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Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)

Titel: Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition)
Autoren: Tatjana Stöckler
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Nachthemd dringen. Seit sechs Wochen, seit Beginn des Prozesses gegen die Schultheißin, hatte sie nicht mehr das Haus verlassen und hielt sich in seiner Nähe, sowie er daheim weilte. Tagsüber merkte man ihr nichts an, da gab sie sich ruhig und heiter, aber sowie die Sonne sank und die Mädchen die Lampen anzündeten, bebten ihre Finger und es hielt sie kaum auf einem Fleck.
    Es pochte an der Eingangstür. Der Laut drang durch das nachtschlafende Haus und dröhnte in jeden Winkel. Magdalene zuckte zusammen und drückte sich an Lukas` Schulter, aber er schob sie von sich und stand auf. Neben dem Bett hing griffbereit sein Rapier. Er nahm es in die Hand, bevor er Magdalene auf das Bett beförderte und sein Schlafzimmer verließ. Der Flur lag stockdunkel vor ihm. Entweder hatte Trine das Nachtlicht vergessen anzuzünden oder es war ausgegangen in dem kalten Zug, der Lukas schaudern ließ. Mit Filzpantoffeln tastete er sich zum Treppenhaus. Von oben kam Trine mit einer Lampe in der Hand herunter. Sie hatte nur ein Tuch über die Schultern geworfen, die Füße tappten unter dem Saum des Hemds nackt auf der Treppe. Ihre Augen weiteten sich, als sie die Waffe in der Hand ihres Herrn sah, aber dann nickte sie mit einem kaum sichtbaren Lächeln. Es pochte wieder ungestüm, jetzt hörte man die Stimme eines Mannes. Trine verdoppelte ihre Geschwindigkeit und ihre Füße patschten geschwind die Stufen hinab an ihrem Herrn vorbei, bis sie an dem Guckloch in der Haustür stand. Überlaut polterte es an die Tür und Lukas spürte sein Herz im Hals klopfen. Trine zuckte zurück, dann schob sie vorsichtig den Laden auf. Gleich drückte sich eine knollige Nase herein.
    »Mach auf, Weib! Die Obrigkeit!«
    Heftig schob Trine die Klappe gleich wieder zu, dass sie die Nase eingeklemmt hätte, wenn der Besitzer sie nicht so schnell wieder zurückgezogen hätte. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und schaute selbst hinaus.
    »Ferdinand Bennicke, alter Hurenbock, spiel dich nicht so auf!«, fuhr sie den Knollennasigen vor der Haustür an.
    »Fechtener Trine, du bösartige Beißzange, wirst du wohl öffnen!«
    »Und warum sollte ich das tun, du Haderlump, wenn grad du vor der Tür stehst?«
    »Weil ich der Stadtwächter bin und den Dieb stelle!«
    Trine schüttelte den Kopf und stemmte die Hände in die Hüften, wozu sie einen halben Schritt zurücktreten musste. »Was ficht mich dein Dieb an, du Taugenichts?«
    Kaum waren ihre Finger von der Klappe verschwunden, schob sich die dicke Nase wagemutig wieder vor. »Hindere nicht meine Pflicht, Weib! Ich verfolge den Dieb und durchsuche jetzt jedes Haus, bis ich ihn gestellt habe.«
    »Durchsuche, was du willst, aber nicht dieses Haus. Hier gibt es nur anständige Leute, die von Dieben nichts wissen. Mein Herr schlägt mich, wenn ich zu nachtschlafender Zeit einem Dahergelaufenen öffne!«
    Die Nase wanderte in dem kleinen Fenster auf und ab, dann schüttelte sie sich. »Trinchen«, kam es auf einmal ganz kleinlaut, »sagst aber nichts?«
    Mit einem gutmütigen Lächeln streckte Trine die Hand durch das Fensterchen und tätschelte eine blauadrige Wange. »Bist doch ein Pflichtbewusster! Hast alle Stuben durchsucht, du Heldenfigur. Jetzt mach dich schnell auf und fang deinen Dieb, bevor er sich selbst davongestohlen hat.«
    »Trinchen«, kam es noch einmal, »bist mir noch gut?«
    Mit leisem Gekicher antwortete sie ihm, als sie die Klappe so laut zuschlug, dass Lukas zusammenzuckte. Die leise Röte, gerade so sichtbar im Licht der Lampe, stand Trines Gesicht gut. Dadurch wirkte sie Jahre jünger. Welche Haarfarbe sie wohl besaß? Kaum jemand versteckte allzeit seine Haare so genau wie Trine. Ihre zarte Hautfarbe ließ darauf schließen, dass sie blond sei, aber sicher war Lukas nicht.
    Er senkte das Rapier, das er die ganze Zeit angriffsbereit in der Hand gehalten hatte. Anerkennend nickte er der Magd zu. »Gut gemacht, Trine. Springst du mit allen Stadtwachen so um?«
    Verlegen zog sie das Tuch enger um ihre Schultern und knickste. »Leider nicht, Herr. Der Ferdinand ist ja … nun …«
    »Schon gut, Trine, das geht mich nichts an. Solange du deine Arbeit gut erledigst, soll mir egal sein, wem du schöne Augen machst.«
    Sie knickste erneut mit deutlich geröteten Wangen. »Herr, das Fräulein wird vergehen vor Angst. Lass mich sie trösten, Herr, dass sie Ruhe in der Nacht findet.«
    Auf seinen auffordernden Wink eilte sie die Treppe hoch, versäumte aber nicht, an ihrer Lampe die kleinen
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