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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
Autoren: V.C. Andrews
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gelitten hat?«
    »Woher soll er das wissen, Leonora? Er ist nicht der Arzt deiner Schwester. Er ist ihr Chauffeur.«
    »Nach dem, was ich erfahren habe, Mrs Endfield«, erwiderte Jake und ignorierte Großonkel Richard dabei völlig, »ging alles so schnell, dass sie gar keine Zeit hatte für Schmerzen. Das sah ihr ähnlich«, fügte er für mich hinzu. Er beugte sich zu mir vor, als wir weiter auf das Gepäckkarussell zugingen.
    »Sie sehen jetzt ganz wie eine Dame aus, Prinzessin. Sie wäre verdammt stolz«, flüsterte er.
    Ich lächelte und drückte seine Hand. Er schaute mich schnell an, als er spürte, wie meine Hand zitterte.
    »Wie geht es meiner Nichte?«, fragte Großtante Leonora.
    »Und welche meinen Sie, Mrs Endfield?«
    »Victoria natürlich«, erwiderte Großonkel Richard scharf. Als hätten sie meine Mutter bereits aus dem Familienstammbaum herausgerupft.
    »Oh. Es geht ihr gut. Sie ist im Haus und erwartet sie alle. Megan wird mit ihrer Familie am frühen Nachmittag eintreffen«, fügte er hinzu.
    »Es ist also eine Beerdigung nötig, dass wir uns alle wiedersehen«, stöhnte Großtante Leonora.
    »Hm«, grunzte Großonkel Richard.

    Jake warf einen Blick nach hinten zu ihm und zwinkerte mir dann zu.
    In ihm hatte ich einen Freund fürs Leben.
    »Wie geht es Rain?«, fragte ich ihn.
    »Oh, Junge, der geht’s prima.Warten Sie ab, bis Sie sie gesehen haben«, sagte er.
    »Über wen sprechen Sie?«, fragte Großtante Leonora, die mitgehört hatte.
    »Mein Rennpferd, Mrs Endfield.«
    »Sie haben ein Pferd nach diesem Mädchen benannt?«
    »Hmhm. Das Pferd ist auch mächtig stolz darauf«, sagte er.
    Wenn ich nicht zu einer Beerdigung nach Hause gekommen wäre, hätte ich laut gelacht. Es würde noch eine Weile dauern, bis ich wieder fröhlich lachen konnte.
     
    »Ich vergesse immer, wie groß dieses Anwesen ist«, sagte Großtante Leonora, als wir die kreisförmige Auffahrt hinauffuhren.
    Es war wirklich ein großes Haus. Endfield Place würde leicht in Großmutter Hudsons Haus hineinpassen.
    »Protzig«, murmelte Großonkel Richard mit Blick auf die vier hohen Säulen, die das vordere Giebeldach trugen. »Das habe ich mir schon immer gedacht. Amerikaner glauben, größer sei besser.«
    »Diese Haustür mochte ich immer, Richard«, beharrte Großtante Leonora. Die große Vordertür
bestand aus vier Paneelen und war an den Seiten und oben von einem schmalen Band rechteckiger Fensterscheiben in einem filigranen, dekorativen Rahmen umgeben.
    Natürlich umfasste das Grundstück viel mehr Land als das in England und es gab dort auch einen kleinen See. »Unseres hat mehr Klasse«, beharrte Großonkel Richard.
    »Ja, ja, natürlich«, bestätigte Großtante Leonora nur zu bereitwillig.
    Rivalität unter Geschwistern erstreckte sich sogar über den Ozean.
    Wir stiegen aus und gingen ins Haus, wo wir Victoria vorfanden. Sie saß bei einer Tasse Kaffee, den Kopf über einen Stapel Dokumente gebeugt, die auf dem Speisezimmertisch ausgebreitet waren.
    Als wir erschienen, schaute sie auf. Sie war blass, ihre Augen stumpf, aber ich fand, so sah sie immer aus. Wenn Großmutter Hudsons Tod sie mitgenommen hatte, dann war das ein wohl gehütetes Geheimnis.
    »Victoria«, rief meine Großtante und streckte die Arme aus.
    Victoria erhob sich langsam. Sie wirkte sogar noch größer und dünner, als ich sie in Erinnerung hatte, und so viel Zeit war inzwischen nicht vergangen. Sie trug einen ausgebleichten rosa Morgenmantel und hatte weder Make-up noch Lippenstift aufgetragen. Ihr stumpfes braunes Haar hing ihr schlaff über die Ohren.

    »Hallo, Tante Leonora«, sagte sie, ging aber nicht auf sie zu, um sie zu umarmen. »Onkel Richard.«
    »Hallo,Victoria. Uns tut das alles sehr Leid«, sagte er und nickte leicht in Richtung auf mich.
    »Es ist eine üble Geschichte«, sagte sie und starrte auf die Papiere. Endlich nahm sie Großtante Leonoras Hand und umarmte sie schnell. Großonkel Richard küsste sie auf die Wange.
    Jake verursachte ein Geräusch, als er mit dem Gepäck durch die Haustür kam.
    »Oh, Jake«, sagte Victoria und trat in die Eingangshalle. »Bringen Sie die Sachen meiner Tante und meines Onkels in das Zimmer meiner Mutter und ihre Sachen«, fügte sie mit einem Kopfnicken zu mir hinzu, »nach unten in das Zimmer des Dienstmädchens.«
    »Nicht in ihr eigenes Zimmer?«, forderte Jake sie heraus.
    »Alison wird in ihrem Zimmer sein wollen«, sagte sie. Sie wandte sich an mich. »Bestimmt ist Ihnen das recht,
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