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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
Autoren: V.C. Andrews
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aus der Entfernung konnte ich, da Brody neben ihm war, erkennen, dass er etwa einen Meter neunzig groß und schlank war und dunkelbraunes Haar hatte. Er trug einen Anzug und hielt die Hand meiner Mutter, als
sie alle das Haus betraten. Jake fuhr das Auto zur Garage. Ich holte tief Luft.
    Jetzt geht’s los, dachte ich und ging langsam zum Haus zurück.Als ich eintrat, hörte ich sie alle laut reden, dabei konkurrierte Victorias Stimme mit der von Großonkel Richard.
    Alle drehten sich um und hörten auf zu sprechen, als ich in der Tür erschien. Es war der längste Augenblick meines Lebens, dort zu stehen und mich jedem von ihnen zu stellen.
    Der Ehemann meiner Mutter sah gut aus. Er hatte dichtes Haar, ordentlich geschnitten, seine intelligenten, haselnussbraunen Augen leuchteten, strahlten Selbstbewusstsein aus wie zwei wertvolle Juwelen in einem gleichmäßig gebräunten Gesicht mit einem festen Mund und starkem Kiefer. Er wirkte am entspanntesten, saß mit ruhiger Eleganz inmitten dieses Ausbruchs von Emotionen und Wut, der um ihn herum tobte. Als er zu mir schaute, kniff er die Augen mit geflissentlicher Neugierde zusammen, während ein fast unmerkliches Lächeln um seine Lippen spielte.
    »Nun?«, sagte Victoria schließlich zu meiner Mutter, bedachte sie mit einem Blick voller Ekel und Verdammung und schaute dann zu Grant.
    Meine Mutter sah auch ihren Mann an, und er nickte so leicht, dass dies darauf hinwies, dass sie diesen Augenblick geplant hatten.
    Brodys Blicke waren auf mich gerichtet. Er lächelte warm, aber Alison schnaubte fast wie ein Bulle.

    Meine Mutter erhob sich und kam lächelnd auf mich zu.
    »Hallo, Rain«, sagte sie. »Du und ich, wir wollen einen Spaziergang machen, damit wir uns unterhalten können.«
    Ich warf einen Blick zurück auf Grant, der mich mit immer größerem Interesse anschaute. Er gab mir das Gefühl, als wartete er auf meine Reaktion, wartete darauf, zu allen möglichen Schlüssen über mich zu kommen. Ich drehte mich nur um und marschierte wieder zum Haus hinaus.
    Meine Mutter ging neben mir her, die Arme unter der Brust verschränkt, den Kopf gesenkt.
    »Das ist alles so ein Riesendurcheinander«, begann sie. »Ich glaubte immer, meine Mutter würde ewig leben. Sie hatte dieses Flair von Unsterblichkeit um sich. Ich erinnere mich daran, wie gut sie mit dem Tod meines Vaters zurechtkam. Sie war immer jedermanns Stütze. Ich hege sogar den Verdacht, dass sie dies alles ausgeheckt hat, dass sie entschieden hat, wann und wie sie sterben und was deswegen passieren würde.«
    Sie blieb stehen und seufzte tief. Dann schaute sie mich an.
    »Wie geht es dir? Entschuldige bitte, ich hätte dich eher danach fragen sollen.«
    »Ich habe überlebt«, erwiderte ich. Ihr Lächeln verlor sich rasch. »Die Schule war sehr gut, aber bei deinem Onkel und deiner Tante zu leben …
    »Ich weiß, ich weiß. Ich habe mich bei ihnen nie
besonders wohl gefühlt.Ach,Tante Leonora ist schon in Ordnung, ein bisschen verrückt vielleicht, aber Onkel Richard gibt einem das Gefühl …«
    »Minderwertig zu sein?«
    »Ja, genau«, bestätigte sie nickend.
    Ich überlegte, ob ich ihr alles erzählen sollte, alles auszuspeien wie eine unverdaute Mahlzeit, sie wissen zu lassen, was ich wirklich erdulden musste, sie wissen zu lassen, welchen Schmerz und welche Schwierigkeiten ihre Handlungen von vor so langer Zeit immer noch hervorriefen, aber dies war nicht die Zeit dazu. Zuerst mussten wir an Großmutter Hudsons Beerdigung denken.
    »Vermutlich hast du ihnen alles erzählt?«, fragte ich.
    Sie ging weiter auf den See zu, den Kopf gesenkt, die Arme verschränkt.
    »Also, nicht ganz«, sagte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Grant weiß alles, aber den Kindern habe ich noch nicht die Wahrheit über dich gesagt. Grant und ich hofften, wir könnten ihnen das alles ersparen«, fügte sie rasch hinzu. »Bestimmt kannst du das verstehen.«
    »Nein, das kann ich nicht«, entgegnete ich wütend. »Es kommt eine Zeit, da müssen alle Lügen ein Ende haben.«
    »Es ist nicht so sehr lügen, wie nicht die ganze Geschichte zu erzählen.«
    »Was hast du ihnen denn über mich erzählt?«

    »Also, nicht viel mehr als vorher«, sagte sie. Ich habe nur hinzugefügt, dass dein Vater ein guter Freund von mir auf dem College war und dass ich das alles für dich tue wegen dieser alten Freundschaft.«
    »Aber wenn sie erfahren, was im Testament steht …«
    »Sie werden bei der Testamentseröffnung nicht anwesend sein, und mit
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