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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle
Autoren: Paul C. Doherty
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ständig schwatzenden Frauen. Dann blieb er stehen und spähte die Straße entlang.
    »Da ist nichts«, meinte er in seinem langsamen Yorkshire Dialekt, »obwohl...«Er unterdrückte ein Grinsen und kratzte seinen zerzausten Bart.
    »Was?« fuhr Lady Cecilia ihn an.
    »Nun«, meinte Thurston zögernd und genoß die Situation außerordentlich, »es gibt da Gerüchte...«
    »Gerüchte worüber?«
    »Seit die Templer wieder in York sind«, fuhr Thurston fort und starrte in die Dunkelheit, »erzählt man sich von Teufeln, die aussehen wie Wiesel und auf riesigen gelbbraunen Katzen diese Straßen entlangreiten.«
    Die beiden Nonnen rangen nach Luft.
    »Oder auch«, Thurstons Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern, »wie vor Walmer Bar, wo Beelzebub höchstpersönlich gesichtet wurde. Er trug einen purpurroten Umhang und eine schwarze Kappe auf seinem Kopf.« Er ging zurück und schaute Lady Cecilia in ihr faltiges Gesicht. »Er sah fürchterlich aus«, meinte er mit heiserer Stimme. »Er hatte eine riesige Adlernase, glühende Augen, haarige Hände und Beine und Füße wie ein Greif.«
    »Das reicht«, unterbrach ihn Lady Marcia. »Thurston, Ihr macht uns angst. Wir sollten schon lange in York sein.«
    Ja, dachte Thurston, das sollten wir auch, schon seit einer Stunde, und das wären wir auch, wenn ihr nicht dauernd über Kobolde, Templer, Dämonen und Magie geredet hättet. Er schaute in den sternenübersäten Himmel.
    »Macht Euch keine Sorgen, meine Gnädigen«, rief er über die Schulter. »Noch zwei Meilen, und wir haben Botham Bar erreicht, wenn Ihr Eure Pferde zu einem schnelleren Gang veranlassen könntet, wären wir noch eher dort.«
    Den beiden Nonnen mußte man das nicht zweimal sagen. Sie bohrten ihren Pferden die Fersen in die Flanken und riefen Thurston zu, er solle nicht zu weit vorausgehen. Ihr Führer lief weiter und freute sich darüber, diese beiden wohlgenährten Klatschweiber aufgescheucht zu haben, die seit ihrem Aufbruch aus Beverley mehr über den Teufel als über ihre Weihen gesprochen hatten. Doch unvermittelt blieb er stehen. Er kam vom Lande, war ein geborener Wilderer, kannte den Wald und wußte daher, welche Geräusche und Gerüche Gefahr bedeuteten und welche er nicht weiter beachten mußte. Jetzt stimmte etwas nicht. Er hob die Hand. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, und sein Herz schlug schneller. Er nahm in der Nachtluft einen schwachen Rauchgeruch wahr, und da war noch etwas — ein Geruch von versengendem Menschenfleisch. Thurston kannte den Geruch. Er konnte sich noch sehr gut erinnern, als die alte Hexe auf dem Markt von Guiseborough verbrannt worden war. Das ganze Dorf hatte noch Tage später gestunken, als hätte die alte Frau die Luft im Augenblick ihres Todes verflucht. »Was ist los?« kreischte Lady Cecilia. Sie mühte sich, die Kontrolle über ihr sonst immer so zahmes Tier zu bewahren. Es war unruhig, weil es den Geruch ebenfalls wahrgenommen hatte.
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Thurston. »Horcht!«
    Die beiden Frauen lauschten, und da hörten sie es auch: der wilde Hufschlag eines Gauls, der den Weg entlang auf sie zukam. Thurston führte ihre Pferde hastig an den Rand des Weges, da tauchte das andere Pferd auch schon in wildem Galopp vor ihnen auf. Es hatte den Hals ausgestreckt und die Ohren angelegt. Thurston fragte sich eine Sekunde lang, ob es ihm wohl gelingen würde, das durchgegangene Tier aufzuhalten. Das Pferd sah sie, blieb abrupt stehen, bäumte sich seitlich auf und galoppierte dann weiter. Thurston gefror das Blut in den Adern: Die Beine, einzig die Beine des Reiters, steckten immer noch in den Steigbügeln.
    »Was war das?« flüsterte Lady Cecilia.
    Thurston sank, die Hand vor den Mund gepreßt, in die Knie. »Thurston!« schrie Lady Marcia. »Was ist los?«
    Der Führer wandte sich ab und übergab sich. Dann ergriff er den Weinschlauch, der an Lady Cecilias Sattelknauf hing. Er beachtete die Proteste der beiden Frauen nicht weiter, öffnete ihn und trank mit großen Schlucken.
    »Wir sollten unseren Weg fortsetzen.« Er verschloß den Schlauch, warf ihn Lady Cecilia zu und ging dann weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie kamen um eine Kurve und näherten sich ängstlich einem gewaltigen Feuer, das am Waldrand brannte. Lady Marcia mußte bei dem schrecklichen Gestank würgen, ihr Pferd ging nur sehr widerwillig. Sie warf einen Blick auf das Feuer, das den Rumpf eines Mannes verzehrte, schrie laut auf und fiel wie ein nasser Sack aus
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