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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe
Autoren: Rexanne Becnel
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sind«, erwiderte Isolde bissig. »Und es wäre mir sehr lieb, wenn ihr mich nicht ständig kritisieren würdet. Bei meiner Mutter würdet ihr euch das nie erlauben.«
    »Deine Mutter trifft im Gegensatz zu dir keine unsinnigen Entscheidungen«, brummte Odo, während Osborn schweigend mit den Schultern zuckte und sich ein Stück Aal in den Mund schob.
    Empört über die uneinsichtigen älteren Männer, die sie nicht als zeitweilige Herrin von Rosecliffe anerkennen wollten, betrachtete Isolde im Schein der neu entfachten Fackeln die vier Spielleute. Der Zwerg namens Gandy saß neben dem Riesen, wodurch der Größenunterschied besonders ins Auge fiel. Beide hatten hellbraune Haare, die nur knapp über die Ohren reichten, und beide trugen ärmellose blaue Wämse und weiße Hemden. Der eine sah wie eine Miniaturausgabe des anderen aus, dachte sie belustigt.
    Der dritte Mann war in einen weiten violetten Umhang gehüllt mit silbernen Stickereien auf der Kapuze und silbernen Ringen an den Fingern. Er erinnerte Isolde an Newlin, den alten Barden, der im domen lebte, und sie hatte plötzlich einen neuen glänzenden Einfall.
    »Schick. einen der Soldaten zu Newlin«, sagte sie zu dem Pagen. »Er soll ihn einladen, heute Abend zu uns zu kommen.«
    »Newlin?«, riefen Odo und Osborn wie aus einem Munde.
    Ohne sie zu beachten, betrachtete Isolde jetzt den vierten Spielmann, den Lautenspieler, der sie unten im Dorf so kühn gemustert hatte. Wieder kam er -ihr irgendwie bekannt vor. Vielleicht stammte er aus Carreg Du oder Afon Bryn ... oder sie hatte ihn auf irgendeinem Jahrmarkt gesehen ...
    Nein, das war unwahrscheinlich, denn diese breiten Schultern hätte sie bestimmt nicht vergessen. Seine Haare waren sehr dunkel, fast schwarz, ebenso der dichte Bart der es unmöglich machte, seine Gesichtszüge zu erkennen und sein Alter zu schätzen. Trotz dem glaubte sie, dass er jung war - seine muskulöse Gestalt strotzte von Kraft. Reevius hieß er, und sein geflecktes Hündchen hatte seltsamerweise den walisischen Namen Cidu. Für einige Münzen und zusätzliche Mahlzeiten würd-e er sicher bereit sein, ihr Musikunterricht zu geben. Es wäre eine herrliche Überraschung für ihre Eltern, wenn sie plötzlich ein neues Instrument spielen könnte ...
    Rhys tat so, als interessierte er sich nur für seinen vollen Teller, doch in Wirklichkeit entging ihm nichts, was in der Halle vorging. Er war in Rosecliffe Castle, und bevor die Fitz Hughs von der Krönung zurückkehrten, würde er Herr der Burg sein! Welch ein Glück, dass die älteste Tochter der verräterischen Josselyn ap Carreg Du und des arroganten Engländers Randulf Fitz Hugh nicht mit ihrer Familie nach London gereist war! Sie würde eine wunderbare Geisel abgeben.
    Unauffällig musterte er sie und staunte wieder, wie sehr sie sich verändert hatte. Vor zehn Jahren war sie ein schlaksiges Mädchen gewesen, eine verzogene Göre. Zweifellos war sie heute noch genauso unausstehlich wie damals - aber sie hatte sich in eine bildschöne junge Frau verwandelt das ließ sich beim besten Willen nicht leugnen.
    Natürlich war diese Schönheit rein äußerlich ... Was für Rhys wirklich zählte, waren Tugenden wie Ehrlichkeit und Treue, und unter Isoldes hübscher Fassade verbarg sich eine rabenschwarze Seele, davon war er fest überzeugt. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ... Ein Kind solcher Eltern musste zwangsläufig einen schlechten Charakter haben. Isolde Fitz Hugh war innerlich verfault daran gab es nicht den geringsten Zweifel.
    Aber sie war sein Schlüssel zu dieser Burg ...
    Abgesehen von dem älteren Hauptmann hielten sich nur vier Ritter und höchstens ein Dutzend Soldaten in der Halle auf. Das reichte aus, um einen Angriff von außen auf die Festung abzuwehren. Doch einem unerkannten Feind, der sich schon innerhalb der Mauern aufhielt würden diese wenigen Männer nicht gewachsen sein.
    Ja, das Wichtigste war, unerkannt zu bleiben. Als ein Page die Fackeln anzündete, beugte Rhys sich etwas tiefer über seinen Teller. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, dass Isolde ihn und seine Gefährten aufmerksam musterte. Bei ihrer Begegnung im Dorf hatte sie ihn offenbar nicht erkannt sonst hätte man ihn nie nach Rosecliffe Castle eingelassen. Und auch jetzt spiegelte ihr herzförmiges Gesicht kein Erschrecken, sondern nur Neugier wider. Als er sie vor zehn Jahren entführt hatte, war er noch ein ziemlich schmächtiger Halbwüchsiger gewesen. Die harte Ausbildung in England hatte ihm
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