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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints
Autoren: Andrea Schacht
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das mit der Suche nach dieser Enkelin? Schon eine Idee?«
    »Noch keine. Aber ich hab ja auch noch nicht angefangen.«
    »Darf ich die Sachen mal sehen, die da in der Mappe sind. Vielleicht fällt mir was ein.«
    »Ich glaube es zwar nicht. Aber wenn du dir die Hände wäschst, kannst du gerne hineinsehen.«
    Ein aufgeregtes Funkeln stand in Patricks Augen. Rätsel zu lösen liebte er, und da er oft ausgesprochen originelle Gedanken hatte, dachte ich mir, es könnte ja nicht schaden, wenn er sich mal mit dem Problem beschäftigte. Auch wenn es in manchen Bereichen wahrscheinlich seinen Erfahrungshorizont überstieg.
    Neugierig schlug er die lederne Mappe auf und fuhr glättend über die Seiten.
    »Was ist das?«, fragte er und legte sorgfältig die Papiere auf den Tisch, um die Rückseite der Mappe zu untersuchen.
    »Was soll da sein?«
    »Da ist was Dickes drin. Hast du das noch nicht gemerkt?« Jetzt hatte er mich auch neugierig gemacht, und gemeinsam sahen wir uns das Leder an.
    »Hier ist doch eine Tasche, ein Einschub oder so, Baba. Schau mal, da ist was drin.«
    Mit geschickten Fingern tastete er nach dem Gegenstand und förderte ihn zutage.
    »Schau mal, kannst du erkennen, was das ist?«, fragte Patrick und hielt mir die Fotografien einer schwarz angelaufenen Silbermünze entgegen. Ich nahm die Bilder und sah sie verwundert an. Die Münze musste uralt sein, wenn sie echt war. Auf der einen Seite war ein weiblicher Kopf abgebildet, ob Königin oder Göttin konnte ich nicht sagen. Auf der anderen Seite jedoch zeigten sich ein kreisförmiges Muster und einige griechische Buchstaben.
    »Das, Patrick, ist eine sehr alte Münze aus Knossos. So steht es zumindest da. Aber was das Ganze zu bedeuten hat, das kann ich dir auch nicht sagen.«
    In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Wir beide versteckten wie ertappte Sünder die Fotos, und Patrick schlüpfte mit der Mappe in sein Zimmer, während ich dem Besucher öffnete.
    Etwas verdutzt stand ich Ferdinand Halstenberg gegenüber.
    »Grüß dich, Amanda. Störe ich?«
    Seit Gitas Beerdigung vor zwei Wochen hatte ich Nandi nicht mehr gesehen und auch nicht mehr gesprochen. Nicole und ich waren zwar gut befreundet, aber zu ihm hatte ich nie so recht Kontakt finden können. Darum wunderte mich sein Besuch einigermaßen.
    »Komm herein, Nandi. Was führt dich her?«
    »Ach, ich soll dir von Nicole diese Bücher bringen.«
    Ich nahm ihm das Päckchen ab und steuerte ihn in Richtung Terrasse. Der Vorwand war einen Hauch fadenscheinig, denn Nicole hatte ich erst den Abend zuvor im Kurs getroffen, und da war von Büchern keine Rede gewesen.
    Nandi, ein untersetzter Mann, nicht viel größer als ich, wischte sich die Stirn, als er sich schwer in den Stuhl fallen ließ. HöflicheGastgeberin, die ich war, bot ich ihm ein kaltes Getränk an.
    »Oh, danke, Amanda. Und, wie geht es dir?«
    »Gut.«
    Ich blieb ein wenig einsilbig, denn ich war mir nicht ganz sicher, welche Interessen er vertrat.
    »Du siehst blendend aus. Die braune Farbe steht dir. Du hast ja wohl jetzt ein bisschen Zeit, um in der Sonne zu liegen.«
    »Wie meinst du das, Nandi?«
    »Na ja, der Studienbetrieb fängt ja erst im Herbst wieder an. Nicole hat mir von deinen Plänen erzählt. Finde ich richtig gut!«
    »Mmh ja.«
    »Du solltest dir die Ferien ruhig gönnen. Schließlich hast du meine Mutter über zwei Jahre lang wirklich aufopfernd gepflegt. Sie hat immer wieder betont, wie zufrieden sie mit dir war. Sie mochte dich sehr.«
    »Danke, das beruhte aber auf Gegenseitigkeit. Ich habe selten jemand seine Krankheit mit soviel Gelassenheit tragen sehen. Sie war eine bewundernswerte Frau.«
    »Ja, das war sie wohl. Wenn sie auch manchmal ein paar fixe Ideen hatte.«
    »Das ist mir nicht aufgefallen. Aber du kanntest sie ja besser als ich. Schließlich bist du ihr Sohn.«
    »Sie hat es nie so ganz verwunden, dass meine Schwester fortgegangen ist. Sie hat sich die ganze Zeit über Vorwürfe gemacht, aber so richtig verrannt hat sie sich erst in ihren letzten Tagen. Sie hat sich immer mehr eingebildet, Josi müsse eine Tochter haben. Sogar ihr Testament hat sie geändert.«
    »Bitte?«
    Irgendwas wollte Nandi doch von mir, und ich hatte das Gefühl, dass ich mich dagegen wehren musste.
    »Ja, es hat ein früheres Testament gegeben, ich kenne zwar seinen Inhalt nicht, aber die Klausel mit dem Legat für dich, um Josis Kind zu suchen, ist erst einen Monat vor ihrem Tod ergänzt worden.«
    »Ach ja?«
    Was
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