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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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gemacht durch die Erkenntnis, dass auch Breaca von den Toten geträumt hatte und er es nicht gewusst hatte.
    »Es ist nicht gut für ein Kind, so zu träumen«, sagte er.
    »Sie weiß das. Sie arbeitet, weil es sie danach drängt, weil sie das Gefühl hat, dass es ihr hilft, ihren Schmerz zu überwinden. Du hast kein Recht, sie daran zu hindern.«
    »Nein.« Er schob sein Schwert wieder in die Scheide zurück und stand auf. Seine Tunika lag gefaltet auf seinen Schlaffellen, so, wie Graine sie immer zurechtgelegt hatte. Er zog sie sich über den Kopf.
    »Du willst zu ihr gehen?« Die Stimme der alten Frau plagte ihn wie ein schmerzender Zahn, und die Verachtung, die darin mitschwang, richtete sich voll und ganz gegen ihn. »Würde sie nachts im Dunkeln arbeiten, wenn sie dich dabei haben wollte?«
    »Ich bin frühzeitig aus meinem Traum aufgewacht«, erwiderte er und erkannte, dass es das erste Mal gewesen war, dass er den Traum nicht zu Ende geträumt hatte. »Vielleicht muss ich sehen, was sie gerade macht.«
    »Sie bringt sich Geduld bei.« Die Großmutter tat es als Kleinigkeit ab. Doch sie beide wussten, dass es das nicht war. »Es ist nie zu früh, sich in Geduld zu üben.«
    »Dann werde ich nur kurz nach ihr sehen. Ich werde ihr nur dann meine Hilfe anbieten, wenn sie mich darum bittet. Ich werde nichts tun, um sie von ihrer Arbeit abzuhalten.« Eburovic ging an dem Feuer vorbei zur Tür. Eine ältere Hündin wollte ihm folgen. Er versetzte ihr einen leichten Stups gegen die Schnauze und drehte sie wieder in die andere Richtung herum. Sie tappte zu seinem Schlafplatz davon und grub sich ein Bett zwischen den Schlaffellen. Er wartete, bis sie sich hingelegt hatte, und schlüpfte dann hinaus.
     
    Die Schmiede stand ein Stück von dem Rundhaus entfernt auf der anderen Seite des Lagers, mit dem Vordereingang nach Süden, um zu verhindern, dass Funken von dem Schmiedefeuer bei trockenem Wetter das Strohdach des Rundhauses in Brand steckten und verheerenden Schaden anrichteten. Das Gebäude, das die Schmiedewerkstatt beherbergte, war aus Holz erbaut und das Dach mit Latten aus Haselholz gedeckt, die Eburovic regelmäßig mit Wasser einsprengte, damit sie nicht Feuer fingen. Der Fußboden bestand aus Erde, angefeuchtet und festgestampft und durch das Feuer glasiert, bis er vollkommen eben war und undurchlässig glatt, außer im Eingang, wo die Hennen eine Staubkuhle gescharrt hatten, in der sie gelegentlich lagen, um sich in der Wärme des Feuers zu aalen.
    In der Nacht waren jedoch keine Hennen da. Sie hatten sich bei Einbruch der Abenddämmerung erhoben, um sich im letzten Rest von Tageslicht einen Platz auf der sicheren Stange unter den Dachsparren des Kornspeichers zu erkämpfen, und Eburovic hatte hinter ihnen die Tür verschlossen, indem er eine Reihe von Steinen auf den Saum des ledernen Türvorhangs gelegt hatte, so dass der Schmelzofen keine Zugluft abbekam und seine Hitze bis zum anderen Morgen bewahren konnte. Als er jetzt im silbrigen Licht des Mondes auf die Schmiede zuging, sah Eburovic den Dunst kerzengerade aus dem Rauchabzugsloch aufsteigen und wusste, dass das Feuer nicht schlief. An der Tür stellte er fest, dass die Steine beiseite gelegt und sehr viel ordentlicher der Größe nach angeordnet worden waren, als er es zu tun pflegte, und dass der Saum des Türvorhangs nach innen umgebogen war, beschwert mit einem einzelnen Kupfergewicht, das ihn von innen auf dem Boden festhielt. Er stand einen Moment lang da, sein Ohr an das Leder gedrückt, aber er hörte nichts; falls Breaca zuvor seinen Schmiedehammer benutzt hatte, so tat sie es in diesem Augenblick zumindest nicht. Er ließ eine Hand um den Rand des Ledervorhangs gleiten, schob sein Gesicht an den Spalt, um in den Raum zu spähen, und machte sich dabei auf einen Schwall von Hitze gefasst, der jedoch ausblieb. Er war hocherfreut darüber. Es war schließlich seine Tochter, die in seiner Schmiede arbeitete, und er hatte ihr eine Menge beigebracht; sie wusste, wie man ein Feuer machte und es richtig schürte, so dass es heiß brannte, die Flammen aber nicht zu hoch aufloderten, und wie man die Ränder eindämmte, damit die Hitze sich in sich selbst zurückzog und nicht nach außen abgegeben wurde, um die Nachtluft zu erwärmen. Und dennoch war es hell im Raum. Als sich seine Augen an das Licht der Flammen gewöhnt hatten, sah er, dass Breaca ein spezielles Feuer zum Gießen von Metall angezündet hatte; die eingedämmten Ränder waren höher,
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