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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gelangen. Rahns Gesicht war aschfahl, und sein langes Haar und Bart klebten in verschwitzten Strähnen aneinander. Auch ihre Mutter war näher gekommen und rannte nun, eine Hand immer noch auf Nachtwinds Hals, auf Rahns anderer Seite dahin.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage!«, gab Arianrhod keuchend zurück. »Wir lassen euch nicht im Stich!«
    »Wir können versuchen, den Hang hinaufzukommen«, antwortete Rahn kurzatmig. »Vielleicht verfolgen sie uns ja nicht. Du hast es selbst gesagt. Sie wollen nur euch.«
    Arianrhod schüttelte nur noch heftiger den Kopf. »Wir bleiben zusammen, ganz gleich, was passiert«, beharrte sie.
    »Was für eine edle Geste«, mischte sich ihre Mutter ein. »Wie schade nur, dass du nicht zu bestimmen hast. Rahn hat Recht. Sie werden uns einholen. Der einzige Unterschied ist, dass wir dann alle sterben.« Sie machte eine Kopfbewegung zu Nachtwind hin und ließ gleichzeitig den Beutel los, den sie noch immer in der Hand gehabt hatte. Er fiel zu Boden, platzte auf und verteilte seinen Inhalt in weitem Umkreis, während sie sich rasch davon entfernten. »Steig auf.«
    Arianrhod tat so, als hätte sie die Worte gar nicht gehört. Verzweiflung ergriff in immer stärkerem Maße von ihr Besitz. »Nein!«, keuchte sie. »Ich lasse dich nicht im Stich!« Beinahe flehend wandte sie sich an ihrer Mutter. »Und wenn wir alle auf die Pferde steigen?«
    »Das schaffen sie nicht«, antwortete Lea. »Und sie würden es auch nicht tun.«
    »Aber den Schmied könnten wir doch wenigstens auf Nachtwind hieven! Dann braucht Rahn ihn nicht mehr zu tragen, und wir alle sind schneller.«
    »Achk könnte sich niemals auf dem Pferderücken halten, und wenn ich Nachtwind führen müsste, werden wir alle nur langsamer«, beschied Lea ungeduldig.
    »Und wenn nun ich und der Schmied.«
    »Nein!«, fiel Lea ihr ins Wort. »Nachtwind war schon kaum bereit, uns beide zu tragen, obwohl er uns so gut kennt. Dich und den Schmied? Das würde er nur mit viel gutem Zureden tun. Und dazu fehlt uns die Zeit.«
    Arianrhods Verzweiflung erreichte ein Ausmaß, das fast körperlich wehtat. Sie spürte, wie ihr die Tränen über das Gesicht liefen, und dann sagte sie etwas, wofür sie sich selbst hasste. »Dann komm du wenigstens mit, Rahn.«
    Achk, der auf Rahns Rücken hin und her geschaukelt wurde wie ein lebloses Gepäckstück und seine liebe Mühe hatte, sich irgendwie festzuhalten, sah nicht einmal in ihre Richtung, und sie war auch fast sicher, dass er die Worte nicht gehört hatte. Trotzdem hatte sie das furchtbare Gefühl, mit einem Male von ihm angestarrt zu werden, auf eine Art, die sie vielleicht nie wieder vergessen konnte. Rahn hingegen sah sie nur traurig an, dann schüttelte er den Kopf. »Sie würden mich trotzdem einholen. Es hat keinen Sinn mehr. Hör auf deine Mutter. Du hilfst mir nicht, wenn du dich auch noch umbringen lässt.«
    Für einen Moment konnte Arianrhod nichts mehr sehen, so heiße und so viele Tränen schossen ihr in die Augen. Sie fühlte sich ohnmächtig, wütend und hilflos. Sie wollte das nicht. Sie wollte das nicht!
    Aber Rahn hatte Recht. Es gab nichts mehr, was sie noch für ihn tun konnte.
    Außer, ihn im Stich zu lassen.
    Sie lief trotzdem noch etliche Dutzend Schritte neben Rahn und ihrer Mutter her, bevor sie endlich Sturmwinds Mähne losließ, mit einem Satz bei dem schwarzen Hengst und nahezu aus der gleichen Bewegung heraus auf seinem Rücken war, und im nächsten Moment schwang sich Lea hinter ihr auf Nachtwind, und auch Dragosz ließ sich zurückfallen und streckte im Laufen die Hand nach Sturmwinds Mähne aus, um sich auf ihren Rücken zu ziehen. Barosch schlug einen blitzartigen Haken nach rechts und rannte plötzlich auf die bewaldete Seite des Tales zu, und auch Kron, der endlich auf die Idee kam, seinen Beutel fallen zu lassen, stürmte in dieselbe Richtung. Nur Rahn rannte stur weiter geradeaus. Und wahrscheinlich, dachte Arianrhod bitter, hatte er auch damit Recht. Es gab in der Richtung, in die Kron und der fremde Krieger rannten, keine Rettung für ihn. Mit Achks Gewicht auf dem Rücken würde er den steilen Hang niemals erklimmen können, und selbst wenn er den blinden Schmied zurückließ, würden seine Kräfte vermutlich einfach nicht mehr ausreichen. Arianrhod begann immer heftiger zu schluchzen. Noch vor gar nicht langer Zeit hatte sie geglaubt, Rahn zu hassen, doch nun begriff sie plötzlich, dass das genaue Gegenteil der Fall war. Warum spürte man so oft erst,
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