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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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sogar etwas stolz darauf.
    »Jammer
nicht und gib wieder etwas Mehl hinzu, aber verbrauch nicht alles.« Ihre Mutter
lächelte milde und stampfte weiter in der Wäsche.
    »Ach,
ich tauge einfach nicht als Hausfrau.« Wütend warf Anna eine Handvoll Mehl
hinzu, was mit einer weißen Staubwolke belohnt wurde, die ihr direkt in die
Nase stieg. Sie unterdrückte das Verlangen zu niesen. Nach einigem Walken wurde
der Teig abermals so fest, dass er bröckelte. Bei ihrer Mutter sah es doch
immer so leicht aus, warum wollte es ihr nicht gelingen?
    »Mutter.«
Flehend sah sie zu ihr hinüber.
    Ihre
Mutter betrachtete mit krauser Stirn Annas Werk, dann seufzte sie. »Nun gut,
dann mach eben mit der Wäsche weiter, bevor du am Ende Brot für die ganze Stadt
machst.«
    Dankbar
reinigte sie ihre Finger und begann, den schweren Holzlöffel durch die
dampfende Wäsche zu schieben. Es war mühsam, und schnell war sie
durchgeschwitzt, aber durch das Steinhauen bei ihrem Vater war sie harte Arbeit
gewohnt.
    Schon
nach kurzer Zeit hielt ihre Mutter ein äußerst wohlgeformtes Stück in der Hand,
welches nicht zerfiel oder wie Wasser durch ihre Hände floss. »Schau her, so
sollte ein guter Brotteig aussehen.«
    »Ich
habe versucht –« Anna brach mitten im Satz ab und prustete los, als ihr
Blick auf das Gesicht und die Haare ihrer Mutter fiel. Sie waren über und über
mit Mehl verschmiert. Dieser Anblick war etwas Seltenes, denn die Mutter war
immer darauf bedacht, ihr Aussehen in Ordnung zu halten.
    »Was
ist?« Verwundert runzelte Magda Olde die Stirn.
    » Du hättest
besser auch eine Haube aufgesetzt.«
    Ihre
Mutter schielte auf die mehlverschmierte Haarsträhne, die ihr auf der Stirn
hing. Dann begann auch sie herzhaft zu lachen.
    Es
war so viel Teig da, dass sie drei Brotlaibe daraus formten. Die Mutter
erlaubte ihr, einen davon später zu Claas zu bringen. Anna schob zwei Laibe in
den Ziegelofen, aus dem ihr eine Welle heißer Luft entgegenkam. Dabei dachte
sie an Claas, und schon begannen wieder die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu
kreisen.
    Ein
energisches Klopfen unterbrach ihre Gedanken. Es war noch sehr früh, die Sonne
stand gerade über den Bäumen, also konnte es nicht ihr Vater sein; außerdem
würde er nicht klopfen. Vielleicht war es Claas, der für ihn etwas holen
sollte?
    Sie
sah ihre Mutter fragend an, worauf diese nur mit den Schultern zuckte, sich die
Hände an der Schürze abwischte und in die Diele verschwand. Ehe sie aufmachen
konnte, pochte es bereits erneut. So unhöflich kannte sie Claas nicht – es
musste jemand anderes sein. Aus den Schmetterlingen in ihrem Bauch wurde ein
beklemmendes Gefühl in der Brustgegend. Sie hörte, wie ihre Mutter öffnete,
gleich darauf stieß diese einen Schrei aus, wodurch Anna beinahe der Brotteig
aus der Hand gerutscht wäre. Jemand redete sehr hastig, und sie verstand nicht
viel, nur das Wort »Überfall« hörte sie deutlich heraus. Schnell legte sie die
Masse in die tönerne Form und war mit einem Satz in der Diele.
    Ihre
Mutter ließ gerade zwei Männer herein, die jemanden auf einer Trage ins Haus
brachten, und Anna stockte der Atem. Zuerst konnte sie nicht genau erkennen,
wer darauf lag, doch dann sah sie die blutdurchtränkten Beinkleider und das
Hemd ihres Vaters und schließlich ihn selbst. Sein Gesicht war blutverschmiert,
die Augen hielt er geschlossen.
    »Vater«,
keuchte sie. Nackte Angst kroch ihren Hals empor und legte sich wie ein Stein
auf ihre Brust. Ihr Herz hämmerte laut dagegen. Was war denn nur geschehen?
Waren die schweren Steinblöcke in der Werkstatt auf ihn gestürzt? Nein! Sie
hatte es doch eben deutlich gehört.
    Ihre
Mutter eilte voraus in das obere Stockwerk, und die Männer, die sie jetzt als
die Nachbarn Wegener und Meyer erkannte, folgten ihr ins elterliche
Schlafzimmer. Gerade, als Anna ebenfalls hinaufstürmen wollte, kam eine weitere
Person ins Haus und schnitt ihr den Weg ab. Es war Claas. Ein erschrockener
Ausdruck trat auf sein Gesicht, als er Anna sah, und er senkte den Kopf.
Flüchtig nahm sie wahr, dass auch er aus einer Wunde über dem Auge blutete und
sein rechter Arm seltsam schlaff herunterhing.
    »Ich
habe bereits nach dem Bader und der Kräuterfrau geschickt«, sagte Wegener mit
ernster Miene, nachdem sie ihren Vater auf das Bett gelegt hatten.
    »Vater.«
Anna schob sich an Claas vorbei und war mit schnellen Schritten oben. Es quoll
Blut aus mehreren großen Wunden an seinem Kopf und auch aus der Nase, die
merkwürdig
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