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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie viel einem etwas wirklich wert war, wenn man es verlor?
    Ihr blieb nicht einmal Zeit für einen Blick des Abschieds. Dragosz schrie: »Los!«, und Lea stieß Nachtwind die Fersen in die Seiten, woraufhin der Hengst einen regelrechten Satz nach vorn machte und in einen so rasenden Galopp verfiel, dass Arianrhod von seinem Rücken gestürzt wäre, hätte ihre Mutter nicht auch zugleich von hinten den Arm um sie geschlungen und sie festgehalten. Neben ihnen sprengte Dragosz im gleichen, rasenden Tempo los.
    Mühsam drehte sich Arianrhod herum. Kron und Barosch hatten den Hang auf der anderen Seite beinahe erreicht, doch Rahn wurde nun sichtlich langsamer. Vielleicht versagten seine Kräfte endgültig, vielleicht sah er aber auch einfach keinen Sinn mehr darin, noch weiter zu laufen, denn es gab nichts mehr, wohin er noch hätte fliehen können. Die Verfolger holten jetzt rasch auf. Vielleicht wollte er sich seine letzten Kräfte aufsparen, um sich wenigstens noch verteidigen zu können, und sei es noch so sinnlos.
    Und als Arianrhod den Kopf wieder nach vorn drehte und ihr Blick dabei noch einmal Kron und den fremden Krieger streifte, geschah das Wunder.
    Kron krabbelte wie ein missgestalteter großer Käfer auf einer Hand und beiden Knien den Hang hinauf, weil er anscheinend zu erschöpft war, um sich noch auf den Beinen zu halten, Barosch aber war stehen geblieben. Sein Blick war auf die Bäume am oberen Ende der Böschung gerichtet.
    Aus dem Unterholz traten Männer hervor. Sie waren ausnahmslos groß und dunkelhaarig, trugen dieselbe, sonderbare Kleidung wie Barosch und waren mit Speeren und runden, fellbespannten Schilden bewaffnet. Arianrhod zählte zwei, drei, fünf Männer, schließlich ein Dutzend oder noch mehr, die nacheinander aus dem dichten Gebüsch brachen und ohne zu zögern mit dem Abstieg begannen.
    Ihre Mutter hatte Recht gehabt, dachte sie ungläubig. Es gab niemals einen Grund, die Hoffnung aufzugeben, und sei die Lage auch noch so aussichtslos.
    Dragosz' Krieger waren gekommen.
    »Dragosz!«, schrie sie. »Da!«
    Auch Dragosz drehte den Kopf, um in die Richtung zu sehen, in die ihre ausgestreckte Hand wies, und fuhr so heftig zusammen, dass er beinahe vom Pferd gefallen wäre. Zwei, drei Herzschläge lang galoppierte er noch weiter, dann riss er Sturmwind so grob zurück, dass das Pferd aufschrie und einen Buckel machte, um ihn abzuwerfen, brach seinen Widerstand aber sofort, und mit einer neuerlichen, noch brutaleren Bewegung zwang er es herum. Auch Lea riss Nachtwind herum, wenn auch nicht annähernd so brutal, wie Dragosz es getan hatte, dafür aber deutlich schneller, und sie jagten den Weg zurück, den sie gekommen waren. Selbst über die mittlerweile große Entfernung hinweg konnte Arianrhod sehen, wie Rahn abrupt stehen blieb und sich ein verblüffter, ungläubiger Ausdruck auf seinem Gesicht ausbreitete. Erst dann sah er in die Richtung, in die Arianrhod aufgeregt mit den Armen gestikulierte, und schien für einen Moment einfach zu erstarren. Langsam brach er in die Knie, ließ Achk so vorsichtig, wie er es nur konnte, von seinem Rücken gleiten, und sank dann ganz zu Boden, offensichtlich zu Tode erschöpft.
    Dragosz' Krieger, deren Zahl noch einmal zugenommen hatte, strömten immer rascher den Hang hinab, aber auch die Verfolger waren mittlerweile bedrohlich nahe gekommen. Aus den winzigen Gestalten waren Menschen geworden, deren Gesichter sie schon beinahe erkennen konnten. Sie hatten die neu aufgetauchte Gefahr entweder noch gar nicht bemerkt, oder sie ignorierten sie. Ohne langsamer zu werden, stürmten sie weiter heran. Arianrhod versuchte abzuschätzen, wer zuerst bei Rahn und dem Schmied ankommen würde -abgesehen von ihnen -, die Verfolger oder ihre neu aufgetauchten Verbündeten, aber es gelang ihr nicht. Sie konnte nur beten, dass es Dragosz' Männer waren. Selbst zwei so gewaltige Kämpfer, wie es ihre Mutter und Dragosz zweifellos waren, wären einer derartigen Übermacht nicht gewachsen.
    Kurz bevor sie den Fischer erreichten, nahm Lea Nachtwinds Geschwindigkeit plötzlich zurück und ließ ihn schließlich ganz anhalten. Auch Dragosz zügelte sein Pferd, sah Lea überrascht an und wirkte dann äußerst zufrieden - allerdings nur so lange, bis diese Arianrhod grob am Arm ergriff und geradezu von Nachtwinds Rücken herunterschubste. »Lauf«, zischte sie. »Renn zu den Männern!«
    Arianrhod sah völlig verwirrt zu ihrer Mutter hoch. Was sollte das nun wieder
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