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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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wieder eingefallen.«
    »Darum wurde sie auch als Unbekannte beerdigt?«
    »Ja. Es ist sehr wichtig, dass jemand, der nach der Beichte mit reiner Seele vor den himmlischen Herrn tritt, auch in geheiligter Erde beigesetzt wird. Unser Schöpfer weiß besser als jeder Mensch, wie der Name der verstorbenen Seele ist.«
    »Und Ihr habt nicht bei der Nonne Hildegard nachgefragt? Sie hätte vielleicht gewusst, wer die Frau war. Dann hätte man der Familie sagen können, wo die Vermisste liegt. Spätestens nach einer Woche, wenn Ihr wieder Euren üblichen sonntäglichen Besuch auf der Wittekindsburg machtet.«
    »Euer scharfer Verstand entlarvt mein Versäumnis. In meiner Unvollkommenheit habe ich nicht daran gedacht. Die vielen Aufgaben hatten meinen Blick und meinen Sinn für die Not der Familie getrübt. Ich werde sie demütig um Verzeihung bitten.«
    Jetzt kam der Teil, den Ludolf besser darlegen konnte. Sie wollte nichts verkehrt machen und alles verderben. Sie schaute bittend zu ihm hinüber und winkte.
    Ludolf hatte schon verstanden. Rasch ging er zu ihr hinüber und stellte sich neben sie. Agnes wollte zurück an ihren Platz gehen, doch Ludolf hielt sie vorsichtig am Arm fest. Leise flüsterte er Agnes zu, dass sie den Rest gemeinsam durchstehen mussten. Sie nickte nur.
    Ludolf wendete sich an den Kustos. »Entschuldigt bitte die kleine Unterbrechung, aber mir ist da noch etwas eingefallen. Nur eine unbedeutende Kleinigkeit. Gestern sagtet Ihr mir, dass der ermordete Amtmann Wiegand zu hohen Feiertagen im Dom war. Dass er Euch in Eurem Arbeitsraum besuchte. Ihr kanntet ihn gut, nicht wahr?«
    »Ja sicher. Er war sehr fleißig und absolut vertrauenswürdig. Einen besseren Amtmann hätte der erlauchte Herr gar nicht bekommen können. Ich habe ihn sehr geschätzt.«
    »Ich nehme an, dass an den Feiertagen im Dom bestimmt auch seine Frau anwesend war.«
    Caspar von Ilse stockte. Verlegen griff er an sein Ohr und rieb es heftig. »Möglich. Ich kann mich nicht an sie erinnern.«
    »Ihr werdet sie doch ganz bestimmt gesehen haben. Ich meine, Ihr begrüßt den Amtmann sehr höflich und zuvorkommend. Und dann steht da eine Frau neben ihm, vielleicht hat sie sich bei ihm sogar eingehakt. Werter Pater von Ilse, könnt Ihr Euch also gar nicht an die Begleitung des Amtmanns Wiegand erinnern?«
    »Bestimmt habe ich sie gesehen. Aber ich habe mir kein Gesicht dazu gemerkt. Ich versuche stets, meine Gedanken und meine Bestrebungen einzig auf die heilige Kirche und die Arbeit im Domkapitel zu richten. Auf so etwas Weltliches wie Heirat und Ehe darf ich keine Kraft verschwenden.«
    »Ihr wusstet also nicht, dass die Frau, der Ihr die Beichte abgenommen habt, die Witwe des Amtmanns war?«
    »Nein. So leid es mir tut. Da kann ich Euch nicht helfen.«
    Ludolf begann, mit großen Schritten umherzugehen. Während er sprach, bekam seine Stimme einen schärferen Klang. Bisher hatte er betont höflich und zuvorkommend gesprochen. Mit weit ausholenden Gesten untermalte er seine Überlegungen. »Das ist für mich unverständlich. Aber vielleicht fehlt mir auch nur die entsprechende Bildung. Ihr habt den Amtmann Wiegand gut gekannt. Ihr habt ihn des Öfteren im Dom gesehen, ihn begrüßt, mit ihm gesprochen. Und Ihr könnt Euch überhaupt nicht an seine Frau erinnern. Die Frau, die im Dom genau neben ihm stand. Also, mir wäre das sehr peinlich. Ich stelle mir gerade in Gedanken eine Situation vor. Eine Frau spricht einen Priester an. Guten Tag Pater soundso. Der ganz verdutzt: Oh, wer seid ihr? Ich kenne Euch nicht. Die Frau: Ihr nehmt mir die Beichte ab, wir sehen uns bei der Messe, Ihr habt geschäftlich mit meinem Mann zu tun.« Ludolf stand vor dem Stuhl des Kustos und kratzte sich am Kopf. Er verzog das Gesicht, als müsste er angestrengt nachdenken.
    Nicht nur Agnes sah sein hämisches Grinsen.
    Caspar von Ilse war während der kurzen Rede zusehends angespannter geworden. Das Blut war ihm in den Kopf gestiegen. Die Adern an den Schläfen waren jetzt sichtbar. Seine Hände hielten sich krampfhaft an den Stuhllehnen fest. Aber er versuchte, ruhig und gelassen zu erscheinen. Seine starke Anspannung war in dem Beben seiner Stimme spürbar. Die Antwort fiel nun auch lauter als vorher aus. »Wie wollt Ihr das beurteilen? Wart Ihr im Dom dabei? Woher wollt Ihr wissen, ob der Amtmann von seinem Weib begleitet wurde?«
    »Ich erinnere mich aber sehr gut an sie.« Der Bischof war bei diesen Worten aufgestanden und blickte seinen Mitbruder sehr
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