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Die Hölle von Tarot

Die Hölle von Tarot

Titel: Die Hölle von Tarot
Autoren: Piers Anthony
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mehr. An die verbliebenen Bänke klammerten sich nur noch ein Dutzend der Teufelsanbeter. Das Pentagon wirbelte durch das schmale Zentrum der Spirale und schlug dann mit lautem Klatschen auf dunkles Wasser auf.
    Lee blickte sich mißbilligend um. „Das soll die Hölle sein?“ fragte er.
    „Erst der Vorgeschmack“, gab Bruder Paul zurück.
    „Oh, der Styx“, meinte Lee.
    „Die Hölle hat sich noch nicht richtig manifestiert“, versicherte ihnen Therion genüßlich.
    Das war also alles nur ein Vorspiel gewesen. Die Show zum Einheizen. Bruder Paul fuhr es kalt den Rücken herunter. Wie würde es aussehen, wenn es erst ernst würde?
    Das Pentagon schaukelte über die leisen Wellen und bewegte sich mit unsichtbarer Kraft und Lenkung über den Fluß. Ein recht kräftiger Wind von vorn trug ihnen den Geruch von Fäulnis entgegen und kühlte sie trotz seiner Wärme aus. Andere Boote schwammen mit ihnen, richtige Boote. Ihres war eigentlich nur ein Floß. Komisch, es fuhren ebenso viele Boote in die eine wie in die andere Richtung und waren voll beladen. Konnte man die Hölle denn verlassen?
    Therion blickte nach vorn und entblößte die unregelmäßigen Zähne zu einem grausamen Grinsen. Amaranth ließ den Kopf auf dem Altar liegen; ihre Hölle hatte vor dem Abstieg begonnen. Sie war so wild daraufgewesen, sich darzustellen – war das alles vergebens gewesen? Oder war Therion einfach der falsche Mann? Die Tatsache, daß sie tatsächlich Jungfrau gewesen war, sprach für die Theorie, alles sei nur Schau gewesen. Es gab solche Frauen. Bruder Paul wußte das. Alles Schau und nichts dahinter. Nun, jetzt hatte sie den Preis dafür bezahlt.
    Carolyn schien nicht mehr so entsetzt zu sein, denn sie war einfach zu jung; nun blickte sie sich, angeregt durch die Szenerie, um. Lee stand mit geschlossenen Augen, offensichtlich meditierend, da. Bruder Paul beschloß, keinen von beiden anzureden. Hier war es offensichtlich so friedlich, wie es in der Hölle nur sein konnte.
    „Soll ich einen Witz erzählen, damit die Zeit vergeht?“ fragte Therion. „Eines Tages, als Gott Bock bekam und auf die Erde ging, um dieses jüdische Mädchen umzulegen, da …“
    „Diese abgestandenen christlichen Scherze“, sagte Lee. „Warum versuchst du nicht einfach mal, originell zu sein?“
    Ein anderes Boot kreuzte ihren Kurs, glitt aber schneller dahin als sie. Wellen schlugen gegen das Floß. Therion runzelte die Stirn. „Paß doch auf, du Idiot!“ rief er.
    „Halt die Schnauze“, ertönte die Antwort aus dem Boot.
    Beleidigt und erfreut zugleich blähte sich Therion auf. „Vögel mich doch in den Arsch!“ rief er. „Deine Wellen stören mein Floß!“
    „Dann versucht doch mal mit diesen Wellen, du Pißnelke!“ brüllte der andere. Das Boot fuhr herum und beschleunigte ungeheuer stark. Nun wurden aus den kleinen Wellen größere. Sie schlugen über den Rand des Floßes und benetzten die Füße der fünf, aber auch die Körper derjenigen, die noch unter den Bänken kauerten. Diese standen rasch auf und fluchten, denn das Wasser war keineswegs kristallklar. Es war grau vor Schmutz und stank. Bruder Paul sah, daß es Teile von … ja, menschlichem Kot enthielt.
    Therion griff hinab, hob einen tropfenden Haufen auf und schleuderte ihn auf das Boot zu. Er warf und traf ausgezeichnet. Der Klumpen schlug direkt auf der Schulter eines der Passagiere auf.
    Aus dessen Mund ertönte ein undefinierbarer Wutschrei. Die Passagiere bückten sich, um sich ebenfalls mit Munition zu versorgen. Kurz darauf landeten verschiedene Fäkalien auf dem Floß.
    „Ihr habt natürlich gemerkt, daß dies Krieg bedeutet“, sagte Therion und grinste erfreut. Er kauerte sich neben den Altar, nicht um sich zu verstecken, sondern um sich mit frischen Wurfgeschossen zu versorgen. Bruder Paul wendete sich angeekelt ab. Therion war wirklich eine Fäkalperson, und das wurde im weiteren Verlauf immer klarer.
    Andere auf beiden Booten folgten rasch Therions Beispiel. Warum sollten sie den Schlamm abbekommen, wenn doch frische Wurfgeschosse zuhauf zur Verfügung standen? Bald erfüllten Gestank und Klatschen die Luft. Einer nach dem anderen wurde bräunlich bedeckt.
    Amaranth reckte sich und begann sich für die Vorgänge zu interessieren. „Oh, Scheiße“, sagte sie. Sie sprach die Wahrheit: Eine Ladung hatte sie direkt zwischen die Brüste getroffen, war dort aufgeklatscht und tropfte über den weißen Körper herab.
    Carolyn ging um den Altar herum auf sie zu.
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