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Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis

Titel: Die Hirnkoenigin - Roman - Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Feuilleton zurückkommen soll, steh ich auf und gehe.«
    »Gut. Ich sage keinen Ton mehr.« Franz griff in den Brotkorb. Beleidigt biss er in einen Baguettering. »Wenn es neuerdings zu deinem Lebensglück dazugehört, dich von irgendwelchen Arschlöchern verprügeln zu lassen -«
    »Schluss!« Kyra schrie, dass sich die Leute in der Nachbarschaft umdrehten. Es war so ein schöner, sonniger Tag. Alle saßen draußen, an den Tischen, die das Café Morgenstern auf den Promenadenstreifen in der Mitte des Linden-Boulevards gestellt hatte.
    Kyra schob ihre schwarze Sonnenbrille auf die Nasenspitze. »Franz. Es rührt mich ja, dass mein zerdetschtes Auge dich mehr beschäftigt als die Tatsache, dass unser Chefredakteur einen Kopf kürzer gemacht wurde. Aber trotzdem würde ich mich lieber über Letzteres unterhalten.«

    »Bitte.« Achselzuckend säbelte Franz ein neues Stück von seinem Tafelspitz.
    Kyra schob ihren Teller weg und steckte sich eine Zigarette an. »Kannst du dir wirklich - ich meine wirklich - vorstellen, wie die alte Konrad die Axt schwingt und dem Alten die Rübe abhackt?«
    »Was weiß ich, wozu Frauen im Stande sind.«
    Kyra schaute dem blauen Dunst nach, den sie in Richtung Autoabgase schickte. Träge glitzernd floss der Hauptstadtverkehr rechts und links an ihnen vorbei.
    »Erika Konrad in der Rolle der Klytämnestra - so eine groteske Fehlbesetzung würde sich ja nicht mal die Staatsoper leisten«, sagte sie.
    »Du hast doch gestern erst gesehen, was für Strickliesel zu Mörderinnen werden.«
    »Ja. Ich meine, nein. Die alte Becker hat in der tiefsten Scheiße gelebt. Dass die völlig ausrasten kann, leuchtet mir ein. Aber doch nicht diese gelangweilte höhere Gattin in ihrer Zwei-Millionen-Villa.«
    »Weißt du, was du machen würdest, wenn dich einer dreißig Jahre lang bescheißt?« Obwohl auch Franz seine Sonnenbrille aufhatte, konnte Kyra seinen Blick spüren.
    »Ich würde mich nicht dreißig Jahre lang bescheißen lassen.« Sie schnippte ihre Zigarette in den Kies. »Was ist eigentlich dran an den Gerüchten, dass der Alte zuletzt was mit unserem politischen Blond hatte?«
    »Ihre Vorstellung bei der Konferenz heute Morgen war ziemlich überzeugend.«
    Kyra blies ein Lachen durch die Nase. »Ich vermute mal, ihre Vorstellung auf der Couch muss noch viel überzeugender gewesen sein. Ich sehe nicht, warum der Alte sie sonst eingestellt haben könnte.«
    Franz blickte von seinem letzten Rest Tafelspitz auf. »Reicht es dir nicht, dich zu prügeln? Musst du auch noch stutenbissig werden?«

    »Du wirst mir jetzt nicht erklären, dass Fräulein Jenny Mayer eine begnadete Journalistin ist.«
    »Sie ist nicht so schlecht, wie du behauptest.«
    »Franz, du enttäuschst mich. Ich dachte, wenigstens bei dir würden sich lange blonde Beine nicht aufs Gehirn schlagen.«
    Franz beendete sein Mittagessen, indem er seine Serviette einmal kurz über den Mund zog, zusammenknüllte und auf den Teller warf. Er lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch.
    »Was ist eigentlich mit Konrad und dir gewesen?«
    »Wie bitte?« Kyra verschluckte sich an ihrem Weißwein.
    »Erzähl mir nicht, dass der Alte nicht hinter dir her gewesen ist.«
    »So ein Blödsinn.« Hustenanfall.
    »Und was war dann das bei seinem Sechzigsten? Als ihr Arm in Arm im Park verschwunden seid.«
    »Ich bin niemals Arm in Arm mit Konrad irgendwohin verschwunden«, bellte Kyra und fasste sich an die Kehle.
    Franz lächelte. Ein tristes Löwenlächeln. »Ach. Und du bist auch niemals zerzaust und barfuß von irgendwoher zurückgekommen.«
     
    »Scheiße.« Kriminalhauptkommissar Heinrich Priesske rollte den Sektionsbericht, den ihm seine Sekretärin vor wenigen Minuten gebracht hatte, zusammen und prügelte damit auf seinen Schreibtisch ein. »Scheiße, Scheiße! Törner«, brüllte er durch die offene Tür in den Nachbarraum.
    »Bringen Sie mir sofort die Konrad her«, kommandierte er, sobald sich die Nasenspitze seines Untergebenen zeigte. »Dollitzer hat eben seinen Bericht rübergeschickt. Es ist, wie ich gesagt habe. Diese Frau hat uns von vorn bis hinten verarscht. Jetzt werden die Samthandschuhe ausgezogen.«
    Törner schaute seinen Vorgesetzten unbehaglich an. »Ich fürchte, das geht nicht.«

    »Warum?« Das Wort zischte durch den Raum wie eine Granate.
    »Der Arzt meint, dass Frau Konrad einen mittelschweren Nervenzusammenbruch erlitten hat.«
    »Das ist mir scheißegal.« Der Kriminalhauptkommissar knallte beide

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