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Die Hitzkammer

Die Hitzkammer

Titel: Die Hitzkammer
Autoren: Wolf Serno
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Und das, obwohl Ihr der armen Korbmacherin die Buchstaben F und S in die Stirn ritzen ließet. FS, wie Freyja Säckler.«
    Gesseler lachte auf. »Eine überraschende Duplizität der Bedeutungen! F und S heißt eigentlich Filii Satani, das machte die Sache noch unterhaltsamer. Filii Satani, die Söhne des Teufels! Sie sind die Zierde auf Vierbuschs Triptychon, wurden daselbst vom Erzengel getötet und von meiner Hand gerächt – indem wiederum ich den Engel tötete, damit die Söhne auferstehen konnten. Auferstehen in uns!«
    »Das alles ist mir weit gehend bekannt. Erspart mir, näher darauf eingehen zu müssen. Was dann folgte, war Euer abscheulichstes Verbrechen überhaupt: Ihr habt dafür gesorgt, dass der Kopf einer unbekannten Toten über die Tür meines Hauses gehängt wurde. Doch damit bewirktet Ihr nur Euer eigenes Verderben, denn der Schädel mit seinen Bohrlöchern hat mich hierher geführt.« »Wo Ihr jetzt mir gehört.« Die Augen Gesselers wurden weit. Sie gruben sich förmlich in die von Lapidius. »Aber was reden wir die ganze Zeit! Vergesst doch einfach alles, was Euch hierher gebracht hat. Vergesst es. Es ist unwichtig, so unwichtig, als sei es niemals geschehen. Vergesst es, vergesst es …«
    Der Erste Sohn des Teufels sprach freundlich und fest. Und überaus einlullend. Lapidius hatte Mühe, sich dem Einfluss zu entziehen. Er wollte fortblicken, doch es gelang ihm nicht. Die Augen hielten ihn wie mit Saugnäpfen gefangen, und es schien ihm, als sprächen sie jetzt selbst. »Du wirst mit uns eine wunderbare Zeit haben, Lapidius, eine angenehme Zeit, eine berauschende Zeit, eine Zeit der Liebe und der Wollust, der Liebe und der Wollust … Die schönsten Frauen werden für dich da sein, nur für dich, nur für dich. Sie werden sich dir hingeben, und du wirst dich an ihnen ergötzen, sie werden sich dir hingeben, und du wirst dich an ihnen ergötzen, so wie an Marthe. Marthe ist eine der schönsten Frauen auf dieser Welt, sie ist schön, und sie ist jung, und ihre Haut ist rein und glatt, so rein und glatt, und ihr Schoß ist wie der Blütenkelch einer Rose, wie der Blütenkelch einer Rose. Du wirst sie besitzen, sobald du der Vierte Sohn des Teufels bist. Sobald, sobald … Willst du der Vierte Sohn des Teufels sein?«
    »J…!«, keuchte Lapidius. Es kostete ihn fast übermenschliche Anstrengung, sich dem Einfluss der Augen zu entziehen.
    »Willst du der Vierte Sohn des Teufels sein?«
    »J… Nein! Nein! Neiiiiin!« Lapidius brüllte, so laut er es vermochte, und während er es tat, war ihm, als speie er mit jedem Nein die ganze teuflische Verführung wie einen zähen Seim von sich. »Macht, dass Marthe wieder zu sich kommt! «
    Der Erste Sohn des Teufels versuchte noch einmal, seine Augen obsiegen zu lassen. Doch es gelang ihm nicht. Lapidius war für ihn nicht mehr bezwingbar.
    »Tut es. Ich befehle es Euch!«
    Ob dieser Ungeheuerlichkeit verschlug es Gesseler fast die Sprache. »Du? Du erdreistest dich, mir zu befehlen? Ich lasse dich töten, du Destillat der Dummheit!«
    Gorm und Fetzer nahmen eine drohende Haltung ein.
    Lapidius sprang einen Schritt zurück in den Gang. »Ihr lasst mir keine Wahl.« Rasch holte er unter seinem Mantel eine Radschlossmuskete hervor. Eine herrliche Waffe, gespannt und geladen, die Tauflieb ihm am Nachmittag überlassen hatte. Ohne ein weiteres Wort schoss er in die Höhlendecke über Gesseler. Kleine und größere Felsbrocken lösten sich und regneten auf die Teufel herab.
    Der Stadtmedicus schrie auf. Aus seinem Gesicht war alle Überheblichkeit verschwunden. Nur blanker Hass stand noch darin. »Das war Euer Fehler! Ihr hattet nur diesen einen Schuss, und bis Ihr erneut geladen habt, werden Gorm und Fetzer Euch töten!«
    »Ihr irrt.« Lapidius, der sich die Muskete über die Schulter geworfen hatte, öffnete seinen Mantel erneut und wies auf zwei Duellpistolen in seinem Gürtel. Eine davon riss er heraus, entfernte den Deckel der Zündpfanne und senkte den Hahn ab. Dann legte er den Finger an den Abzugshebel. »Ruft Eure Mörderbrut zurück und erlöst Marthe von ihrem Zustand, oder ich erschieße Euch wie einen räudigen Hund! «
    »Nein. Wir sind zu dritt. Und Ihr habt nur noch zwei Schuss.«
    »Und der erste davon ist für Euch! Also?«
    Widerstrebend winkte Gesseler seine Teufelsbrüder zurück. »Und nun holt Marthe wieder in die Wirklichkeit!«
    Der Erste Sohn des Teufels nickte verbissen. Seine Kiefer mahlten. »Na schön«, zischte er, »aber du hast
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