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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die beiden Männer, aber mein Volk würde es nicht verstehen. Es tut mir Leid, Arianrhod.«
    Sie war nicht überrascht, und auch nicht enttäuscht. Sie lächelte nur matt, ergriff die abgebrochene Klinge des Schwertes mit der anderen Hand und stand auf. Langsam drehte sie sich um und ging zu dem Feuer hinüber, an dem Rahn und die beiden anderen saßen. Sie konnte hören, wie Dragosz noch einen Moment zögerte und ihr schließlich folgte, dann aber abermals stehen blieb, kurz, bevor sie die Feuerstelle erreichte.
    Rahn und der einarmige Jäger sahen auf, als sie ihre Schritte hörten. Ein plötzlicher Ausdruck von Betroffenheit erschien auf Rahns Gesicht, und er setzte dazu an, etwas zu sagen, fand aber dann nicht die richtigen Worte und schluckte nur ein paar Mal hart. Krons Gesicht war einfach nur leer, aber unter dieser vermeintlichen Leere spürte Arianrhod eine Betroffenheit, die sie überraschte. Sie war bisher der Meinung gewesen, ihre Mutter wäre dem Jäger mehr oder weniger gleichgültig gewesen, doch vielleicht gehörte auch das zu den - gar zu vielen - Dingen, in denen sie sich getäuscht hatte. Der Schmerz des Jägers war echt.
    Arianrhod schenkte ihm ein kurzes, aber sehr warmes Lächeln und umrundete das Feuer, bis sie den Schmied erreicht hatte. Achk war so nahe ans Feuer herangerutscht, wie er es gerade noch wagte, ohne sich zu verbrennen, und obwohl er die Hände über die Flammen ausgestreckt und den Oberkörper und das Gesicht weit vorgebeugt hatte, um auch nur jedes bisschen kostbare Wärme aufzufangen, zitterte er vor Kälte. Aber er musste Arianrhods Schritte gehört haben, denn plötzlich hob er den Kopf und suchte mit seinen leeren Augen die ungefähre Richtung ab, aus der sie sich näherte.
    »Wer. wer ist da?«, fragte er.
    Statt zu antworten, ließ sich Arianrhod vor ihm in die Hocke sinken, griff nach seinem linken Arm und drückte ihm den Schwertgriff in die Hand. Achk fuhr heftig zusammen.
    »Was.«, stammelte er. »Wer. wer ist da? Arianrhod?«
    Sie sagte nichts, sondern griff nun auch nach seinem anderen Arm und drückte ihm die zerbrochene Klinge in die Rechte. »Das Schwert meiner Mutter, Achk«, sagte sie. »Es ist zerbrochen. Kannst du es mit Kron neu schmieden, wenn ich euch sage, wie?«
    Achks erloschene Augen wurden groß. Arianrhod bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich Kron neben ihr kerzengerade aufrichtete, und sie hörte auch, dass Dragosz hinter ihr ungläubig die Luft zwischen den Zähnen einsog, aber sie behielt Achks Gesicht starr im Auge. Die Finger des blinden Schmieds strichen über das silberfarbene Metall, tasteten über die Bruchkanten und den goldgrünen Knauf und schließlich die gefährliche Schneide, und sein erloschener Blick irrte immer wilder zwischen Arianrhods Gesicht und dem zerbrochenen Schwert hin und her, als wolle er mit verzweifelter Kraft das Augenlicht zurückzwingen, das er längst nicht mehr hatte.
    Und schließlich nickte er. »Ja.«
    Ein warmes Gefühl von Dankbarkeit durchströmte Arianrhod. Sie lächelte Achk noch einmal zu, obwohl er es nicht sehen konnte, dann stand sie auf und drehte sich zu Dragosz um. Der fremde Krieger war in vier oder fünf Schritten Abstand stehen geblieben, aber ein einziger Blick in sein Gesicht machte Arianrhod klar, dass er jedes Wort verstanden hatte.
    »Du hast es gehört«, sagte sie.
    Dragosz schwieg. Sein Gesicht war wie Stein, aber Arianrhod sah ihm trotzdem an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Zeit verging, unendlich viel Zeit, wie es ihr vorkam. Dann, zögernd und wie gegen einen körperlichen Widerstand ankämpfend, nickte er. »Also gut«, sagte er. »So soll es sein.«
    Arianrhod sah ihn noch einen allerletzten Augenblick lang prüfend an, aber da war kein Anzeichen von Unehrlichkeit oder gar Betrug in seinem Blick. Sie war nicht einmal sicher, dass er sein Wort würde halten können; aber er würde es versuchen, und das war vielleicht schon mehr, als sie von ihm verlangen konnte.
    Und alles andere?, dachte sie. Was würde die Zukunft bringen? Sie wandte den Blick in die Richtung, wo sie Goseg vermutete, verborgen hinter den Schleiern der Nacht und Entfernung, und sie wartete darauf, dass sie Zorn verspürte, Hass oder zumindest Groll, aber nichts von alledem wollte sich einstellen. Goseg war dort irgendwo, eine schwärende Wunde im Herzen des Landes, wie ein Hort des Bösen, der verdorben war und jeden verdarb, der sich zu weit mit ihm einließ, und möglicherweise würde sie eines Tages
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