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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane
Autoren: Umberto Eco
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Tatsachenbericht. Dabei werden die Reden der dreizehn Rabbiner zu einer einzigen zusammengezogen, die als »Rede des Rabbiners« in antisemitischen Kreisen Furore macht.
     
    14    Osman-Bey
     
    Internationaler Hochstapler jüdischer Herkunft (gestorben um 1898), der auch unter den Namen Millinger oder Kibridli-Zade auftrat, vermutlich aus Serbien stammte, aber Deutsch schrieb und seine Schriften zumeist in der Schweiz publizierte. Wegen diverser Betrügereien aus halb Europa ausgewiesen, ging er in Athen, Konstantinopel und Alexandria mit antisemitischen Pamphleten hausieren. In seinen Büchern Die Eroberung der Welt durch die Juden (7. Aufl. 1875) und Enthüllungen über die Ermordung Alexanders II. (1886 – laut Walter Laqueur »eines der bemerkenswertesten Bücher, die je außerhalb eines Irrenhauses geschrieben wurden«) benennt er die Juden als Quelle allen Übels seit der Antike. Wie eine unsichtbare und ungreifbare Macht spanne die Alliance Israélite Universelle (eine philanthropische Gesellschaft) ein unsichtbares Netz aus Gold und Stahl über den Globus, während sie selbst im Dunkeln schleiche und auf Mord sinne. »Die allgemeine israelitische Allianz kann nur durch die vollständige Ausrottung der jüdischen Race zerstört werden« ( Enthüllungen , S. 192).
     
    15    Léo Taxil
     
     
     
    Französischer Sensationsautor und -journalist (bürgerlicher Name Marie Joseph Gabriel Antoine Jogand-Pagès, 1854–1907), aufgewachsen in Marseille, zunächst bekennender Kirchengegner und Atheist, Herausgeber eines Wochenblatts namens L’Anticlérical und Gründer einer Librairie anticléricale in Paris sowie Verfasser zahlreicher antiklerikaler Spott- und Schmähschriften, darunter einer über Die geheimen Liebschaften von Pius IX., für die er vom Papst verurteilt wurde. 1885, nach einem gescheiterten Versuch, bei den Freimaurern Fuß zu fassen, vollzieht er eine radikale Kehrtwende, erklärt öffentlich seine Konversion zum Katholizismus und verspricht, seine antiklerikale Agitation durch Enthüllungen über die Freimaurer wiedergutzumachen. Ein Jahr zuvor, am 20. April 1884, hat Papst Leo XII. mit seiner Enzyklika Humanum genus einen Frontalangriff auf die Freimaurerei eröffnet, daher kommt Taxils Angebot dem Vatikan wie gerufen. 1887 wird er sogar zu einer Privataudienz beim Papst eingeladen.
    Nach Veröffentlichung einer vierbändigen Geschichte der Freimaurerei ( Les Frères Trois-Points, 1885), die weitgehend frei erfunden ist, aber mit Berichten über satanistische Riten und den Luziferkult einer »palladischen Freimaurerei« beeindruckt, sowie einem Buch über weibliche Freimaurer ( Les Soeurs Maçonnes, 1886), in dem u.a. eine »Urgroßmutter des Antichristen« vorgestellt wird, beginnt Taxil 1892 zusammen mit einem ehemaligen deutschen Schiffsarzt und Globetrotter namens Karl Hacks, der unter dem Pseudonym »Dr. Bataille« schreibt, eine auf mehrere Jahre und über 200 Folgen angelegte Serie unter dem Titel Le Diable au XIXe siècle (»Der Teufel im 19. Jahrhundert«), die reißenden Absatz und 10 000 Abonnenten findet. Taxils und Batailles Enthüllungen – besonders über eine attraktive junge Amerikanerin namens Diana Vaughan, die angeblich im Alter von zehn Jahren dem Satan geweiht worden war, mit Dämonen verkehrte und schließlich 1895 Memoiren einer Ex-Palladistin veröffentlicht – machen derart Furore, dass sie 1896 im Mittelpunkt eines Internationalen Antifreimaurerkongresses in Trient stehen, an dem 36 Bischöfe und Kardinäle sowie über 700 Geistliche teilnehmen.
    Unmittelbar nach diesem Kongress wird Taxil jedoch von der Kölnischen Volkszeitung als Schwindler entlarvt, woraufhin er schließlich selbst am 19. April 1897 während einer spektakulären Veranstaltung im Saal der Pariser Société Géographique vor großem Publikum aufdeckt, dass es sich bei der ganzen Geschichte mit Diana und dem »palladischen« Satanismus um pure Erfindung gehandelthat. Der »Taxil-Schwindel« (der von manchen noch heute für wahr gehalten und im Internet penibel dokumentiert wird) hatte die französische Öffentlichkeit insgesamt zwölf Jahre in Atem gehalten.
     
    16    Abbé Boullan
     
    Joseph-Antoine Boullan (1824–1893), französischer Priester, dem 1875 wegen sektiererischer Lehren und Praktiken die Priesterwürde entzogen wurde, woraufhin er sich auf den Satanskult verlegte. Bereits 1861 wegen sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener, Beleidigung der guten Sitten und finanzieller
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