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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
Autoren: Ari Marmell
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verlassen. Seine linke Seite war komplett taub, und der Boden unter seinen Füßen war glitschig von Blut. Er fiel hin, prallte gegen die Wand, sank neben Khanda. Ein letztes Mal streckte er die Hand aus, packte Kralle und versuchte sich noch einmal aufzurichten. Der Kholben Shiar veränderte sich, grub sich noch tiefer in den mürben, zerbröckelnden Stein des Kellergewölbes.
    Ein lautes Krachen ertönte, als die Magie des Dämons auf die zersplitterte Decke traf. Der Staub schien alles zu ersticken, fast wie ein unnatürlicher Nebel, der sich erhob, um die jenseitige Welt vor dem Blick der Sterblichen zu verbergen. Corvis fiel unter dem Gewicht der unsichtbaren Kraft hintenüber. Er spürte, wie die ersten Steine wie Hagelkörner auf seine Schultern prasselten, hörte das dumpfe Grollen des Mauerwerks, das sich verschob, und gab sich der Ohnmacht hin.
     
    Nichts bewegte sich mehr, bis auf eine Handvoll Steine, die langsam von dem Steinhaufen herunterpolterten, der inzwischen fast ein Viertel des Kellers einnahm. Sie sprangen mit
einem hohlen Klacken herunter, bis sie schließlich auf dem Boden landeten und zu den anderen in die Ecken rollten. Die Staubwolke begann sich ganz langsam zu legen, und die Echos vom Zusammenbruch der Decke verklangen in den schmerzenden Ohren.
    Mellorin versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr nicht, wegen des Gewichtes, das auf ihr lag. Dann erst fiel ihr wieder ein, wo sie war. »Ich …« Sie schluckte und versuchte den Staub aus ihrem Mund und ihrer Kehle zu bekommen. »Es geht mir gut, Onkel Jassion.«
    Sie spürte seinen Argwohn und auch die Anspannung, als er zögernd von ihr herunterrutschte, aber er bewegte sich. Als sie aufstand, zitterten ihre Knie. Den blutverschmierten Dolch ließ sie auf dem Boden liegen. Zögernd stolperte sie auf den Trümmerhaufen zu, unter dem zum einen der Mann lag, den sie zu lieben geglaubt hatte, und zum anderen ein Mann, von dem sie gedacht hatte, dass sie ihn hasste. Sie spürte die Feuchtigkeit auf ihren Wangen, aber im Augenblick weinte sie nicht. Ihre Seele wirkte seltsam distanziert, wie betäubt, sie hatte keine Tränen mehr, die sie hätte vergießen können.
    Ohne nachzudenken streckte sie eine Hand nach den Steinen aus und blinzelte verwirrt, als sich blasse Finger um ihr Handgelenk legten und sie zurückhielten.
    »Tu’s nicht«, befahl Jassion ihr. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie den fremdartigen Tonhall in seiner erstickten Stimme erkannte. Es war Mitgefühl. »Wir wissen nicht, wie stabil der Haufen ist. Er könnte auf dich herunterprasseln.«
    »Ich habe ihm nie … Ich konnte ihm niemals …«
    »Ich weiß. Es tut mir leid, Mellorin.«
    Sie wollte verdammt sein, wenn er nicht so klang, als meinte er es ernst.
    Da hörte Mellorin ein Schlurfen und sah aus den Augenwinkeln,
wie Irrial neben ihr auftauchte. Sie zuckte zusammen, als die ältere Frau ihr eine Hand auf die Schulter legte, wich der Berührung jedoch nicht aus.
    »Er hat dich sehr geliebt, Mellorin. Was auch immer du über ihn hören wirst … und du wirst mit Sicherheit einiges über ihn hören, was du lieber nicht wissen willst. Aber du kannst mir glauben, dass er dich sehr geliebt hat.«
    »Ich glaube … Ich glaube, das weiß ich bereits.«
    Sie ging wieder zurück durch den Keller, ließ den indifferenten Steinhaufen hinter sich und bückte sich, um das Einzige aufzuheben, was ihr von ihrem Vater geblieben war. Erneut veränderte sich Spalter in ihrer Hand, wurde zu dem schweren Dolch, den sie bereits so gut kannte, den sie verachtete und trotzdem brauchte. Sie sah sich um und bemerkte, wie Jassion, Irrial und Gildenmistress Mavere sie beobachteten.
    Immer noch auf Knien, fuhr sie mit einem Finger über den kleinen gefiederten Leichnam, der neben der Waffe lag. Er bewegte sich unter ihrer Berührung, und ein Flügel klappte zurück. Darunter wurde gefleckte Haut sichtbar, an der Federn klebten.
    »Es gibt so vieles, was ich nicht verstehe, so viele Lügen, die Kaleb … Khanda mir erzählt hat. Erklärt ihr es mir?« Sie schien die Frage in den Raum zu werfen und nicht an einen von ihnen zu richten. »Alles?«
    »Das werden wir«, versprach ihr Jassion.
    »Selbst die Teile, von denen ihr glaubt, dass ich sie lieber nicht hören möchte«, beharrte sie.
    »Ja.« Diesmal antwortete Irrial, aber ihr Ton klang nicht weniger aufrichtig.
    »Danke.« Staub rieselte von Mellorin herunter, als sie sich aufrichtete, aber sie machte keinerlei Anstalten, sich zu
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