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Die Insel der Orchideen

Die Insel der Orchideen

Titel: Die Insel der Orchideen
Autoren: white
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geratene Gruppe zu. Wärme durchflutete seine steifen Glieder, als er den Blick über sie gleiten ließ. Dies waren die Menschen, die seinem Herzen am nächsten standen, die ihm Freunde, ja Familie geworden waren. Er hatte es gut getroffen in dieser Stadt.
    Die kleine Dschunke näherte sich schnell. Der alte Geschichtenerzähler kniff die Augen zusammen, doch das Schiff war zu weit entfernt, um die an der Reling aufgereihten Passagiere zu erkennen. Bald machte die Dschunke an einem der außenliegenden Plätze fest. Eine Planke wurde angelegt, und kurz darauf erschien ein junger Mann in der Ausstiegsluke. Sein linker Arm fehlte. Er war unsicher auf den Beinen, und sofort sprangen ihm Lily und ein hagerer Mann mit schütterem rotem Haar zu Hilfe. Onkel Koh betrachtete die drei neugierig. Es handelte sich unverkennbar um Vater und Sohn, Leahs Familie. Kannten die Männer die Wahrheit über Lily? Die drei scherzten miteinander, lachten sich an. Er würde es erfahren.
    Einige Fremde kletterten aus der Luke, assistiert von chinesischen Matrosen, und dann zeigten sich Johanna und Leah. Onkel Kohs Herz wurde weit, als die Schwestern Hand in Hand die Planke herunterbalancierten. Er schubste Henry, der ihn stützte, in ihre Richtung. Henry ließ sich nicht lange bitten; sofort hastete er den beiden Frauen entgegen.
    Wehmut mischte sich in Koh Koks Freude: Bald würde er Singapur verlassen, diese schreckliche und zugleich wunderbare Stadt. Sein Leben neigte sich dem Ende entgegen, die Ahnen riefen ihn in ihren Kreis.
    Es wurde Zeit, nach China zurückzukehren.

Anhang
       

Anmerkungen
    Alle chinesischen Namen sind nach der in China üblichen Reihenfolge aufgeführt. So ist Chee der Nachname von Boon Lee, sein voller Name lautet Chee Boon Lee.
    Die Anrede »Onkel« ist in den meisten asiatischen Kulturen eine Respektbekundung unabhängig von einer Blutsverwandtschaft.
    Während des Zeitraums, in dem die Geschichte spielt, gab es einige Namensänderungen von Plätzen und Straßen:
    Die Waterloo Street hieß im Jahr 1856 noch Church Street; um Verwirrungen zu vermeiden, habe ich mir die Freiheit genommen, sie von Anfang an Waterloo Street zu nennen.
    Der Commercial Square an der südlichen Flussmündung wurde 1858 in Raffles Place umbenannt.
    Thomson’s Bridge wurde 1863 in Elgin Bridge umbenannt.
    Der »New Harbour« oder »Neue Hafen« ist heute unter dem Namen Keppel Harbour bekannt.
    Die Mercantile Bank of the East ist eine Erfindung von mir. Auch Oban Hill hat es nicht gegeben, allerdings war das Gebiet um Tanglin sehr hügelig, so dass ich den Hügel guten Gewissens hinzudichten konnte.
    Entgegen der heute üblichen Definition wurden in Singapur auch zweigeschossige Häuser als Bungalows bezeichnet.
    Obwohl die Geschichte in einem englischen Umfeld spielt, habe ich mich entschieden, Entfernungen in Kilometern anzugeben. Eine Ausnahme bilden Seemeilen ( 1  Seemeile entspricht 1852  Metern).

Glossar
    Ajah  in Singapur und Malaysia gebräuchliches Wort für ein indisches oder malaiisches Kindermädchen
    Amah  in Singapur und Malaysia gebräuchliches Wort für ein chinesisches Kindermädchen
    Ang Pao  (hokkien-chinesisch, »Roter Umschlag«) Geldgeschenke werden in China traditionell in roten Umschlägen überreicht. Rot ist in der chinesischen Kultur die Farbe des Glücks.
    Argand-Lampen  Der 1783 von dem Franzosen Aimé Argand entwickelte Brenner für Öllampen erlaubte ein sehr helles Licht.
    Attap  Die fedrigen Blätter der in den Brackwasserzonen des Indischen und Pazifischen Ozeans heimischen Attappalme (
Nypa fruticans,
auch Nipapalme genannt) eignen sich hervorragend zum Bau von Dächern.
    Ayam goreng  gebratenes Huhn
    Baba  Bereits viele hundert Jahre vor der Gründung des modernen Singapurs lebten in den Handelsstädten Südostasiens Chinesen. Meist waren die ersten Einwanderer Kaufmänner, die aufgrund der Tatsache, dass chinesische Frauen nicht emigrieren durften, einheimische Frauen heirateten und die Peranakan-Kultur, auch Baba-Nyonya-Kultur genannt, begründeten, wobei Babas die männlichen, Nyonyas die weiblichen Peranakans bezeichnen. Die Peranakans entwickelten eine eigenständige Kultur, deren Hauptaspekte zwar chinesisch geblieben sind, die aber unverkennbare Einflüsse der südostasiatischen Kulturen, insbesondere der malaiischen aufweisen. Sehr deutlich wird dies an der Nyonya-Küche mit ihren überaus raffinierten Gerichten, die durch die Versuche der einheimischen Frauen,
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