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Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)
Autoren: Lilian Larsen
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bleiben. Sie war einfach zu alt, um noch eine Veränderung in ihr Leben zu bringen. Pilar wollte Evita alles geben, wollte alles für sie tun, aber sie würde nicht zulassen, dass Evita auch eine Hure wurde.
    Pilars Tochter sollte einen Ehemann bekommen, und zwar einen guten. Es war gewiss, dass die Leona jeden Mann umgebracht hätte, der es gewagt hätte, Evita zu deflorieren. Dieser Mann würde durch die Hände der Löwin sterben, das war gewiss.
    Und Evita? Es war der Beruf ihrer Mutter, mit Männern für Geld zu schlafen. Von diesem Geld lebten sie. dass es kein guter Beruf war, wusste Evita. Man sagte es ihr und ließ es sie auch fühlen. Fischer stanken, und somit war wohl auch das kein besonders guter Beruf. Pilar stank wenigstens nicht. Pilar roch einfach nach Mutter. Für Evita roch sie gut, denn Evita liebte Pilar wie das eigene Leben. Sie war eben die Tochter der Leona, für ihre Mutter hätte sich Evita in Stücke hauen lassen, hätte sie es verlangt.
    Vor Jahren, als Evita noch nicht zehn war, war Pilar von einem Fischer mit einem Messer bedroht worden, weil sie sich wegen des Liebeslohnes uneinig gewesen waren. Evita hatte den Mann in die Hand gebissen, hatte sich in ihn regelrecht verbissen, so dass sie bei der Flucht des Kerls ein paar Meter weit mitgeschleift worden war. Vermutlich hatte der biss in die stinkende Hand des baumlangen, tätowierten Mannes seinerzeit Pilar das Leben gerettet. Schon als Kind war Evita immer und überall in der Nähe, wenn Pilar Geld verdiente: in schmutzigen, nassen Bootshäusern, irgendwo im Gebüsch am Dorfrand, in der Mulde eines Pinienhains oder manchmal auch in einer düsteren Ecke der alten Markthalle. Überall, wo sich eine Gelegenheit bot, ein paar schnelle Pesos zu verdienen.
    Evita dachte manchmal über ihre Mutter nach. Manchmal sehnte sie sich nach Liebe. Sie war fast schon eine Frau, und das Leben an der Seite einer Dirne hatte sie bereits geprägt. Viele Mädchen in Evitas Alter schliefen schon mit Männern und prostituierten sich; Evita tat das nicht. Es hätte für sie genug Gelegenheiten gegeben, Männer halbnackt oder nackt zu sehen. Elvira war diesen Gelegenheiten bisher immer ausgewichen, war fluchtartig weggerannt oder hatte sich versteckt. Vielleicht tat sie es deshalb, weil sie im Unterbewusstsein fürchtete erwachsen zu werden, wenn sie einmal einen Mann nackt sehen würde. Freilich wusste Evita noch nicht viel über die Lust.
    Fluchen konnte Evita wie eine Dirne. Sie hatte es lernen müssen, es war ein Schutz für sie. Und bald war es ihr zur Gewohnheit geworden.
    Evita stellte den schweren Wasserkrug ab. Dann warf sie einen Blick zu dem Balkonfenster hinauf und auf die Standuhr aus dunklem HoIz, die ein paar Arbeiter als Geschenk von Don Felipe vor einigen Wochen gebracht hatten.
    Es war vier Uhr am Nachmittag. Pilar schlief noch. Sie war erst im Morgengrauen heimgekommen, war angetrunken gewesen und wurde von Evita in Ruhe gelassen. In diesem Zustand war sie reizbar, zeigte leicht ihre Krallen und fauchte wie eine Wildkatze. Doch dann bemerkte Evita in der Ferne eine gelbrote Staubwolke. Ein Reiter schien sich dem Dorf zu nähern. Da lief das Mädchen hinauf in den ersten Stock, rannte den Gang entlang und riss eine der Türen auf.
    "Mama!“ rief Evita.
    "Was ist denn?", knurrte die Frau auf dem Messingbett. Sie trug ein Unterkleid aus dünnem Stoff. Es stammte natürlich von Don Felipe. Pilars Körper war sehr fleischig, aber nicht hässlich. Gewiss liebten nicht alle Männer ihre barocke Üppigkeit, einige aber doch, und zu ihnen schien Felipe Garcias-Romero zu gehören.
    "Don Felipe kommt!“, rief Evita.
    Mit einem Ruck fuhr Pilar in die Höhe. Erschrecken huschte über ihr apartes, etwas kantiges Gesicht mit der klassischen geraden Nase.
    “Wie spät ist es?", fragte sie.
    „ Vier Uhr", sagte Evita und reichte ihrer Mutter ein zartes Neglige
    „ Meine Güte", zischte Pilar und fuhr sich mit den Fingern durch das aufgelöste, noch immer pechschwarze Haar. “Franco, diese Ratte, muss mir etwas in den Wein geschüttet haben ...“
    Evita kämmte bereits wortlos das Haar ihrer Mutter. Pilar wirkte unausgeschlafen und übernächtigt. Und sie war gereizt, denn sie wehrte Evitas Hände ab.
    "Geh runter", sagte sie barsch. "Biete ihm etwas an! Halte ihn auf! Aber lass dich nicht betatschen! Ich bringe jeden um, der dich anrührt! "
    "Auch ihn?“, fragte Evita.
    "Ihn mit Sicherheit“, sagte Pilar und drehte das Haar zu einem Knoten. „Geh
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