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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe
Autoren: Rexanne Becnel
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hoch und sah, dass alle Zuschauer applaudierten, was ihn ziemlich verlegen machte.
    Randulf Fitz Hugh kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Ich möchte, dass zwischen uns echter Frieden herrscht«, sagte der ältere Mann. Ohne zu zögern ergriff Rhys die ihm großmütig dargebotene Hand.
    Dann trat Jasper vor, ebenfalls mit freundschaftlich ausgestreckter Hand. »Es hat mehr als genug böses Blut zwischen uns gegeben. Wenn du Isolde heiratest, wirst du mein Neffe sein.«
    Rhys spürte, dass sie sich in seinen Armen ein wenig versteifte, aber als er sie ansah, stand in ihren Augen nur Liebe geschrieben.
    »Ich liebe deine Nichte«, antwortete er dem Mann, schaute dabei jedoch Isolde an. »Wenn du ihr Onkel bist musst du auch meiner sein.«
    Auch sie besiegelten ihren Friedensschluss mit einem kräftigen Händedruck. An Jaspers Hand fehlte ein Finger - jener Finger, den Rhys' Vater ihm einst brutal abgehackt hatte. Wie lange das alles zurücklag! jetzt brach ein neues Zeitalter an ...
    »Ich würde gern mit meiner Braut ein paar Worte unter vier Augen wechseln.«
    Rhys legte ihr beide Hände auf die Schultern und schwieg, bis sie in den rauchenden Ruinen des Turmzimmers allein waren. »Ich liebe dich.« Er brachte das Geständnis kaum über die Lippen, doch nur diese drei Worte vermochten -seinen Gefühlen wenigstens annähernd Ausdruck zu verleihen. »Ich liebe dich, Isolde.« Beim zweiten Mal fiel es ihm schon etwas leichter. »Ich war ein Narr, diese einfache Wahrheit nicht längst erkannt zu haben. Ich versuchte meinen Empfindungen einen anderen Namen zu geben. Aber ... ich liebe dich!« Er wurde durch den feuchten Glanz in ihren grauen Augen belohnt. »Und noch etwas sollst du wissen - ich würde dich mit Freuden zur Frau nehmen, auch wenn du nicht die Erbin von Rosecliffe wärst.«
    Isolde hatte ernst gelauscht doch plötzlich spielte ein Lächeln um ihre Mundwinkel. »Hättest du nur meinetwegen sogar mit Jasper Frieden geschlossen?«
    Rhys nickte langsam. »Für dich würde ich alles tun.«
    »Sogar durchs Feuer gehen«, flüsterte sie mit Tränen in den Augen. Aber es Waren Tränen des Glücks, und er hoffte, dass sie in Zukunft nie andere Tränen vergießen würde. Selig warf sie sich wieder in seine Arme, und sie besiegelten ihre Liebesschwüre mit einem innigen Kuss.
    Rhys hob seine Braut ein wenig hoch und wirbelte sie langsam im Kreis herum. Womit hatte er es verdient, ein so vollkommenes Wesen zu besitzen? Womit hatte er Isolde Fitz Hugh verdient?
    »Wir werden hier so glücklich sein«, flüsterte sie, und er wusste, dass sie Recht hatte. Gemeinsam würden sie neue Mauern bauen.
    Starke Mauern.
     

Epilog
     
    »Wenn Steine wachsen wie sonst nur Bäume,
    Wenn der Mittag schwarz ist wie die Nacht,
    Wenn Hitze die Kälte des Winters bezwingt,
    Bricht der Tag an, an dem Cymry fällt.«
    Anonym
     
    Rosecliffe Castle, Wales,
    März 1156
     
    Isolde drehte sich langsam im Kreis. Ihre Augen waren halb geschlossen und absichtlich auf keinen festen Punkt gerichtet, denn sie wollte einen Gesamteindruck von ihrem Wandgemälde bekommen. Über ihr, auf dem Dach, hämmerte ein Handwerker die neuen Bleiplatten nahtlos zusammen. Dieses Mal würde das Turmdach feuerfest sein.
    Sie hatte fast ein Jahr warten müssen, bis sie mit diesem Werk beginnen konnte. Zuerst hatte der lange strenge Winter einen schnellen Wiederaufbau der eingestürzten Mauer im Turmzimmer verhindert. Dann, im Frühling, waren alle mit Feldarbeiten und der Schafschur beschäftigt gewesen. Im Sommer waren die Reparaturen endlich in Angriff genommen worden. Sogar Rhys hatte geschuftet - Steine mit Mörtel zu einer Mauer zusammengefügt und massive Holzbalken an die richtigen Stellen geschleppt damit die wichtigsten Arbeiten vor den ersten Schneefällen abgeschlossen werden konnten.
    Jetzt stand der Frühling wieder vor der Tür, und das neue Dach war so gut wie fertig. Rhys setzte seinen ganzen Stolz darein, dass von den schweren Brandschäden keine Spur mehr zu sehen sein durfte, wenn Isoldes Eltern zu ihrem ersten längeren Besuch nach Rosecliffe kommen würden.
    Isolde hatte sich noch ehrgeizigere Ziele gesteckt: nicht nur Mauern, Dach und Brüstung sollten bis dahin fertig sein, sondern auch ihr riesiges Wandgemälde, das so lange nur in ihrer Fantasie und auf Entwürfen vorhanden war.
    Rhys war in den letzten zwei Tagen nicht zu Hause gewesen - er hatte in Afon Bryn Verschiedenes zu erledigen -, und Isolde hatte diese günstige Gelegenheit
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