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Die Herrin von Rosecliffe

Die Herrin von Rosecliffe

Titel: Die Herrin von Rosecliffe
Autoren: Rexanne Becnel
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wie die übrige Familie. Sie würde leiden - und eine Wahrheit hatte er in den zurückliegenden schrecklichen Minuten begriffen: er konnte Isolde nicht leiden sehen. Nie wieder wollte er dafür verantwortlich sein, dass sie litt, das hatte er sich geschworen.
    Deshalb setzte er sie vorsichtig auf die oberste Stufe, kroch selbst auf allen vieren durch die schwarzen Rauchschwaden zur Tür zurück und tastete nach der Klinke. Sie war glühend heiß, doch seine Kampfhandschuhe schützten ihn vor Verbrennungen, und es gelang ihm endlich, die Tür mit einem kräftigen Ruck zu schließen. Das würde das Feuer zwar auf Dauer nicht aufhalten können, seine Ausbreitung aber immerhin verlangsamen.
    Nach Atem ringend und fast blind fand er den Weg zur Treppe, hob sie trotz ihrer Proteste wieder hoch und stolperte die Stufen hinab. Beide füllten ihre Lungen erleichtert mit der kalten klaren Luft, die ihnen von unten entgegenschlug.
    »Bist du verletzt?«, fragte Rhys, sobald er wieder sprechen konnte. Isoldes Gesicht war bleich vom Schock und mit Ruß beschmiert. Ihre Augen waren rot vom Rauch, und der Funken-regen hatte Löcher in ihr Kleid gebrannt. Aber ihr Blick war klar, ihre Stimme zwar heiser, doch nicht schwach. »Ich habe, keine Verbrennungen ... jedenfalls keine schlimmen. Mit meinem Bein stimmt etwas nicht ganz, aber schwer verletzt bin ich nicht.« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. »Oh, Rhys, du hast mich wieder gerettet! Ich werde mein Leben lang in deiner Schuld stehen.«
    Rhys schüttelte den Kopf. Er wollte ihre Dankbarkeit nicht! Und er wollte nicht daran denken, wie knapp sie dem Tod entronnen war!
    Aber sie wiederholte: »Du hast mir heute zum zweiten Mal das Leben gerettet.« Ihr Gesicht war dem seinen sehr nahe. Ihre grauen Augen waren ernst auf ihn gerichtet, und erst jetzt wurde er sich seines rasenden Herzklopfens bewusst. Er wollte seinen Blick von ihr losreißen. Nur zwei Stockwerke über ihnen tobte ein flammendes Inferno" an dem sogar Satan seine wahre Freude haben könnte. Doch unten auf dem Hof erwartete Rhys eine andere Art Hölle, denn dort würde er auf ihre Familie - auf seine Feinde - stoßen.
    Doch keine dieser beiden Höllen fürchtete er so sehr wie die Macht, die diese zarte Frau über ihn besaß! Gott hielt seine Seele in der Hand; die Fitz Hughs hatten sein Leben in der Hand. Doch Isolde ... Isolde hielt sein Herz gefangen. Er hatte keine Angst vor dem Tod, weder vor dem körperlichen noch vor dem seelischen. Doch wenn Isolde ihn nicht wirklich liebte - wenn sie sich von ihm abwandte und zu ihrer Familie ging -, würde sein Herz brechen. Es würde aufhören zu schlagen, und er würde kein Mann mehr sein. Er würde gar nichts mehr sein ...
    Außerstande, seine Gefühle länger zu verbergen, presste Rhys sie an seine Brust. »Ich kann nicht ... « Seine Stimme schwankte. »Ich kann nicht ohne dich leben.«
    Isolde hörte die Qual in seiner Stimme und begriff, welch harten Kampf er mit sich ausfocht. Bei jedem anderen Mann hätte es sie in tiefe Verzweiflung gestürzt dass er es fast zu bedauern schien, sie zu lieben. Aber Rhys war eben nicht wie andere Männer. Gefühle zu offenbaren bedeutete für ihn eine Abkehr von seinem ganzen bisherigen Leben, in dem es nur ein einziges Gefühl gegeben hatte: Hass.
    Trotzdem hatte er die Kraft aufgebracht es auszusprechen. Er konnte ohne sie nicht leben ...
    Sie schlang ihre Arme fester um seinen Hals. »Ich wusste, dass du mich retten würdest. Ich wusste, dass es dir gelingen würde, obwohl die Flammen das Dach verschlangen und die Steine in den Mauern ächzten und ... « Ein Hustenanfall hinderte sie vorübergehend am Sprechen, aber gleich danach lächelte sie diesem geliebten Gesicht zu. »Trotzdem wusste ich, dass du kommen würdest.«
    Isolde sah, dass er hart schluckte, aber es störte sie jetzt nicht mehr, dass er so schwer Worte fand. Seine Gefühle waren an den schwarzen Augen abzulesen ... Entspannt schmiegte sie sich an seine breite Brust während er sie die nächste Treppe hinabtrug. Was auch geschehen mochte - sie würden es gemeinsam durchstehen. Sie legte den Kopf auf seine Schulter und lächelte, denn trotz des Feuers und trotz aller Probleme, die es unweigerlich noch geben würde, keimte ein überwältigendes Glücksgefühl in ihr auf. »Weißt du, auch ich kann ohne dich nicht leben. Deshalb gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder wir bleiben für immer zusammen, oder aber wir sterben beide.« Sie streichelte seine raue
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