen Hund versteckt hatte und wo ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er lag immer noch da, eingezwängt zwischen Fischkisten. Auch Sucher war da; er jaulte erbärmlich und ließ den Schwanz hängen. Seine Räude hatte sich gebessert, aber er wirkte noch magerer als zuvor, sofern das überhaupt möglich war. Man konnte seine Rippen an den Flanken mit bloßem Auge abzählen.
    Ich dachte, Tann würde einfach nur schlafen, aber als ich ihn berührte, sackte er herum, und ich sah, dass seine Augen ins Leere starrten und die Arme und Beine auf groteske Weise ineinander verknotet waren. Es war ein langsamer und qualvoller Tod gewesen, und er lag noch nicht lange zurück. Das Schlimmste überhaupt war der Ausdruck in seinem Gesicht – der Beweis einer Angst, die so groß gewesen war, dass sie ihm jedes Vertrauen in seine eigene Art geraubt hatte. Er war in völligem Schrecken und voller Schmerzen gestorben, und allein, abgesehen von seinem Hund. Ich glaube, in diesem Moment, als ich neben ihm kniete, bekannte ich mich zum ersten Mal wirklich zu dem, was Flamme und Ruarth vorhatten. Ich wusste jetzt, dass ich nicht zulassen konnte, dass Morthred über die Inseln zog und eine Spur aus Leiden und Tod hinter sich zurückließ. Dort, auf dem Kai der Fischer, verwandelte sich meine Wut in Rachedurst. Thor hätte dieses Gefühl nicht gutgeheißen, aber ich war froh darüber. Es machte meine Angst weniger bedeutsam.
    Ich hob Tann auf, um mit ihm zur Schenke zurückzukehren. Sucher blickte mich hoffnungsvoll an und schlug mit seinem riesigen Schwanz auf den Boden. Ich war schon drauf und dran, ihn wegzuschicken, als ich etwas bemerkte, das ich zunächst nicht gesehen hatte – das Tier hatte den herzergreifenden Versuch unternommen, seinen sterbenden Herrn zu füttern. Ein Haufen unverzehrter Abfälle lag zu meinen Füßen, zum größten Teil Fisch, noch dazu wenig appetitanregend, aber Sucher hatte sein Möglichstes getan.
    » Du stinkst«, sagte ich. » Du bist vermutlich der hässlichste Köter, der mir je begegnet ist. Dein Fell ist in einem grauenhaften Zustand. Wenn es etwas gibt, das ich nicht brauche, dann ein Schoßhündchen.« Er wedelte derart eindringlich mit dem Schwanz, dass ein paar Fischkisten durch die Gegend wirbelten. Und die ganze Zeit über starrten mich seine braunen Augen flehend an – und schon war ich im Besitz eines Schoßhündchens, das ich nicht brauchte.
    Die vier oder fünf Gäste im Schankraum warfen nur einen einzigen Blick auf mich und das, was ich in den Armen hielt, ehe sie hastig die Flucht ergriffen. Ich legte Tann auf einen der Tische. Der
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