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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sich ihrer und drängten alle in die wohltuende Wärme der Halle und boten ihnen gebratenen Weißfisch und Lachsrogen, Pilze und Kräuter, Schneebeeren und Räucheraal an. Martine war darauf bedacht, neben Arvid zu sitzen. Die Folge war, dass sie ihre ganze Mahlzeit mit einem Kribbeln im Bauch zu sich nahm und jede Bewegung registrierte, die Arvid neben ihr machte.
    Gegen Ende des Essens sprach Arvid Skua direkt an. »Das Schiff?«, fragte er.
    »Morgen«, sagte sie.
    Er nickte zufrieden und sagte dann: »Womöglich gibt es keinen Platz für die Pferde.«
    Einen Moment begriff Martine nicht, was er meinte. Dann sagten sie und Zel und Cael wie aus einem Munde: »Trine kommt mit!«
    Arvid war verblüfft. »Es ist doch nur ein Pferd.«
    »Brambles Pferd«, sagte Safred leise.
    Er zuckte mit den Schultern. »Also schön. Die Wagen werden morgen ankommen, dann können wir mit der nächsten Flut laden und lossegeln«, sagte er. Er grinste Martine an,
und diese musste sich auf die Zunge beißen, um sich davon abzuhalten, dümmlich zurückzugrinsen. »In Foreverfroze sind immer jede Menge starke Männer in der Nähe, um bei der Beladung von Schiffen zu helfen!«
    »Warum ist das so?«, fragte Martine Safred.
    »Weil die Kapitäne lieber Frauen als Männer auf ihren Schiffen mitnehmen«, sagte sie abwesend, während sie auf einem Teller mit einem Rest Pilze herumpickte.
    »Aber wieso?«
    Arvid wandte sich ihr zu. »Weil der Kapitän der Familie eine Abgabe bezahlen muss, wenn ein Mann auf dem Meer verloren geht. Und wenn ein Schiff weit vom Kurs abgetrieben wird und nur mit Müh und Not nach Hause segelt, kommen Frauen besser mit dem Hunger zurecht als Männer und überleben eher«, erklärte er ernst.
    Martine grinste grimmig. »Also geht es um Silber«, sagte sie und beugte sich vor, damit sie ihn inmitten des Stimmengewirrs in der Halle besser hören konnte.
    »Silber und Gold«, pflichtete ihr Arvid bei. »Ein Schiff, das seine Mannschaft verliert, treibt den Kapitän in den Ruin, und dann verliert er sein Schiff.«
    »Kapitäne sind Männer?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht immer. Aber um ein Schiff bei rauem Wetter zu steuern, bedarf es der Kraft eines Mannes. Deswegen ist der Kapitän entweder ein Mann oder eine Frau, deren Gatte Steuermann ist.«
    »Ihr wisst eine Menge darüber«, bemerkte Martine.
    »Es sind meine Leute«, sagte er einfach. »Es ist meine Pflicht, sie zu kennen.«
    Plötzlich bemerkte sie, dass sie sich zu einer persönlichen Unterhaltung hatte verlocken lassen. Sie setzte sich aufrecht und bemühte sich, wieder einen unbeteiligten Eindruck zu machen. Die Erinnerung an den Moment vor der Halle
kehrte mit Macht zurück, und um ihre Verlegenheit zu übertünchen, sagte sie streng: »Und dafür zu sorgen, dass sie Euch kennen lernen. Und Eure Wachen.«
    »Natürlich müssen sie ihren Kriegsherrn und die Leute kennen, die sie beschützen«, sagte er ernst, aber mit dem Anflug eines Lächelns.
    Sie schnaubte ungläubig, und er lachte.
    »Beurteile mich nicht so vorschnell, Steinedeuterin! Hier oben im Norden liegen die Dinge anders.« Als er lachte, hatten sich einige Köpfe ihm zugewandt, und nun wurden ihnen verständnisvolle Blicke zugeworfen.
    Martine konnte es nicht abwarten, Foreverfroze wieder zu verlassen, am liebsten ohne Arvid. Sie schob sich vom Tisch zurück und stand auf. »Wenn Ihr mich dann entschuldigen würdet«, sagte sie.
    Er ließ sie gehen, rief ihr jedoch hinterher: »Geh und atme die Luft des Nordens ein. Sie macht den Kopf klar.«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Er schaute sie ernst an, ohne verbergen zu wollen, was in ihm vorging; seine Augen waren dunkel und voller Gefühl und Begierde. Nach ihr. Das Feuer in ihr loderte erneut auf.
    Martine ging rasch zur Tür und in die erfrischend kühle Luft hinaus. Sie ließ die Häuser hinter sich und steuerte die Anhöhe an, um dort Abgeschiedenheit und Zeit zum Nachdenken zu finden. Der Anstieg war steil, doch es gab einen Pfad, und sie mühte sich bergauf, froh darüber, sich nach dem Tagesritt die Beine zu vertreten. Oben angekommen, hatte sie genug Energie verbraucht, um innezuhalten und die Aussicht zu genießen. Die Sonne ging unter, und das Licht hatte sich verändert, hatte seine Helligkeit verloren, war diesig und golden geworden. Der Mond ging gerade erst auf und wirkte über dem schwarzen, sich bewegenden Meer riesig. Martine streckte die Hände aus, eine nach Osten, die
andere nach Westen, bis Sonne und Mond in

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