Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Idee kommt, jetzt in London zu bleiben und im Parlament mitzureden, braucht er vielleicht einen Privatsekretär. Und als solchen nähme er mich mit nach Barbados … Außerdem ist in zwei Monaten wenigstens dieser leidige Kredit für Samanthas Hochzeit abgezahlt. Dann bleibt mir etwas mehr Geld jeden Monat. Himmel, Nora, ich kann nicht in diesem fadenscheinigen Anzug vor deinen Vater treten und um dich werben!«
    Nora küsste ihn lachend. »Liebster, ich heirate doch nicht dein Jackett und deine Hose!«
    Simon seufzte. Zu der Bemerkung würde Thomas Reed zweifellos einiges zu sagen haben. Aber immerhin war es ihm gelungen, Noras Ansinnen etwas aufzuschieben. Irgendwann musste einfach ein Wunder geschehen … Simon nahm Noras Hand und zog sie zu dem kleinen See inmitten des Parks, über dem schon Nebelschwaden waberten. Die Bäume warfen lange Schatten.
    »Ich werde uns jetzt ein Boot mieten!«, beschloss er. »Dafür muss ein Penny da sein, und dann rudere ich dich über den See zu den Inseln. Wir können uns vorstellen, es wäre unsere Insel in der Südsee, die Wellen brechen sich am Strand …«
    »Und wir können uns in aller Ruhe küssen!«, strahlte Nora. »Das ist eine wundervolle Idee, Liebster! Du kannst doch rudern, nicht? Alle Lords und Viscounts können rudern, oder?«
    Wenn er ehrlich sein sollte, so beschränkten sich Simons Paddelkünste auf ein paar halbherzige Versuche, ein selbst gebautes Floß über den Dorfteich von Greenborough zu steuern. Korrekte Rudertechnik hatte er nie gelernt, aber er gab sich alle Mühe, seine Barke halbwegs geschickt über den See zu lavieren. So brachte Simon sie denn auch nicht zum Kentern, aber sein Husten, den er bei der Anstrengung kaum zu unterdrücken vermochte, beunruhigte Nora sehr.
    In den nächsten Wochen wurde für die Liebenden natürlich nichts besser. Im Gegenteil, der Spätsommer wich einem ungemütlichen Herbst, und Simon fror in seinem feuchten, ungeheizten Zimmer bis ins Mark. Immerhin brannten stets großzügige Feuer in den Kaminen von Thomas Reeds Kontor, was nicht selbstverständlich war. So mancher Schreiber in den großen Handelshäusern führte die Feder mit klammen, behandschuhten Fingern und holte sich dabei die Gicht. Simon sandte aufatmend das letzte Geld für Samanthas Mitgift an seine Mutter, aber letztlich brachte ihm das keine Erleichterung. Fast zeitgleich erreichte ihn nämlich ein Brief aus Greenborough, in dem seine Mutter beglückt von Samanthas Schwangerschaft berichtete. Bis zur Geburt des Kindes, so hoffte sie, würde sie mit Simons weiteren großzügigen Zuwendungen den Silberleuchter auslösen können, der bislang die Taufkerze eines jeden Greenborough-Abkömmlings getragen habe.
    Simon sandte also weiter Geld – obwohl Nora ihn streng dafür rügte.
    »Aber sie haben das Recht darauf, es ist ein Familienerbstück«, verteidigte er seine Mutter und Schwester. »Und damit wird es doch auch uns zugute kommen. Wenn wir Kinder haben …«
    Seine dunklen Augen, die bislang eher hoffnungslos in diesen grauen, windigen Novembertag geblickt hatten, leuchteten auf.
    Nora seufzte und zog ihren Mantel enger um sich. Sie hatte ihren Liebsten trotz des unsicheren Wetters an die Docks von London begleitet. Thomas Reed hatte seinen jungen Schreiber mit der Kontrolle einer Ladung Tabak aus Virginia betraut. Der Kapitän des Schiffes galt als wenig zuverlässig, sodass der Pflanzer Reed ausdrücklich ans Herz gelegt hatte, die tatsächliche Lieferung sorglich mit den Frachtpapieren zu vergleichen. Simon hatte das eben gewissenhaft getan, auch wenn sein alter Mantel ihn dabei kaum vor Regen und Wind geschützt hatte. Nora in ihrem pelzgefütterten Cape ging es da besser, aber sie bemerkte natürlich, wie Simon fror, und erregte sich insofern noch heftiger über die Ansprüche seiner Mutter und Schwester.
    »Wenn wir Kinder haben, dann kommen die wahrscheinlich auf den Jungferninseln zur Welt, oder auf Jamaika oder Barbados!«, gab sie zu bedenken. »Und da glaubst du doch nicht wirklich, deine Mutter würde rechtzeitig ihren Silberleuchter auf den Weg schicken, damit die Taufkerze standesgemäß präsentiert wird! O nein, Simon, das Ding geht in die Familie der wunderbaren Samantha über, damit die Carringtons auch ja nicht schlecht über Lady Greenborough denken. Und du lebst in einem Loch ohne Heizung und kannst dir nicht mal einen Mantel leisten, der nicht nach drei Minuten durchnässt ist! Schlimm genug, dass du für die Schulden deines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher