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Die Horden der Schattenzone

Die Horden der Schattenzone

Titel: Die Horden der Schattenzone
Autoren: Horst Hoffmann
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»Weder die Laute noch die anderen Zeichen. Aber das ist jetzt alles ohne Belang. Eine der Grundregeln für jeden Pfader, der sich in unbekannte Gefilde der Schattenzone verirrt hat, lautet: Sieh zu, daß du die ersten Stunden überlebst – dann stelle dir Fragen!«
    Mythor drängte es weiter, in der Hoffnung, irgendwo einen Anhaltspunkt zu finden, ohne daß er sich vorstellen konnte, wie dieser beschaffen sein sollte. Wie weit waren sie eigentlich gekommen – in einer Welt, in der alles ins Riesenhafte zu wachsen schien?
    Er wollte nicht tatenlos warten, nicht sein Schicksal in die Hände von Dämonen und anderen Kreaturen der Finsternis legen. Aber seine ganze Hoffnung konnte sich nur auf Robbin gründen, und so blieb ihm und Fronja gar nichts anderes übrig, als zu tun, was dieser verlangte.
    Sicher hatte der Pfader gute Gründe für sein Verhalten. »Was hat er gesehen, als er uns verließ, um auf Erkundung zu gehen?« flüsterte Fronja.
    Mythor fand keine Antwort darauf. Ihn bedrängten andere Fragen.
    Wie waren sie hierher gelangt? Die Hermexe hatte sich auf dem Hexenstern befunden, als er in sie hineinschlüpfte. Wie kam sie nun in die Schattenzone?
    Eine Hinterlist von Zaem, um sich seiner und Fronjas für alle Zeiten zu entledigen?
    Und was war aus den Gefährten geworden, aus Gerrek, Scida, den Aasen, aus Burras Amazonen und Burra selbst?
    So quälten ihn die Gedanken, setzten ihm die Erinnerungen an die Kämpfe gegen die Dämonen in der alptraumhaften Welt der Hermexe zu, bis ihn etwas urplötzlich aus den Grübeleien riß.
    Fronja stieß einen entsetzten Schrei aus und legte sich die Hand auf den Mund. Mythors Faust schloß sich um Altons Griff. Robbin sah schnell zu, daß er vom Eingang des Spaltes fortkam, und drängte sich neben Mythor gegen den kalten Fels.
    Dem ersten Beben folgte ein zweites, dann löste eines das andere ab. Der Boden hob und senkte sich unter den Füßen der drei. Die Felswände wurden so heftig erschüttert, daß Teile aus ihnen herausbrachen – spitze Splitter, die, Geschossen gleich, in den Boden schlugen und die Schutzsuchenden nur knapp verfehlten.
    Mythor riß Alton aus der Scheide. Mit der anderen Hand stützte er Fronja, wobei er selbst Mühe hatte, das Gleichgewicht zu bewahren.
    »Was ist das, Robbin?« flüsterte er.
    Die Erschütterungen folgten nun so schnell aufeinander, daß der Felsboden keinen Herzschlag mehr zur Ruhe kam.
    Urplötzlich hatte Mythor eine Vision. Er sah sich selbst unweit von Lockwergen, als er bei der Verfolgung der Peitschenbrüderbande den Titanenpfad überquerte. Und wie die Schritte von Titanen wann die Beben – Schritte, die alles niederstampften, das ihnen im Weg war.
    »Robbin – sind das die Bewohner dieser Zone? Jene, die du gesehen hast? Riesen?«
    »Ich habe sie nicht gesehen«, sagte der Pfader etwas kleinlaut. »Doch nur Riesen können es sein. Ich spürte ihr Kommen, weißt du? Und ich…«
    Mythor brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen.
    »Robbin, dann werden wir sie uns jetzt ansehen. Nichts gegen dein Gespür, aber ich will allmählich wissen, woran ich bin.«
    Er drehte sich zu Fronja um. Sie nickte, bevor er die Frage stellen konnte, die nur schwer über seine Lippen kommen wollte.
    »Geht«, flüsterte sie halberstickt. »Geht und seht nach. Ich bin hier so sicher wie anderswo.«
    Mythor schauderte zusammen, als er sich der Bedeutung ihrer Worte bewußt wurde. Fast war es wie ein Hohn auf ihre Lage, das Wort sicher überhaupt in den Mund zu nehmen.
    In einer Aufwallung von hilflosem Zorn warf Mythor sich herum und wünschte sich, dort draußen auf leibhaftige Gegner aus Fleisch und Blut zu stoßen, mit denen er es aufnehmen könnte. Er ertrug die Untätigkeit für keinen Augen blick länger, rang die dumpfe Furcht nieder, die ihn zu lähmen drohte, und winkte Robbin mit sich hinaus.
    Er warf einen letzten Blick zurück zu Fronja, die ihm bedeutete, er solle gehen.
    »Wir kommen zurück«, versprach er.
    Der Boden hob und senkte sich jetzt noch heftiger und in schnellerer Folge. Vor dem Eingang zur Felsspalte stürzten Steine herab, denen Mythor und der Pfader nur um Haaresbreite durch gewagte Sprünge entgehen konnten.
    Doch dann, als sie den ersten häusergroßen Fuß sahen, der hoch über ihnen für einen Moment verharrte, um dann mit fürchterlicher Wucht auf sie herabzustoßen, waren sie vor Schreck nicht einmal mehr in der Lage zu schreien.
    Es war nichts als schieres Glück, daß der Riesenfuß wenige Schritte
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