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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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mit eisernem Griff fest. Der Kustos versuchte vergeblich, die Männer abzuschütteln. »Was soll das? Warum werde ich festgehalten?«
    Simon schritt auf Caspar zu. »An dem Montagmorgen vor fast drei Wochen spracht Ihr mit einem Bruder in der Werkstatt. Bruder Klaudius, der so kunstvoll schnitzen kann. Ihr sagtet ihm, Ihr hättet Euren sehr geschätzten Rosenkranz irgendwo verloren. Ihr batet, so schnell wie möglich einen neuen zu schnitzen. Einen mit Eurem Wappen. Ich erinnere mich noch genau an diesen Morgen, weil ich mit dem Baumeister Schrader einige Umbauten besprach. Ein Novize kam gelaufen und bat Euch, schnell zum Heilig-Geist-Hospital zu kommen, weil eine Frau im Sterben lag, die ausdrücklich nach Euch verlangt hatte. Warum habt Ihr dem Bruder in der Werkstatt gesagt, Ihr hättet Euren Rosenkranz verloren, wenn Ihr ihn doch verschenkt haben wollt?«
    Der Kustos schrie plötzlich los. Er versuchte sich loszureißen, schlug um sich, trat die Soldaten, die ihn festhielten. Aber schon kam Verstärkung, die ihn zu Boden riss. Caspar tobte und wand sich wie ein Irrer. Die Wachen hatten größte Mühe, ihn unter Kontrolle zu bringen. Während Caspar von Ilse weiter schrie und tobte, wurde er hinausgeschleppt.
    »Nehmt den Amtmann auch mit«, befahl Simon vom Berge.
    Der Hauptmann von Lübbecke riss den Amtmann am Arm hoch und zog ihn einfach hinter sich her. Als er am Schmied Wiegand vorbeikam, blieb er stehen, blickte den Dompropst fragend an.
    »Der da ist frei.«
    Ein Schnitt mit dem Messer, und schon fielen Dietrichs Fesseln zu Boden. Der Hauptmann folgte seinen Soldaten. Das Stimmengewirr im Raum wurde immer lauter. Der Bischof musste mehrfach energisch um Ruhe bitten.
    »Wir haben die Mörder gefunden. Die Versammlung ist damit zu Ende.«

Danksagung
    In kleinen Gruppen standen die Geistlichen an der Wand mit den Malereien und diskutierten über diesen unerhörten Vormittag. Keiner hatte damit rechnen können, dass ein so angesehener Pater wie Caspar von Ilse, der Kustos des Domkapitels, einen heimtückischen Mord begangen hatte. Und nur, weil er es nicht ertragen konnte, dass der Herr vom Berge einen Erben bekam.
    Simon vom Berge führte seinen Bruder Wedekind hinaus. Für den alten, schwachen Kirchenvogt war der Vormittag überaus anstrengend gewesen. Johann von Rottorf folgte den beiden Brüdern mit den meisten der anderen Priester. Der Schreiber packte seine Sachen zusammen, und zwei Novizen trugen sein Schreibpult hinaus. Langsam leerte sich der Raum.
    Ludolf stand noch immer mitten im Saal. Er konnte es kaum fassen, dass es vollbracht war. Langsam löste sich die Anspannung auch bei ihm. Er atmete tief durch. Er ging zu Agnes hinüber. Aber ehe er sich versah, machte sie ein paar schnelle Schritte auf ihn zu. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn ganz fest an sich. Sofort erwiderte er ihre Umarmung. Sie hing an seinem Hals, ihre Füße baumelten nun in der Luft.
    »Ich lass dich hier verhungern«, drohte er ihr lachend.
    »Du schwacher Hering hast doch nicht genug Kraft, mich so lange zu halten.«
    »Soll ich’s dir zeigen?«
    »Lass mich schnell runter. Der Bischof guckt schon.«
    »Lass ihn doch.«
    »Bitte, Ludolf. Nicht hier!«
    »Wo denn sonst? Du hast schließlich angefangen.«
    »Ich sage auch, wann Schluss ist.«
    Langsam ließ er Agnes hinunter. Löste aber nicht die Umarmung. Sie schauten einander in die Augen. Genossen diesen Augenblick. Mit ihrer Leistung konnten sie wirklich zufrieden sein, ihrer gemeinsamen Leistung. Ludolf war glücklich. Das Rätsel war gelöst, und er hielt Agnes in den Armen. »Agnes, darf ich dich ’was fragen?«
    Sie antwortete nichts. Sie schaute ihn nur an.
    »Woher hast du gewusst, dass Marie das Gespräch zwischen Kuneke und Wedekind belauscht hat? Als sie ihm erzählte, sie bekäme ein Kind von ihm?«
    Sie legte ihren Kopf an seinen Hals. Sie würde es vermissen, wenn sie in Möllenbeck gezwungenermaßen wieder getrennte Wege gingen. Ihre Worte kamen leise. »Deswegen wollte ich zur Beichte. Deswegen war ich in den letzten Tagen nicht so ganz offen zu dir. Ich habe etwas Abscheuliches getan. Ich habe mich hinter ein paar Büschen versteckt, als Pater Anno Marie die Beichte abnahm.«
    »Das hätte ich dir nicht zugetraut.«
    »War nicht in Ordnung.« Rasch drückte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
    Ludolf war völlig überrascht.
    Sie nutzte die Verblüffung aus und löste sich blitzschnell aus seinen Armen. Langsam ging sie ein
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