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Die Insel der Dämonen

Die Insel der Dämonen

Titel: Die Insel der Dämonen
Autoren: Torsten Fink
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bis ihre frühere Amme und jetzige Hausdame herangekommen war, sondern lief bereits den Gang zum Treppenhaus entlang.
    »Nun hetz mich alte Frau nicht so!«, schimpfte Damienne, lief aber tatsächlich eine Winzigkeit schneller. »Wo soll es denn so eilig hingehen?«
    »Onkel Jean hat Besuch.«
    »Und der will mich dringend sehen?«, fragte Damienne mit todernster Miene.
    »Ach, Unsinn!«, rief Marguerite, bevor sie bemerkte, daß ihre Amme sie wieder einmal auf den Arm nahm.
    »Ich bin sicher, es hat etwas mit Onkels großem Auftrag zu tun. Jetzt komm schon, sie sind im Arbeitszimmer.«
    Damienne blieb stehen. »Du weißt, daß sich das nicht gehört.«
    Marguerite packte Damienne am Arm und zog sie weiter die Treppen hinauf. Der Widerstand der Hausdame war geradezu bedenklich gering.
    »Mir erzählt hier ja nie einer etwas! Da muß ich eben sehen, wo ich bleibe.«
    Sie hatten den zweiten Stock erreicht.
    »Ja, ja, schon recht. Aber es ist Sünde, andere Menschen zu belauschen«, wandte Damienne noch einmal ein.
    »Davon steht nichts in der Bibel, jedenfalls habe ich nichts darüber gefunden«, kicherte Marguerite. Sie zog die zögernde Damienne weiter durch den kalten Gang hin zu einem leerstehenden Raum, der direkt über der Bibliothek lag. Die Kamine beider Räume waren am selben Schornstein angeschlossen. Wenn man die Abzugsklappe öffnete, konnte man verstehen, was ein Stockwerk tiefer gesprochen wurde.
    »Es wird noch einmal ein schlimmes Ende mit dir nehmen, Marguerite«, murmelte Damienne tadelnd, als sie vor der Tür innehielten.
    »Mit uns beiden, Damienne«, scherzte Marguerite mit gedämpfter Stimme, »aber leise jetzt!«
    Sie drückte die Klinke - abgeschlossen!
    »So ein Mist!«, entfuhr es Damienne. »Ich meine natürlich, Gott sei Dank!«
    De Roberval kehrte dem eintretenden Sekretär bewußt den Rücken zu.
    »Euer Gnaden«, begann Soubise und verbeugte sich in vollendeter und tausendfach geübter Geste.
    Der Gastgeber ließ den Gast warten, was diesem aber nicht das Geringste auszumachen schien.
    »Was kann ich für den Grafen de Boutillac tun?«, fragte de Roberval, als er sich endlich doch umdrehte.
    »Mein Herr, der Graf, entbietet Euch seine Grüße. Er möchte einer der Ersten sein, die Euch zu Eurer Ernennung beglückwünschen.«
    »Hat es sich also schon herumgesprochen? Es ist noch nicht offiziell«, erwiderte de Roberval, ohne sich allzu viel Mühe zu geben, seinen Stolz zu verhehlen.
    »Es ist ein offenes Geheimnis, Euer Gnaden. Ganz Paris spricht davon.«
    »Ihr seht, das Glück hat sich gewendet. Der König hat sich meiner erinnert.«
    »Das freut meinen Herrn sehr. Er sagt, daß der König Euch bei alledem, was in den vergangenen Jahren geschehen ist, gar nicht vergessen konnte.«
    De Roberval warf Soubise einen scharfen Blick zu. Er hatte die kunstvoll verkleidete Beleidigung durchaus bemerkt. Es war noch gar nicht lange her, daß er, Jean-Frangois de La Roque Sieur de Roberval, Frankreich bei Nacht und Nebel hatte verlassen müssen.
    Er schritt langsam zum Kamin und legte ein Holzscheit ins Feuer, wo es knisternd neue Flammen schlug. Dabei würdigte er den Sekretär keines Blickes.
    »Der Graf von Boutillac hat mich beauftragt, seiner Freude Ausdruck zu verleihen und die besten Wünsche für die bevorstehende Aufgabe zu übermitteln. Gleichzeitig möchte er, auch wenn es ihm überaus schwerfällt, an gewisse Verbindlichkeiten erinnern, die Euer Gnaden gegenüber dem Grafen ...«
    Wütend unterbrach de Roberval den Sekretär: »Glaubt der Graf, ich sei vergeßlich? Ich habe mich schon gewundert, daß ich diesen Monat noch kein Schreiben erhalten habe, das mich an meine Schulden erinnert. Die La Roques stehen zu ihren Schulden!«
    »Das ehrt die Familie, deren Ruf in der Tat in dieser Hinsicht unübertroffen ist. Es wäre jedoch für meinen Herrn angenehmer und seiner Bewunderung für die La Roques um so zuträglicher, sie würden zu ihren Schulden nicht nur stehen, sondern sie auch begleichen.«
    »Das ist eine Unverschämtheit!«, schäumte de Roberval, durchquerte mit schnellen Schritten den Raum und baute sich drohend vor dem Sekretär auf. Zu seiner Überraschung ließ sich der Sekretär davon nicht im Mindesten einschüchtern, sondern lächelte weiter in aalglatter Unterwürfigkeit.
    De Roberval stockte, drehte sich um und machte ein paar schnelle Schritte zum Tisch. In der Mitte lag immer noch das Schreiben mit dem königlichen Siegel.
    »Boutillac wird sein Geld bekommen. Ich
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