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Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe vom Niederrhein: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Sebastian Thiel
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Freund. Sie hat das
Unheil über Kempen gebracht und muss verbrannt werden, diese Hexe. Es ist Gottes
Wille!«
    Noch einige Zoll kam Lorenz näher. »Lasst sie
gehen!«, zischte er mit zusammengepressten Zähnen. Die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen,
mahlte sein Kiefer vor Wut.
    Doch Tillmann schüttelte nur ruhig den Kopf. »Sie wird verbrennen und
diese Stadt wird mit ihr Ruhe finden. Aber seid euch gewiss! Gottes Gnade ist überall
und grenzenlos. Legt die Waffen nieder und geht von dannen, und euch wird kein Leid
zugefügt. Ihr seid nicht Schuld, dass ihr verführt wurdet. Doch um Gnade zu erhalten,
müsst ihr darum bitten!«
    Schnell atmend hob sich Tillmanns Brustkorb.
    »Lorenz«, flüsterte sein Bruder, während er die Meute fixierte. »Du
siehst, sie ist verloren. Denk an die, die du liebst.«
    Kurz trafen sich die Blicke der beiden.
    »Denk an unsere Familie, denk an unsere Geschwister. Ich kann nicht
zulassen, dass du unser aller Leben vergeudest.«
    Ganz langsam ließ Maximilian seine Waffe sinken. Dann legte er seine
Hand auf Lorenz’ Arm und versuchte ihn niederzudrücken. Doch der Lauf von Lorenz’
Waffe zeigte weiterhin starr auf Tillmann.
    »JUNGS!« Jakob zuckte mehrmals mit dem Kopf in Richtung des Weges,
von dem sie gekommen waren. »Wir kriegen Besuch!«
    Schon von Weitem waren die marodierenden Eindringlinge zu hören. Allem
Anschein nach hatte sie das Feuer angelockt, oder sie waren den Spuren im Schnee
gefolgt. Laut hörten sie ihren Anführer grölen. Er hatte eine Handvoll Männer hinter
sich versammelt und schritt schnell auf sie zu. Der rötliche Schimmer seiner Haare
durchdrang selbst die Dunkelheit, während die Säbel der Männer wie kleine Blitze
in der Nacht funkelten.
    Doch Lorenz hielt weiter seine Waffe auf Tillmann gerichtet.
    »Lass uns einfach gehen«, sagte Maximilian, während er den Druck erhöhte.
    »Hör auf deinen Bruder. Wenn ihr versucht, sie zu retten, seid ihr
und eure gesamte Sippschaft des Todes.«
    Das Rumoren der Masse, die Flüche und Schreie
machten Tillmanns Worte zu einem hellen Flüstern. Der Wind pfiff stetig über die
Lichtung, als der Pfarrer mit dem Kopf in Richtung des Scheiterhaufens nickte. Mit
einem Ruck wurde Antonella von den Männern auf die Eisfläche gedrückt. Sie sagte
kein Wort, als ihre Hände am Baum festgebunden wurden, doch ihre Augen schrien vor
Angst und ihre Lippen formten Worte, während sie Lorenz mit Blicken anflehte.
    »Geh, bitte …«
     
    Die Wärme des sich immer weiter ausbreitenden Feuers legte sich ruhig
auf seine Haut. Er spürte den pochenden Schmerz in seinem Kopf und die Schwere der
Muskete, die auf seinem Arm ruhte. Seine Lider schienen eine tonnenschwere Last
zu tragen und jede Faser seines Körpers schrie ihn an, dass er einfach gehen sollte.
Das Bild seiner Familie wollte alles aus seinem Geist verdrängen, doch er konnte
den Blick nicht von ihren Augen abwenden. Von ihren wunderschönen, rehbraunen Augen,
die die Flammen rot widerspiegelten.
    »Lorenz, lass uns einfach gehen«, vernahm er ein weiteres Mal die Stimme
seines Bruders, den Blick immer noch auf Antonella am Fuße des riesigen Baumes gerichtet.
    »Triff die richtige Entscheidung, tu das Richtige«, forderte ihn Maximilian
mitfühlend auf.
    Er sprach die Worte ruhig und sie klangen gut. Lorenz’ Muskete sank.
    »Ich habe immer auf dich gehört, Max. Du hast immer das Richtige getan.«
    »Und das tue ich auch diesmal.«
    Langsam drehte Lorenz seinen Kopf und blickte in die stahlblauen Augen
seines Bruders. »Nicht für mich … es tut mir leid.«
    Lorenz’ Augen füllten sich mit Tränen, als er die Muskete hochriss
und den Abzug der Waffe betätigte. Tillmann hatte nicht einmal mehr Zeit, seine
Hände schützend vor sich zu halten, als ihm die Kugel das Gesicht wegriss.
    Der Schuss schien die Anwesenden aus ihrer Erstarrung gelöst zu haben.
Die Männer in der Meute zogen ihre Säbel und stürzten auf die Freunde los. Innerhalb
von Sekunden feuerten auch die Musketen von Jakob und Ratte in die Menge. Schreiend
stürmten die Hessen auf die Lichtung und ließen ihre Säbel auf die Menge niedersausen.
Doch es waren zu viele. In Rage hatten die Bewohner mehrere Männer überwältigt.
Wie Tiere stürzten sie sich auf die Eindringlinge. Lorenz bahnte sich seinen Weg
zu Antonella. Er warf mehrere Gegner zur Seite und verpasste zweien, die sich ihm
in den Weg stellten, mit dem Griff der Muskete einen Schlag ins Gesicht. Sie brachen
sofort zusammen. Der Hass
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