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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick
Autoren: Angela Gaede
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Stößen, geradeso, als sei sie gerannt. Bis der Wahnsinn die Menschen aus seinen Klauen gelassen hatte, wollte sie das Haus nicht mehr verlassen, sie wusste, dass dies nicht möglich war, doch der Gedanke es zu tun, gab ihr ein wenig Ruhe.
Eve lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und schloss die Augen. So stand sie da und genoss eine kurze Weile das Gefühl der Sicherheit. Die Welt, die Menschen, die Angst, alles Unangenehme lag auf der anderen Seite der Tür, würde von dem schweren, dunklen Holz ferngehalten.
Schritte rissen sie aus ihrer Erleichterung. Ihre Mutter würde es nicht gutheißen, wenn sie einfach so, mit geschlossenen Augen, rumstand. Eve stieß sich von der Tür ab, strich sich verlegen über ihren Rock und rief nach ihrer Mutter.
„Mutter? Ich bin wieder zurück. Ich soll Euch Grüße ausrichten von Mrs. Cooper.“
Eve horchte. Die Schritte kamen von der Treppe, ihre Mutter musste im oberen Stock gewesen sein. Zögernd machte Eve einen Schritt nach vorn, blieb dann stehen und versuchte die Treppe zu erspähen. Bis auf die letzte Stufe wurde die Treppe von einer Wand verdeckt. Ganz langsam näherten sich die Schritte Eves Sichtfeld.
„Mutter?“, rief sie mit zittriger Stimme.
Etwas Seltsames ging vor sich. Längst hätte ihre Mutter erscheinen müssen. Zudem klangen die Schritte völlig anders, als die ihrer Mutter. Bestimmend und forsch, ein Spiegelbild ihres Charakters, waren die Schritte der Mutter.
Immer noch knatschte leise das Holz, obschon sich die Geräusche nun wieder entfernten.
Vorsichtig, leise, geradezu zögerlich bewegte sich Eve auf die Treppe zu. Kaum hatte sie die Wand erreicht, verstummten die Geräusche. Friedlich und ruhig war das Haus.
„Mutter? MUTTER!“, rief, schrie die verängstigte Tochter.
Wild blickte Eve um sich her. Es kam keine Antwort, sie musste vollkommen alleine im Haus sein. Aber da waren Schritte gewesen. Eve war sich sicher, sie gehört zu haben. Kein natürliches Knacken oder Ächzen des Hauses. Die Geräusche waren von einem Menschen erzeugt worden.
Von einem Menschen?
„Es gibt keine Hexen!“
Verstrickt in einem Kampf zwischen Panik und Vernunft, begann Eve von Zimmer zu Zimmer zu hechten, die Treppe hinauf und wieder hinunter.
Niemand war da. Sie war allein. Schwer atmend blieb sie am Ende der Treppe stehen, stützte die Hände auf ihren Oberschenkeln ab und senkte den Kopf.
„Das ist die Schuld dieser geschwätzigen, alten Weiber!“, murmelte Eve.
Diese Waschweiber hatten mit ihrem heimlichen Flüstern und ihren vergifteten Worten die Angst in Eves Seele geschürt. Diese schreckliche Furcht suchte nach Bestätigung, fand sie keine, so gaukelte sie dem Verstand eben Schritte vor, die nichts weiter als natürliche Geräusche waren.
Wut keimte in Eve auf, sie würde sich weigern so zu werden wie die Anderen . Keine Hexe, kein Aberglaube, keine Ängste würden je Macht über sie bekommen.
„Eve.“
„Mutter?“
Eve richtete sich auf, machte einen Schritt in Richtung Küche, doch irgendetwas hielt sie davon ab weiterzugehen.
„Das war nicht die Stimme deiner Mutter!“, mahnte sie ihre innere Vorsicht.
„So ein Unsinn!“, schimpfte ihre Vernunft.
Die Wut, die gerade noch so mächtig durch ihre Adern geflossen war und die Angst verdrängt hatte, musste sich geschlagen geben. Mit einer Armee von unguten, Furcht einflößenden Gedanken und Gefühlen war die Angst zurückgekehrt, besetzte Eve.
„Mutter, seid Ihr das?“, rief sie noch einmal und blickte mit zitternden Knien in die Küche.
Keine Mutter. Niemand. Nichts, nur der leere Raum. Plötzlich umschloss sie eine brennende Hitze, geradeso, als stehe sie mitten in einem brodelnden Feuer. Tränen stiegen ihr in die Augen, das Atmen war unmöglich, ein markerschütterndes Zittern ergriff ihren Körper und dann legten sich Arme um sie.
Die Hitze an ihrem Ohr nahm zu, wurde unerträglich, brannte sich in ihren Kopf.
„Du bist mein.“
Ein brennendes Flüstern, nur wieder der Hauch einer Stimme. Ihre Knie wollten nachgeben, doch das durften sie nicht.
Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, riss sich Eve von der Hitze los, befreite sich aus dem Griff der unsichtbaren Arme und rannte, stolperte zur Tür.
Noch bevor sie die Tür öffnen konnte, wurde sie aufgestoßen. Eve schrie, erblickte eine Frau vor sich. Die Angst vernebelte ihren Verstand, die Tränen ihre Sicht, es war ihr nicht möglich zu erkennen, wer da vor ihr stand.
Finger schlugen gegen ihre Wange, so
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