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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Autoren: Tatjana Stöckler
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argwöhnte, dass jemand anders damit zu tun hatte. Hoffentlich konnte Lukas ihm helfen.
    Lukas seufzte. Eine schwere Aufgabe. Aufgrund der neu mit dem Instrument zu erkennenden Gestirne hatte er als erstes sich selbst.
    die Zukunft gedeutet. Veränderungen, mehr hatte sein Horoskop ihm nicht enthüllt. Mars und Venus griffen in sein Schicksal ein. Dabei hatte er so gehofft, dass die Schweden endlich abließen von Amorbach. Seit Monaten gab es keine Kunde mehr von ihnen, doch die Sterne schienen eine Rückkehr anzudeuten. Was sonst sollte der kriegerische Mars in seinem Leben? Zum Glück bestimmten die Sterne ihm kein schlimmes Schicksal. Auf und Ab im Laufe des Lebens gehörten dazu. Jetzt erwartete ihn wohl ein kleines Ab. Man musste es annehmen.
    Nur Venus … Dass Venus in sein Leben trat, wurde langsam Zeit. Seine Arbeit ließ nicht zu, dass er sich allzu sehr um ihre Belange scherte, nichtsdestotrotz vermisste er ihre sanfte Hand. Damals im Morgenland gab es die Tochter einer Kreuzfahrerfamilie, deren dunkle Augen die Glut ihrer orientalischen Heimat widerspiegelten. Sie entfachten ein Feuer in seinem Inneren, das ihn den Zweck seines Aufenthalts dort beinahe vergessen ließ. Beinahe. Schweren Herzens hatte er Abschied nehmen müssen von der strahlenden Schönheit, die Worte wie Honig von ihren Lippen tropfen ließ, um ihn zum Bleiben zu überreden.
    Energisch riss Lukas sich aus der Vergangenheit los und ließ den Anblick vor sich wieder in sein Bewusstsein brechen. Er konnte bestens den Marktplatz überblicken, auf dem gestern das Höllenfeuer gelodert hatte. Als ob von dort die Pest ausginge, hatte Magdalene alle Türen und Fenster davor geschlossen und dem Gesinde verboten, von diesem Balkon das Spektakel zu genießen. Fast hysterisch hatte seine Schwester auf die Nachricht reagiert, dass wieder eine Hexe verbrannt wurde. Nachzutragen war es ihr nicht. Nicht zuletzt hatte er den Umzug hierher ja ihretwegen gewagt, damit sie nie wieder von diesem Übel berührt werde. Doch das Schicksal verfolgte sie beide.
    Nicht nur das Gesinde hatte auf Logenplätze für das Schauspiel gehofft, auch die Nachbarin wollte eingeladen werden. Da unten lief sie, einen Korb mit Gemüse gegen ihre Hüfte gepresst. Ihr Gang sah dadurch wiegend aus, seltsam erregend. Unter der einfachen Trauerkleidung zeichneten sich ihre Brüste ab, weil die Bluse vom Korb heruntergezogen wurde. Gertenschlank und doch mit Rundungen an den richtigen Stellen. Der Pferdehändler habe sie nicht berührt, munkelte man. In dem halben Jahr vor seinem Tod sei er schon so krank gewesen, dass die Ehe nie vollzogen worden sei, lautete das Gerücht. Am Eingang zur Gasse blieb sie stehen und begrüßte eine alte Frau, wodurch Lukas die schöne Witwe genau betrachten konnte. Eine dunkle Locke stahl sich unter ihrer Haube hervor und sie strich sie mit einer eleganten Bewegung zurück. Dunkle Locken hatte auch Yasmina gehabt, die Tochter des Statthalters in Salerno. Die musste ihre Haare nicht bedecken, ließ sie in blauschwarzer Pracht lang über ihren Rücken wallen bis zu den üppigen Hüften.
    Lukas spürte bei dieser Erinnerung, dass er ein Mann war. Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Wenn Venus seinen Weg kreuzte, dann sollte er vielleicht der Witwe das nächste Mal selbst einen Logenplatz auf seinem Balkon anbieten. Seine Miene versteinerte sich. Aber nicht unbedingt bei einer Hexenverbrennung.
    ---
    Es wurde später Nachmittag, bis Luzia bei der Böttcherin ankam. »Na, Mädchen, wo ist deine Kiepe?«, wurde sie auch von ihr begrüßt. Ihr erzählte sie die gleiche Geschichte. Die frische Luft hatte sie hungrig gemacht, sodass sie gerne den Salzhering nahm, den die Böttcherin anbot.
    »Ein Händler brachte einen ganzen Karren Fastenspeise in die Stadt«, wusste sie zu berichten. »Es ist noch hin zu den Fastentagen, aber man freut sich über die Abwechslung. Du hast was verpasst, als du fort warst, Mädchen. Die Diebstähle haben sich aufgeklärt.«
    Der Brocken blieb Luzia fast im Halse stecken.
    »Diebstähle?«, hustete sie.
    »Ja, du weißt doch! Die nächtlichen Einbrüche, wo den Reichen das Laken unterm Hintern gestohlen wurde!«
    »Laken?«
    »Na, so sagt man doch! Wo jemand ohne Spuren neben dem Schlafenden die schönsten Preziosen stahl. Nie war die Tür aufgebrochen, nie jemand aufgewacht, selbst die Hunde schlugen nicht an. Man redete ja schon von einem Geist oder Teufel, der nachts die Weiber beschlief und ihr Geschmeide dafür nahm.
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