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Die Hoehle der Traenen

Die Hoehle der Traenen

Titel: Die Hoehle der Traenen
Autoren: Pamela Freeman
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verweigerte sich.

    »Zu Fuß sind wir wohl besser dran«, sagte Leof. »Die Pferde werden sich den Windgeistern nicht noch einmal entgegenstellen, ohne durchzugehen.«
    Hodge räusperte sich auf eine Art, wie Unteroffiziere es tun, wenn Offiziere im Begriff sind, einen schweren Fehler zu begehen.
    »Nun, Sergeant?«, fragte Leof.
    »Ohne die Pferde wären wir nicht lebend entkommen, Sir.«
    Hodge hatte natürlich Recht.
    »Also schön. Unser Ziel ist es, ihnen in Sichtweite zu folgen, bis die Sonne untergeht. In diesem Moment wird der Zauberer ohne seine Armee sein, und vielleicht bekommen wir dann eine Chance, ihm aufzulauern, ohne dass die Windgeister uns sehen.«
    Sie nickten allesamt, Alston, Hodge und Horst. Gute Männer, erfahren und vernünftig. Ob sie wohl alle wieder nach Hause zurückkehren würden? Rasch verdrängte Leof diese Vorstellung, die sie alle vermieden, und schob sie dorthin, wo sie hingehörte, nämlich in den hintersten Winkel seines Kopfes.
    »Dann gehen wir querfeldein«, sagte Leof. »Wir umgehen den Hügel und stoßen auf der anderen Seite auf den Zauberer.«
    Der schwarze Wallach – Canker hieß er, was so viel bedeutete wie Hufkrebs und somit ein schlechter Name für ein Pferd war, dachte Leof – hielt freudig auf die Felder zu, und die anderen Pferde folgten bereitwillig.

    Am Nachmittag hatten sie den Hügel in einem großen Kreis umritten und kehrten wieder auf die Straße zurück. Doch von dem Zauberer war keine Spur zu sehen.
    »Ein leichter Galopp, bis sie in Sichtweite kommen«, ordnete
Leof an. »Horst, du reitest voran. Achte auf Zeichen, ob sie die Straße verlassen haben.«
    Es war eine seltsame Reise. Die Sonne schien strahlend hell, es wehte eine warme Brise, und Leof hörte Drosseln in den Zaunhecken zwitschern und Heuschrecken zirpen. Es war ein wunderschöner Tag und ein angenehmer Ritt. Doch hinter ihnen lag der Tod und vor ihnen Schrecken. Es war, als befänden sie sich in einer Blase der Sicherheit, die jeden Moment platzen konnte. Er schüttelte den Kopf, um klar denken zu können. Es war eine lange Nacht und ein noch längerer Morgen gewesen, und er war viel zu müde. Er sollte etwas essen, auch wenn ihm gerade so zu Mute war, als könne er nie wieder etwas herunterbekommen. Er holte ein paar getrocknete Weintrauben aus seiner Gürteltasche und kaute gleichmütig darauf herum. Als deren Süße ihn durstig werden ließ, trank er. Die anderen taten das Gleiche, wie er bemerkte, außer Horst, der seine ganze Aufmerksamkeit auf die Straße gerichtet hielt.
    Trotz ihres langen Umwegs hätten sie den Zauberer längst eingeholt haben müssen. Doch von ihm war nichts zu sehen. Sie folgten der Straße, bis sie schließlich das nächste Dorf erreichten, Feathers Dale, das ruhig und malerisch im Sonnenschein dalag.
    Leof begriff sofort, dass die Geister nicht bis hierhergekommen waren.
    »Wir haben sie verloren«, sagte er und wendete Arrow. Sie bewegte sich widerwillig, da sie irgendwo in dem Ort Wasser, Ställe und Heu roch. »Komm schon, Mädel«, ermutigte er sie, und dann kehrten sie um, um sich die Sache näher anzuschauen.
    Wie sich herausstellte, hatten die Geister direkt hinter dem Hügel, wo sie versucht hatten, den Zauberer anzugreifen, die Straße verlassen. Sie hatten mehr als anderthalb
Stunden vergeudet. Hodge fluchte, und Leof hätte es ihm am liebsten gleichgetan. »Reiten wir weiter«, sagte er stattdessen und führte Arrow durch ein Tor auf ein Feld hinaus. Die Geister hatten das Tor offen stehen lassen, und nun ordnete Leof an, dass Alston es hinter ihnen schloss. Irgendwie ließ ihn diese Nachlässigkeit mit dem Tor wütend werden, wütender noch, als er es während des Kampfes gewesen war.
    Plötzlich war er davon überzeugt, dass dieser Zauberer nie mit seinen Händen gearbeitet hatte, nie auf einem Feld geschwitzt hatte, um Heu zu machen, wie er es neben seinem Vater, seinen Brüdern und allen Bewohnern ihrer Stadt getan hatte, wie es so gut wie jeder in der Domäne eines Kriegsherrn irgendwann einmal getan hatte. Heu einholen, das Korn, die Trauben, das Obst oder die Bohnen ernten, das war ein Teil des Lebens, war eines der Muster des Lebens, das die Menschen in Freundschaft und zu einem gemeinsamen Ziel zusammenschloss.
    Bis zu diesem Augenblick hatte er den Plan des Zauberers gefürchtet, über den Mann selbst jedoch nicht nachgedacht. Nun erfüllten ihn Hass und Verachtung. Dieser Mann löschte Leben aus und hatte es deshalb verdient, selbst
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