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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle
Autoren: Paul C. Doherty
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beim Templerorden.«
    »Aber die Warnung in London?« rief Branquier.
    »Oh, die wurde von jemandem aus Eurem Orden an das Portal geheftet. Einem Judas, der ein Spion von Philipp von Frankreich geworden war.«
    »Das ist alles Unsinn«, fauchte de Craon. »Dumme Spekulation...«
    »Wartet«, sagte Corbett. »Als sich der Verräter in London aufhielt, hat er nicht nur die Drohung an die Tür der St. Pauls Kathedrale genagelt, sondern auch Kaufleute aufgesucht, um bestimmte Substanzen wie beispielsweise Salpeter und Schwefel zu kaufen. Dieser Templer hatte einmal in Outremer Dienst getan. Hier hatte er ein geheimnisvolles Feuer kennengelernt, das so stark brennt, daß es sich nicht mit Wasser löschen läßt. Kommt Feuer mit bestimmten Materialien in Berührung, dann entsteht der Eindruck der Hölle auf Erden.«
    »Davon habe ich gehört.« Symmes setzte sein Wiesel auf den Tisch. Er streichelte ihm die Ohren und hielt ihm ein kleines Stück Dörrfleisch vor die Schnauze. Die Augen des Templers funkelten. »Davon haben wir alle gehört!« rief er. »Die Byzantiner haben damit eine große Flotte der Mohammedaner verbrannt.«
    »Aber das ist doch kein Geheimnis«, unterbrach ihn de Molay. »In einigen Büchern ist von diesem Feuer die Rede, und ist nicht dieser Gelehrte der Franziskaner, Bacon, der Art des Feuers auf die Spur gekommen?«
    »Jedenfalls ist das dem Mörder gelungen«, ergriff Corbett wieder das Wort. »Das war auch nicht weiter schwer. Die Bibliotheken von Paris und London werden von Gelehrten aus aller Herren Länder besucht. Das Feuer läßt sich ohne Schwierigkeiten erzeugen, wenn man nur weiß, was man kaufen muß und wie man es anzuwenden hat.« Corbett hatte seine Augen fest auf de Molay gerichtet. »Was den Mörder betrifft«, fuhr er fort, »so kam dieser nach York, mischte die Substanzen und experimentierte mit ihnen in Framlingham in den Wäldern, wo er nicht mit neugierigen Blicken und neugierigen Fragen rechnen mußte. Trotzdem verbreiteten sich Gerüchte. Man meinte, das Höllenfeuer gesehen zu haben. Eines Abends verläßt er also das Herrenhaus und begibt sich auf die einsame Landstraße nach Botham Bar. Er fesselt seinem Pferd die Vorderbeine und experimentiert erneut mit dem seltsamen Feuer, perfektioniert seine Anwendung. Gleichzeitig übt er sich im Armbrustschießen. Er ist ein hervorragender Schütze. Selbst im Dunkeln verfehlen die Feuerpfeile nicht ihr Ziel.
    Alles wäre ohne Zwischenfall verlaufen, hätte nicht an diesem Abend der Reliquienhändler Wulfstan, vermutlich nicht mehr ganz nüchtern, York verlassen, um seinen wertlosen Kram auf den Dörfern in der Umgebung feilzubieten. Wulfstan, der ein neugieriger Mensch war und immer begierig, neue Geschichten zu hören, bemerkte die Feuer und ritt mit seiner Mähre von der Landstraße und zwischen die Bäume. Dem Mörder kam das alles andere als gelegen. Wulfstan würde sich an sein Gesicht und sein Pferd erinnern können. Er zieht seinen großen Zweihänder und schlägt mit solcher Kraft zu, daß der arme Wulfstan mitten entzwei gehauen wird. Wulfstans Pferd scheut und verschwindet in der Dunkelheit. Der Mörder hat endlich eine Leiche, mit der er experimentieren kann. Außerdem wird das Feuer die Züge des Toten unkenntlich machen. Er zündet sein Opfer an und hört in diesem Moment die Rufe der beiden Nonnen und ihres Führers. Also versteckt er sich zwischen den Bäumen, bis die drei vorbei sind. Ehe er weiterreitet, zieht er noch die Pfeile aus den Bäumen. An ihn erinnern nur noch die Einschußstellen, die versengten Stellen auf der Erde und Wulfstans brennende Leiche.«
    »Wer?« rief de Craon. »Wer ist dieser Mörder?«
    »Geduldet Euch noch einen Augenblick«, antwortete Corbett. »Der Mörder, Monsieur de Craon, ist nun in der Lage, sein Netz auszuwerfen. Murston, der Templer-Sergeant, ähnelte dem, der in Paris in eine Falle gelockt wurde. Am Abend, ehe Edward von England nach York reitet, wird Murston befohlen, sich in eine Schenke in der Nähe der Trinity Lane zu begeben, durch die der König reiten wird. Er soll eine Kammer mieten und dort warten.«
    »Murston war ein Mörder«, unterbrach ihn de Molay, »ein Verbrecher.«
    »Er war kein Verbrecher«, entgegnete Corbett, »er war nur etwas einfältig. Er führte den Befehl eines seiner Vorgesetzten aus. Er verbringt den Abend, wie das jeder gute Soldat getan hätte. Der König ist auf dem Weg nach York, und Ihr begebt Euch ebenfalls mit Euren Kommandanten dorthin,
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