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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten
Autoren: V.C. Andrews
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jede noch so kleine Summe, die Mama von ihm erhielt, war auch weg. Im Supermarkt verdiente sie nicht annähernd genug, um für unsere Bedürfnisse aufzukommen.
    »Beni und ich schauen uns morgen nach Arbeit um, Mama.«
    »Nein, das tut ihr nicht«, erwiderte sie so schnell, als hätte sie mein Angebot erwartet. »Ich möchte, dass ihr euch auf die Schule konzentriert.«

    »Aber Mama, andere Mädchen in unserem Alter arbeiten auch hier und da Teilzeit«, protestierte Beni. »Warum können wir das nicht?«
    »Und wann machen sie ihre Hausaufgaben, Beni, hm? Sie arbeiten nach der Schule.Völlig erschöpft schleppen sie sich spät nach Hause und lesen oder schreiben nichts mehr; dann arbeiten sie auch noch am Wochenende und haben wieder keine Zeit zum Lernen«, erklärte Mama.
    »Wir gehen sowieso nicht aufs College, Mama. Dann ist es doch egal«, sagte Beni.
    »Warum kannst du nicht positiver denken, Beni? Rain schafft das doch auch«, sagte Mama und kniff die Augen zusammen.
    Beni warf mir einen wütenden Blick zu.
    Mama schüttelte den Kopf und schaute Roy an.
    »Wir kommen schon klar, Mama«, sagte er. »Ich nehme den Job in Slims Garage. Ich gebe dir so viel, wie er dir immer gab, vermutlich mehr.«
    »Ich will nicht, dass du mit der Schule aufhörst, Roy«, sagte Mama, aber ohne großen Nachdruck. Roy war jetzt ein Mann, achtzehn Jahre alt, mit breiten stolzgeschwellten Schultern; Stolz, den er von ihr geerbt hatte.
    »Gut«, sagte er und warf mir einen tiefgründigen Blick zu, bevor er sich umdrehte, um in sein Zimmer zu gehen.
    Mama seufzte wieder und schaute dann zu mir hoch.
    »Mach nicht den gleichen Fehler wie ich, Rain. Lass dir Zeit, bevor du dich von einem Mann einfangen lässt, hörst du?«
    »Ja, Mama.«
    »Und glaub ihren Versprechungen nicht«, warnte sie mich.

    »Männer stecken voller Versprechungen.Von dem Tag an, an dem sie ihre ersten Worte sprechen, verfügen sie über eine nie versiegende Quelle falscher Hoffnungen, aus der sie schöpfen, wenn sie ein ahnungsloses weibliches Wesen entdecken.«
    »Okay, Mama«, versprach ich lächelnd.
    »Sieh doch nur, wie hübsch du bist, sogar wenn du mitten in der Nacht aufwachst. Komm her und gib mir einen Kuss, damit ich heute Nacht süß träume«, bat sie, und einen Augenblick lang waren ihre Augen wieder jung, die Augen der Mama, die mir früher vorsang, meine Hand hielt, mich umarmte, wenn ich Alpträume hatte, und mir einen Gutenachtkuss gab.
    Ich umarmte sie, und sie drückte mich ein wenig fester an sich als üblich und streichelte mir übers Haar. Davon bekam ich Schmetterlinge im Bauch. Ich spürte, wie ihre Knochen unter der dünnen Haut zitterten. Sie hatte abgenommen, als ob der Kummer sie schrumpfen ließ.
    »Ihr Kinder seid meine einzige Hoffnung«, flüsterte sie. »Lass mich nicht im Stich, Rain.«
    »Das tun wir nicht, Mama.«
    »Beni fühlt sich ständig angegriffen«, klagte sie mit müder Stimme, als wir uns trennten. »Ich weiß auch nicht warum. Ich bringe ihr doch nicht bei zu hassen, aber sie glaubt, schwarz zu sein bedeutet, ständig wütend zu sein. Sie müsste mehr lachen. Ich hatte gehofft, du würdest ihr das beibringen, Rain. Ich hatte gehofft, etwas von deinem Licht würde in ihre Dunkelheit strahlen.«
    »Sie kommt schon klar, Mama«, versprach ich.
    »Ich weiß«, sagte Mama, aber sie senkte den Blick, als sie das sagte, damit ich ihren Zweifel und ihre Sorge nicht sah.
»Geh jetzt auch schlafen, Mama. Du kennst Ken. Er ist eine Weile weg, und dann kommt er wieder.«
    »Ich weiß«, stimmte sie zu. »Geh schlafen, Rain. Mach schon«, drängte sie.
    Ich verließ die Küche und schaute mich noch einmal um. Sie holte tief Luft, stand auf und las die Scherben des Tellers auf, den sie gegen die Wand geschmissen hatte. Sie ließ sie in den Mülleimer fallen und stand dort mit dem Rücken zu mir. Ihre eins zweiundsechzig große Gestalt war noch ein wenig weiter geschrumpft. Mamas Polster an Hoffnung schwand dahin.Wann bekommen die Guten ihre gerechte Belohnung, fragte ich mich und war mir sicher, dass Mama sich das Gleiche fragte.
    Beni lag im Bett, die Augen weit geöffnet. Wut schwelte in ihr wie Feuer in einem Haus, das angesteckt worden war.
    »Mama wird dich immer lieber mögen als mich«, fauchte sie mich an, sobald ich eintrat.
    »Nein, das tut sie nicht, Beni.«
    »Nein? Warum kannst du nicht wie Rain sein?«, äffte sie sie nach und wackelte mit dem Kopf. »Das höre ich ständig.«
    Sie drehte sich um, so dass sie mir
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