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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen
Autoren: Sarah Lark
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Peitschen? Hängen? Das klang ja wie die Arbeit eines Scharfrichters!
    »Nein, wenn überhaupt, dann wärst du höchstens was für die Verwaltung. Aber die Posten bei der Krone gibt’s nicht umsonst, da musst du dich einkaufen oder wenigstens jemanden kennen, der jemanden kennt …« McArrow schüttelte den Kopf, als er Simons enttäuschtes Gesicht sah. »Kannst es natürlich auch als Matrose versuchen«, meinte er schließlich. »Aber da seh ich genauso schwarz, die wollen starke, harte Kerle, kein Jüngelchen wie dich. Nee, bleib du schön hier, Kleiner, und schreib deine Rechnungen. Und vielleicht noch mal ’ne Rede für den alten McArrow! Die war trefflich, Junge … fast als wärst du selbst ’n Peer!«
    Damit griff der Pflanzer nach seinem Dreispitz, dachte aber rechtzeitig daran, ihn nicht auf seine voluminöse Perücke zu setzen, sondern stilvoll unter den Arm zu klemmen, bevor er in den Regen hinaustrat. Die Kutsche mit seinem Wappen wartete schon. Der frischgebackene Lord würde nicht nass werden.

KAPITEL 3
    E s hilft alles nichts, wir müssen es Vater erzählen!«, sagte Nora.
    Es war endlich wieder ein schöner Tag, fast noch sommerlich, obwohl die Blätter im St. James’ Park sich schon herbstlich verfärbten. Allerdings wurde es jetzt gegen Abend, nachdem Simon das Kontor verlassen hatte, um sich erneut heimlich mit seiner Liebsten zu treffen, schon wieder kühl. Und dämmerig. Nora hätte die beiden Damen aus ihrer Bekanntschaft, die ihnen auf dem eher abgelegenen Weg eifrig plaudernd entgegenkamen, fast zu spät erkannt. Sie zerrte Simon gerade noch rechtzeitig hinter eine Hecke, bevor Lady Pentwood und ihre Freundin ihrer ansichtig wurden.
    Nora kicherte, als sie vorbei waren, aber Simon machte sich Sorgen. Er sah kein Abenteuer in ihrer heimlichen Liebe, sondern bestenfalls eine Herausforderung. Unglücklich berichtete er Nora von seinem entmutigenden Gespräch mit McArrow. Die überraschte das nicht sonderlich. Sie fügte hinzu, was sie von Lady Wentworth erfahren hatte.
    »Dieser McArrow hat Recht«, meinte sie dann fröstelnd. Ein guter Grund, sich enger an Simon zu schmiegen, der schützend den Arm um sie gelegt hatte und sich immer wieder zu ihr herabbeugte, um ihr Haar zu küssen. »Natürlich kannst du keine Neger schlagen! Wäre ja noch schöner, was sind das bloß alles für Leute, die sich da Lords und Ladys und Gentlemen nennen! Ich glaube nicht, dass Gott die Neger gemacht hat, damit sie für uns Zuckerrohr anbauen. Dann hätte er sie ja auch gleich auf die Inseln geschickt, und man müsste sie nicht aus Afrika holen! Auf den Schiffen soll es auch ganz schlimm sein, sagt mein Vater. Sie ketten sie an!«
    Thomas Reed beteiligte sich nicht am Sklavenhandel – auch wenn er indirekt natürlich von der Arbeit der Schwarzen profitierte. Schließlich handelte er mit Zucker, Tabak und anderen Erzeugnissen aus den Kolonien, und ohne Sklaven wurde dort keine Plantage betrieben. Aber Menschen kaufen und verkaufen, sie einfangen, in Schiffsrümpfe zwingen, einkerkern und schlagen, obwohl sie nie ein Gericht verurteilt hatte – Thomas Reed hielt das nicht für vereinbar mit seinem christlichen Glauben. Egal, ob andere diese Meinung teilten oder nicht.
    »Aber andere Arbeit gibt es nicht«, meinte Simon mutlos, woraufhin Nora die »Beichte« bei ihrem Vater wieder ins Gespräch brachte.
    »Wir müssen Papa sagen, dass wir uns lieben. Du musst offen um mich werben, und dann finden wir schon eine Lösung. Ich bin überzeugt, dass Vater etwas einfällt. Wenn ich sage, ich will in die Kolonien, dann schafft er das auch!«
    Nora hegte vollstes Vertrauen nicht nur zu den Möglichkeiten, sondern auch zur Bereitschaft ihres Vaters, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Sie war zweifellos ein verwöhntes Kind. Nach dem frühen Tod seiner Frau hatte Thomas Reed all seine Liebe auf sie konzentriert.
    »Pass auf, wir machen es gleich morgen! Du kaufst ein paar Blumen … Die sind gar nicht so teuer an der Cheapside, und wenn du das Geld nicht hast …«
    Simon lächelte zärtlich. Immerhin war Nora praktisch veranlagt. Wenn er sich Romantik nicht leisten konnte, so wusste sie klaglos darauf zu verzichten. Sie wäre glatt noch imstande gewesen, ihren Brautstrauß selbst zu pflücken. Er zog sie noch einmal näher an sich.
    »Liebes, an ein paar Blumen soll es nicht scheitern. Aber lass mir noch ein paar Wochen, ja? Vielleicht findet sich doch noch eine Möglichkeit … Dieser McArrow zum Beispiel. Wenn der auf die
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