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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Unsinn, den er über die Barbaren aus dem Osten erzählt hat, letztendlich doch seine Wirkung tut.«
    Dragosz sah sie einem Herzschlag lang verwirrt an, aber dann lachte er. »Irgendwann werde ich zu ihm gehen und es eben selbst erzählen.«
    Er drehte Sturmwind auf der Stelle herum, ritt die paar Schritte zu einem seiner Männer - vermutlich deren Anführer - und stieg ab, und auch Lea drehte Nachtwind, sodass sie Arianrhod nun direkt ins Gesicht sehen konnte. Ein Ausdruck unendlicher Erleichterung und großen Glücks lag auf ihren Zügen. »Siehst du, Arri«, sagte sie, »manchmal lohnt es sich doch.«
    Arianrhod ließ ihr Schwert sinken und setzte dazu an zu antworten, und in diesem Moment sah sie aus den Augenwinkeln, wie Jamu seinen Speer mit aller Kraft schleuderte.
    »Pass auf!«, schrie sie.
    Ihre Warnung kam zu spät. Lea zögerte nur einen winzigen Moment, den Bruchteil eines Lidschlages vielleicht, und doch zu lange. Endlich riss sie Nachtwind herum. Der Hengst stieg mit einem erschrockenen Wiehern auf die Hinterbeine und schlug mit den Vorderläufen aus, als er das tödliche Geschoss heranrasen sah, und Lea riss ihr Schwert in die Höhe und schlug nach dem Speer, der mit unglaublicher Präzision und ebenso unglaublicher Kraft auf sie zielte.
    Das Zauberschwert zerbrach.
    Die Klinge brach dicht über dem Griff ab und flog davon, und der Speer, von der gewaltigen Kraft des Hiebes abgelenkt, traf nicht sie, sondern bohrte sich tief in Nachtwinds Brust. Der Hengst kreischte, trat noch einmal hilflos mit den Vorderläufen in die Luft und brach dann wie vom Blitz gefällt zusammen.
    Das Geräusch, mit dem er Lea unter sich begrub, sollte Arianrhod nie wieder völlig vergessen.
    Dragosz schrie gellend Leas Namen und war mit zwei, drei gewaltigen Sätzen bei ihr, und auch Rahn kam in die Höhe, erstarrte dann jedoch mitten in der Bewegung. Arianrhod aber stand wie gelähmt da. Sie begriff nicht, was geschehen war. Ein Teil von ihr wusste es sehr wohl, derselbe Teil, der ihr die ganze Zeit über zugeflüstert hatte, dass das Leben nicht so gnädig war, dass alles, was bisher geschehen war, nur dem Zweck gedient hatte, sie am Ende umso härter zu treffen, aber der weitaus größte Teil konnte nur dastehen und das gestürzte Pferd anstarren. Wie bei etwas, an dem sie nicht wirklich beteiligt war, nahm sie wahr, wie ringsum für einen Moment fast Panik aufkam. Etliche von Dragosz' Männern hoben ihre Speere, und zwei oder drei schleuderten sie sogar, warfen aber allesamt zu kurz, und auch die Krieger auf der anderen Seite rotteten sich rasch wieder dichter zusammen, machten jedoch auch ihrerseits keinen Versuch, den begonnenen Angriff fortzusetzen.
    Irgendwann überwand Arianrhod die Lähmung, die Besitz von ihr ergriffen hatte, und ging mit langsamen Schritten um den gestürzten Hengst herum.
    Dragosz kniete vor ihr, sein gekrümmter Rücken verwehrte ihr den Blick auf ihre Mutter, aber sie musste sie nicht sehen, um zu wissen, was geschehen war. Sie hatte das Geräusch gehört, einen schrecklichen, knirschenden Laut, als würde ein großer Ast verdreht und zerbrochen.
    Dieses schreckliche Geräusch.
    Ihre Schritte wurden langsamer, und ihre Hände begannen immer heftiger zu zittern. Sie wollte nicht sehen, welcher Anblick sich ihr bot.
    Aber sie ging weiter.
    »Helft mir!«, befahl Dragosz fast schreiend. Keiner seiner Männer rührte sich, und er wiederholte die Aufforderung in seiner Muttersprache. Drei oder vier Krieger eilten herbei, und Dragosz machte ihnen mit heftigen Gesten klar, dass sie den gestürzten Hengst hochheben oder zumindest zur Seite schieben sollten, doch bevor auch nur einer von ihnen damit anfangen konnte, hob Lea die Hand und schüttelte mühsam den Kopf.
    Arianrhod, die stocksteif neben und halb hinter Dragosz stand, wunderte sich ein bisschen, wie friedlich und entspannt ihre Mutter plötzlich aussah. Und wie wenig sie empfand. Lea starb, hier, jetzt, und vor ihren Augen, und sie sollte verzweifelt und hysterisch oder doch wenigstens traurig sein, aber sie spürte. nichts.
    »Nein«, sagte ihre Mutter mit leiser, fast schon brechender Stimme. Ihre Zähne, die bisher stets so weiß wie frisch gefallener Schnee gewesen waren, schimmerten jetzt rot, und ein dünner Blutfaden rann aus ihrem Mundwinkel und den Hals hinab.
    »Aber wir müssen das Pferd wegbekommen«, protestierte Dragosz. »Wir müssen dich.«
    »Nein«, sagte Lea noch einmal. »Lass ihn. liegen. Bitte.«
    Dragosz wirkte
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