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Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz

Titel: Die Herrschaft der Drachen 01 - Bitterholz
Autoren: James Maxey
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zwischen den Schuppen versteckt. Und plötzlich begriff er, warum ihm so kalt war.
    »Suchst du die hier?«, fragte Shandrazel und zeigte auf den Haufen durchscheinender Federschuppen. »Ich habe
mich an deinen hässlichen Ruf erinnert, vergiftete Nadeln mit dir herumzutragen. Ich wollte kein Risiko eingehen.«
    Blasphet spürte, wie sein Gesicht angesichts dieser Entwürdigung brannte. Aber seine Neugier war größer als seine Beschämung. »Wie hast du dich befreit?«
    »Es hat den edlen Androkom seinen Schwanz gekostet, ein weiteres Verbrechen, für das du zur Verantwortung gezogen werden wirst. Er hat den Säureteich mit seinem Schwanz erreicht und ihn darin eingetaucht, dann zurückgezogen und die Eisenketten zerfressen lassen, die ihn festhielten. «
    »Es hat viele Male des Eintauchens bedurft«, sagte Androkom. »Glücklicherweise sind nach den ersten paar Mal die Nerven weggebrannt. Es interessiert Euch vielleicht zu hören, dass die Säure die Wunde verschließt, wie Ihr es gesagt habt. Dennoch könnt Ihr Euch glücklich schätzen, dass Shandrazel hier ist. Ich hätte Euch ohne einen zweiten Gedanken in den Teich geworfen.«
    »Wir haben Gesetze im Königreich«, sagte Shandrazel, »auch wenn mein Vater sie zu vergessen scheint.«
    »Du Narr!«, lachte Blasphet. »Albekizan ist das einzige Gesetz. Ich bin zu wertvoll für ihn. Solange er König ist, werde ich frei sein!«
    »Damit könntest du recht haben«, sagte Shandrazel. »Und deshalb darf er nicht König bleiben.«
     
    Jandra wiegte Vendevorex’ Kopf in ihren Armen und schloss die Augen, während sie sich konzentrierte. Die winzigen Maschinen, die in Vendevorex herumschwammen, wurden von seinen geistigen Befehlen kontrolliert. Wenn er
das Bewusstsein verloren hatte, ehe er die Molekularmaschinen dazu bringen konnte, ihn zu heilen, würden sie es auch nicht tun. Jandra wünschte sich, sie würde über die Fähigkeit verfügen, verletztes Gewebe wiederherzustellen, die zerstörten Blutgefäße zusammenzufügen. Sie konnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren. Alles, was an diesem Tag geschehen war, der Tod und der Kummer, hatte sie die Lektion von Bitterholz begreifen lassen. Sich an dem Hass festzuhalten, selbst wenn sie dafür einen nur zu verständlichen Grund hatte, würde ihre Seele töten. Der Hass würde weiterwachsen, bis es keinen Raum mehr für irgendetwas anderes gab. Sie durfte das nicht geschehen lassen. Vendevorex musste leben, nicht um Albekizan zu töten oder die Menschheit zu retten, sondern einfach nur, damit sie ihm sagen konnte, dass sie ihm vergeben hatte.
    Unglücklicherweise sah es nicht so aus, als würde Vendevorex jemals wieder aufwachen. Seine Atemzüge wurden noch angestrengter, sein Puls mit jedem Herzschlag schwächer. Sie begann zu weinen, als eine Woge von Krämpfen seinen Körper erfasste. Wenn sie nur den Maschinen sagen könnte, was sie zu tun hatten, dann könnte sie …
    Natürlich. Die Kopfverletzung. Vendevorex hatte den Maschinen in ihrem Blut befohlen, ihre Kopfverletzung zu heilen. Nicht einmal ein ganzer Tag war vergangen – sie mochten immer noch aktiv sein.
    »Gib mir ein Messer«, sagte sie zu Pet.
    Pet reichte ihr eine glänzende, scharfe Klinge. »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Still. Ich muss mich konzentrieren.«
    Sie brachte sich einen Schnitt an der Handfläche bei, und
ein rotes Band trat zutage. Sie nahm die Klaue ihres Mentors und tat mit ihr das Gleiche, dann presste sie die Handfläche gegen die Klaue und drückte sie zusammen.
    »Geht«, flüsterte sie. »Heilt ihn.«
    Eine lange Zeit verging, während die Sonne am Himmel höher stieg. Pet gab Ragnar und Kamon Befehle, sagte ihnen, dass sie ihre verbliebenen Männer in der Freien Stadt um sich scharen und auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten sollten. Jandra durfte nicht zulassen, dass der Lärm sie ablenkte. Mit schweißtreibender Konzentration leitete sie die aktiven Maschinen in Vendevorex’ Blut. Es waren nicht genug von ihnen. Sie befahl den Maschinen, sich zu vervielfältigen, und zu ihrer Erleichterung taten sie das.
    Als sie sich ausbreiteten, blockte sie die Außenwelt von sich ab, lauschte nur auf die Berichte der mikroskopischen Kundschafter in Vendevorex’ Blut, stellte vor ihren geistigen Augen eine Karte von den Verletzungen ihres Mentors her. Nach einiger Zeit konnte sie das Ausmaß seiner inneren Verletzungen erkennen, als würden ihre Augen durch die Haut hindurchsehen. Sie brachte die Maschinen dazu, die verletzten
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