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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln
Autoren: Ross Thomas
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VOMIT würde wissen wollen. »Und wie sind Sie zum Opfer von Verrat durch einen militärischen Nachrichtendienst geworden?« sagte sie.
    »Ich habe einen Vorgesetzten geschlagen, und man hat mir gestattet, zum Wohl der Truppe meinen Abschied zu nehmen.«
    »Wie hoch war der Vorgesetzte?«
    »Ein Colonel.«
    »Und Sie waren was?«
    »Major.«
    »Wie hart haben Sie ihn geschlagen?«
    »Ich hab ihm die Scheiße aus dem Leib geprügelt.«
    »Warum?«
    »Müssen Sie einen Grund wissen?«
    »Ja, Sir, glaub ich schon.«
    »Er hat mich belogen.«
    »All das war wo?«
    »In El Salvador.«
    »Wann?«
    »Neunzehnhundertneunundachtzig.«
    EinSchweigen folgte; Millicent Altford beendete es, ehe es einem von beiden unangenehm werden konnte. »Sie sagen, Sie waren auch in Vietnam. Sie sehen gar nicht alt genug aus.«
    »Von siebzig bis fünfundsiebzig.«
    »Bis zum bitteren Ende, wie?«
    Er nickte.
    »Ich hatte gedacht, ihr Jungs wärt dreiundsiebzig alle nach Hause gegangen.«
    »Ein paar sind geblieben.«
    »Bis fünfundsiebzig?«
    Er nickte wieder.
    »Wohin sind Sie dann gegangen?« fragte sie.
    »Erst eine Weile zurück in die Staaten, dann vier Jahre Deutschland, wieder die Staaten, dann Tegucigalpa und von da nach El Salvador.«
    »Warum dahin? Ich meine, warum gerade Sie?«
    »Ich red mir gern ein, es wär wegen herausragender Führungseigenschaften gewesen. Tatsächlich deshalb, weil ich Spanisch kann.«
    »Wo haben Sie das gelernt – in El Paso?«
    »Von meiner Mutter. Sie hieß Sandoval. Beatriz Sandoval.«
    »Wie lang waren Sie drin, insgesamt?«
    »Neunzehn Jahre.«
    »Keine Pension?«
    »Null.«
    »Wo haben Sie zuletzt gearbeitet?«
    »Bis Weihnachten als Verkäufer in einem Waffenladen in Sheridan, Wyoming.«
    »Was ist passiert – die Wirtschaftskrise?«
    »Unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten mit dem Management.«
    Altfordgrinste, stellte ihre leere Bierflasche auf den Kaffeetisch aus hellem Holz und rutschte auf der blauen Couch herum, bis sie, immer noch im Schneidersitz, Partain ins Gesicht sehen konnte.
    »Wollen Sie für mich arbeiten?«
    »Kommt drauf an, vor was oder wem Sie sich verstecken.«
    »Little Rock.«
    Weil sie irgendeine Reaktion zu erwarten oder sogar zu brauchen schien, sagte Partain: »Im Ernst?« Und: »Warum?«
    »Zum Teil, weil die richtig dankbar sind für die zwei Komma sechs Millionen, die ich für die Partei zusammengebracht habe. Aber dafür hatte ich ja angeheuert. Wofür die wirklich echt dankbar sind, das sind die zweihundertvierundfünfzigtausend, die ich für die beiden zusammengepackt hab, knappe drei Tage nach den Vorwahlen in New Hampshire. Merken Sie sich das nach . Und um das hinzukriegen, mußte ich zweihundertvierundfünfzig gute, persönliche Freunde dazu überreden, daß sie mir Barschecks über tausend pro Nase auf die Little-Rock-Kampagne ausstellen. Und verlassen Sie sich drauf, den Batzen hab ich nie persönlich überreicht.«
    »Warum dann das ganze Versteckspiel?«
    »Weil Little Rock mir was Gutes tun will, und was Gutes bedeutet bei denen Botschafter in Togo oder derlei, und für so etwas bin ich einfach nicht gebaut. Aber ich wollte deren Gefühle nicht verletzen, deshalb bin ich todkrank hier untergekrochen und bleibe krank, bis alles abgeflaut ist und die nicht mehr dran denken, was, nehm ich an, noch drei Tage dauern wird – vielleicht vier.«
    »Das ist also Ihr Geschäft: Spenden auftreiben?«
    »Ich bin Regenmacher, und zwar ein guter. In ungeraden Jahren geh ich manchmal wieder zu den Fettsteißen, die ich angebaggert hab, und versuch die mit ein paar soliden Typen zusammenzubringen, die ich kenne – solche, die dicke Knete noch ein bißchen dicker machen können. Wenn’s klappt, krieg ich ein paar Prozente ab, und die Fettsteiße sind so dankbar, daß sie fast glücklich sind, mich zu sehen, wenn ich das nächste Mal vorbeikomm, um an ihren Geldbäumen zu rütteln.«
    »Kommen wir zur Sache«, sagte Partain. »Was wollen Sie von mir?«
    »Eins Komma zwei Millionen an Politgeldern sind verschwunden. Sicher geklaut. Vielleicht unterschlagen. Die will ich wiederhaben.«
    »Ich wüßte nicht mal, wo ich anfangen soll.«
    »Ja, aber ich«, sagte sie. »Bloß, während ich die Postkutsche lenke, brauch ich einen, der mit der Flinte neben mir auf dem Bock sitzt.«
    Partain grinste. »Ich glaub, das könnte ich hinkriegen.«

3. Kapitel
    Als er den Wilshire Boulevard erreicht hatte, fuhr Partain in Millicent Altfords schwarzem Lexus Coupé nach Westen,
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