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Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)
Autoren: Lilian Larsen
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Oberschenkel deutlich.
    "Wie alt bist du?", fragte er Evita.
    "Fünfzehn, Don Felipe."
    "Hast du einen Freund, einen Verlobten vielleicht sogar?"
    "Ich habe keinen Freund, Señor, und einen Bräutigam schon gar nicht. Ich bin noch Jungfrau, Don Felipe!"
    "Oh!"
    "Was dachten Sie?", fragte Evita. Irgend etwas, das sie nicht beschreiben konnte, wallte in ihr hoch. War es Wut, Ablehnung oder Stolz?
    "Ich weiß, was Sie nun denken, Don Felipe!"
    "So? Was denn?"
    "Sie denken, dass Sie der Erste ..."
    "Hola, Querido!“, erklang es von der Tür her. Das war Pilars Stimme. In einem weinroten Kleid, das ihr hinreißend zu Gesicht stand, kam sie herein. Gerade noch rechtzeitig, wie Evita später meinte, denn sie war drauf und dran, dem Patron eine abscheuliche Gemeinheit in das ledrige Gesicht zu sagen, und vielleicht wäre er danach nie wieder gekommen.
    "La Leona", sagte Don Felipe.
    Er war aufgesprungen und eilte Pilar mit langen Schritten und ausgestreckten Armen entgegen.
    Wie es vorher die Tochter getan hatte, küsste Pilar nun die mit Altersflecken gesprenkelten Hände.
    Niemand sah ihr an, welche Gedanken hinter der hohen, klaren Stirn lebten. „Du warst die Nacht bei Franco?" Felipe runzelte die Stirn. Er hatte es nicht gern, wenn Pilar in die Kneipe ging, denn sie war immer gekleidet wie eine Zigeunerin. So hatte er sie aufgelesen, sie in den bürgerlichen Stand erhoben. und so brach sie bisweilen aus, betrank und schlug sich mit den anderen Dirnen herum und schlief manchmal für ein Paar Pesos mit einem Kerl.
    "Ich brauche das“, sagte sie nur. "Und du weißt es. Ich bin so!“
    Sie sah ihn an, und der Schweiß lief ihm den Rücken hinunter.
    "Geh in den Patio, in den Innenhof!“, befahl Pilar ihrer Tochter. "Geh in deinen Garten!"
    Das war das Signal. Das war die Stunde, die Evita hasste, wie nichts sonst in ihrem Leben. In dieser Stunde gehört Pilar nicht einmal sich selbst, und Evita glaubte, dass ihr Don Felipe sehr weh tat, denn die Leona schluchzte und stöhnte, wie es sonst nur ein Mensch tat, den man quälte.
     
    *
     
    Ablenken konnte sich Evita nicht. Sie musste immer an das denken, was nun in diesem Zimmer dort oben auf dem Messingbett geschah. Noch war es still. Insekten surrten um die Blüten, der Springbrunnen plätscherte leise. Erst vor einigen Monaten war dieses Haus mit einer elektrischen Leitung versehen worden. Don Felipes Arbeiter hatten die Pumpe angebracht, die, unter Gesträuch verborgen, das Wasser umwälzte.
    War es vielleicht Eifersucht, was Evita nun empfand? Immer wieder glitt ihr Blick hinauf zum Fenster. Irgendwo in den Bergen schrie erbärmlich ein Esel, und aus dem Dorf erklang das Gekeife der alten Paruta, von der man sagte, sie sei eine Hexe und habe den bösen Blick. Aus all diesen Nebengeräuschen heraus hörte es Evita ganz deutlich. Für fremde Ohren hätte es sich vielleicht gar nicht herausgehoben. Aber das Mädchen am Brunnen nahm es deutlicher wahr als je zuvor. Mit großer Angespanntheit lauschte Evita dem zunächst noch verhaltenen Stöhnen, das von oben herunterdrang.
    Gewöhnlich war Evita sonst weggelaufen, hatte sich auf einen Hügel gesetzt und den weißen Schiffen zugesehen, die ganz fern, ganz klein die reichen Menschen zu den großen Badeorten brachten. Und manchmal hatte Evita die Arme um die aufgestützten Knie geschlungen und den Kopf daraufgelegt. Manchmal kam sie so ins Träumen. Sie träumte von einem anderen Leben, wobei sie nicht einmal genau sagen konnte, wie dieses andere Leben eigentlich aussehen sollte.
    Heute aber war alles anders.
    Heute schaffte sie es einfach nicht, aus dem Haus zu laufen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wusste nicht zu sagen, ob es Furcht oder Neugierde war, was sie daran hinderte, einfach wegzulaufen. Evita war in diesen Augenblicken wie gelähmt. Langsam erhob sich das Mädchen vom Brunnenrand. Es waren mechanische Schritte, die sie ins Haus führten. Dabei hielt Evita den Kopf leicht angehoben, ging wie eine Schlafwandlerin und lauschte. Nie vorher war sie zu dieser Stunde im Haus gewesen. Daher wusste sie nicht. wie laut oder leise die Geräusche im Haus waren. Sie erschienen Evita laut, und sie steigerten sich, je weiter das Mädchen ins Haus hineinging. Das Dunkel des Hauses, die alten Möbel und Geruch der Zigarillos, der sich mit dem des schweren Parfüms mischte, das Pilar zu verwenden pflegte, all das vermischte sich zu einem ekelerregenden Gefühl.
    In einem Weinglas schwamm eine Wespe, sie ruderte mit den
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