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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse
Autoren: Pamela Freeman
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Hacke, Messer, Sichel. Nicht die Waffen von Soldaten, dennoch todbringend.
    Lächelnd schaute Saker zu, während sie den Hügel hinab auf Carlion zustürzten. Dann machte er sich daran, ihnen zu folgen.

Leof
    Noch vor Morgengrauen wartete Leof in der Kälte auf das Signal zum Angriff. Versteckt zwischen Bäumen, tätschelte er sein Pferd ab und zu, um es zu beruhigen. Wie Lord Thegan es gesagt hatte, verbarg das stille Wasser des Sees nichts. Leof war davon überzeugt, dass sein Herr Recht hatte. Die Erzählungen waren nichts weiter als ein Täuschungsmanöver des Seevolks.
    »Vielleicht gibt es da einen verschlagenen Geist«, hatte Thegan seinen Leuten am Vorabend gesagt. »Oder vielleicht besitzt das Seevolk einen kleinen Zauber, mit dem es Trugbilder heraufbeschwören kann, um Feiglingen einen Schrecken einzujagen. Aber denkt daran, es ist bloß eine Illusion. Der See kann unmöglich eigene Macht haben.«
    Es wirkte beruhigend auf ihn, an diese Worte zu denken, die ausgesprochen worden waren mit jener Zuversicht, die andere mitriss. Kein Wunder, dass Thegans Männer diesem so bereitwillig hier zum See gefolgt waren. Sie glaubten alles, was Thegan sagte. Dass die Bewohner von Baluchston den Handel zwischen den Domänen unterbänden, indem sie Wucherpreise für die Verschiffung von Waren und den Transport von Menschen über den See berechneten. Dass es keinen wirklichen Grund gebe, keine Brücke zu bauen. Baluchston mache sich lediglich alte Geschichten über den See zu Nutze, um sein Monopol zu bewahren. Alte Geschichten
und ein merkwürdiges Bündnis mit dem Seevolk. Eine Allianz, die zerschlagen werden musste, um Baluchston eine Lektion zu erteilen.
    Falls Thegan die freie Stadt Baluchston einnahm, würde er - und das wurde nie erwähnt - die gesamte Mitte der Domänen beherrschen, vom Kliff bis an die Grenzen von Carlion. Allerdings waren die Männer auch keine Narren. Sie wussten es, und sie waren damit einverstanden. Ihr Herr sollte der Mächtigste in den Domänen sein. Sie waren davon überzeugt, dass er es verdient hatte und sie mit ihm. Seine Macht würde die ihre sein, und sie würden sich darin suhlen und aalen.
    Leof warf erneut einen prüfenden Blick in die Ferne, doch dort war lediglich das flüsternde Schilfrohr. Der Himmel am Horizont wurde mit Einbruch der Morgendämmerung langsam hell.
    Thistle bewegte sich unruhig, woraufhin Leof ihr sanft zumurmelte. Thistle war ein gutes Pferd, wenn auch kein Steepler. Seine Steeplerstute Arrow hatte er im Fort zurückgelassen.
    Gedanken an Arrow ließen ihn unvermeidlicherweise an Bramble denken; an ihrer beider erstes Rennen gegeneinander, er und Arrow gegen sie und ihren Rotschimmelwallach; an ihre darauffolgende Nacht in seinem Bett in dem Gasthof - und daran, dass er sie gleich zweimal verloren hatte. Einmal, als er sie gegen den ausdrücklichen Befehl seines Herrn hatte laufen lassen, damit sie auf eigene Faust einen Weg aus Thegans Herrschaftsbereich fand. Sein Unbehagen über seine Illoyalität übertrug sich auf Thistle unter ihm, sodass das Pferd unruhig wurde. Deswegen lenkte er seine Gedanken wieder auf Arrow und vergrub die Erinnerungen an Bramble, so tief er konnte.
    Wenn Fußsoldaten gegen Berittene antraten, versuchten
sie, zunächst das Pferd zu Fall zu bringen, und wendeten sich dann dem Reiter zu. Auf keinen Fall wollte er Arrow wegen eines verirrten Pfeils oder eines geworfenen Speers verlieren. Sein Herr hatte ihn dafür gescholten, dass er sie zurückließ, doch auf jene freundliche, leutselige Art und Weise, die bedeutete, dass er es nicht ernst meinte. Dennoch hätte Leof sie fast mitgenommen, nur um Thegan zu beweisen, dass er loyal war.
    Wie auf ein Stichwort erklang nun das Signal zum Angriff, ein lang gezogenes Hornsignal, das seltsam zwischen den Kiefern widerhallte. Leof drängte Thistle vorwärts, gefolgt von dem kleinen Trupp Berittener und der wesentlich größeren Gruppe Bogenschützen und Pikenträger, die Thegan unter Leofs Befehl gestellt hatte. Ihre Aufgabe war einfach: Die Berittenen sollten das Seeufer absichern, damit die Bogenschützen brennende Pfeile in das Schilf abschießen konnten. Dann würde die ganze Truppe das Gelände absichern, bis das Schilf bis an die Wasserlinie heruntergebrannt und der See freigelegt war. Thegan hatte bewaffnete Scharen um den gesamten See herum Position beziehen lassen, sowohl in der Central Domain wie auch in der Cliff Domain. Sein Ziel war es, die geheimen Verstecke des Seevolks
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