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Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Herren vom Berge: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Frank Domeier
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verweigerte deshalb die Unterschrift auf der Liste von 1381. Wahrscheinlich stellte er den Übeltäter zur Rede. Wie auch immer das Gespräch verlief, dem Neeser Amtmann musste klar sein, dass er nicht mit heiler Haut aus der Sache herauskommen konnte. Der Schaden musste beglichen werden, und die Strafe würde sehr schmerzhaft werden. Außer: Der Betrug würde nicht bekannt. Aber wie sollte das gehen? Wiegand war auf dem Weg von Neesen zur Burg, als es anfing zu regnen. Das gab Resenbach die Möglichkeit, seinem verhassten Gegner heimlich zu folgen und ihn von hinten zu erschlagen. Daher rührte die tödliche Verletzung oben auf dem Kopf. Also hatte er sich nicht mit den Händen abstützen können, daher die fehlenden Aufschürfungen. Und durch den Sturz holte er sich die zweite Wunde, die an der Schläfe, als er mit voller Wucht auf dem Weg aufprallte.
    Es war sehr ruhig geworden im Raum. Alle schauten voller Spannung auf Ludolf und hörten gebannt seine Ausführungen. Nur Josef Resenbach versuchte verzweifelt, sich Gehör zu verschaffen. Aber durch seinen Knebel war nur ein Röcheln und Grunzen zu vernehmen. Darauf achtete jedoch keiner der Anwesenden.
    Als Ludolf zum Ende gekommen war, trat Pater Anno vor den Herrn Wedekind und kniete nieder. Seine Stimme zitterte vor Aufregung und Anspannung. »Bitte verzeiht mir, hoher Herr. Ich trage eine große Schuld daran, dass dieser Mord bis heute ungesühnt geblieben ist. Ich habe meine Augen vor der Wahrheit verschlossen, vor dem, was offensichtlich ist. Ich hätte dies alles bei der Untersuchung auch erkennen sollen. Ich bin meiner Verantwortung Euch und der Familie Wiegand gegenüber nicht nachgekommen. Bitte legt eine Strafe fest, die Ihr für gerecht haltet. Ich werde für meinen Fehler ohne Widerrede büßen. Voller Demut erwarte ich Euer Urteil.«
    Wedekind vom Berge war aufgesprungen und beugte sich über den kleinen Priester. »Nein, nein, lieber Freund. Bitte steht auf!« Er nahm Annos Arm und zog ihn hoch.
    Doch der Pater versuchte sich zu lösen. »Bitte versteht doch. Ich habe einen Fehler gemacht.«
    »Jeder von uns hier wäre zu dem gleichen Ergebnis wie Ihr gekommen. Ihr seid kein ausgebildeter Bader oder Medikus. Woher solltet Ihr den Mord erkennen?«
    »Aber ich hätte misstrauisch werden müssen, als Josef Resenbach die Untersuchung führen wollte. Er wollte nur seine Spuren verwischen.«
    »Das konntet Ihr nicht wissen. Ihr habt mir und dem Ort viele Jahre treu gedient. Soll das jetzt alles umsonst gewesen sein?«
    Jetzt mischte sich auch Otto ein. Er fasste den Pater am anderen Arm. Nun stand der kleine Priester zwischen den beiden Brüdern, die jeweils fast einen Kopf größer waren als er. Niedergeschlagen schaute er abwechselnd zu den Herren neben ihm hoch.
    »Mein hochgeschätzter Mitbruder«, sprach nun der Bischof. »Ihr macht Euch unnötige Sorgen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr eine Ungerechtigkeit zulassen würdet, wenn es auch nur den geringsten Hinweis dafür gegeben hätte. Wir haben vielmehr Grund, Euch zu danken als zu zürnen. Wir kennen Euch doch schon so lange. Ihr seid uns zu einem guten Freund geworden.«
    »Danke, Ihr gnädigen Herren. Euer Bemühen ehrt mich.«
    »Es ist nur die reine Wahrheit. Ihr tragt keine Schuld.«
    Damit ging der kleine Priester in Richtung Fenster. Er wagte es nicht, sich umzudrehen.
    Bischof Otto drehte sich nun zu Ludolf um. »Das habt Ihr uns jetzt ausführlich erklärt. Ich hoffe, das war nicht allein, um Euren Verstand vorzuführen. Angebereien mag ich nämlich gar nicht.«
    Ehe Ludolf antworten konnte, sprach Agnes. »Bitte versteht die Art und Weise der Darlegung meines Mannes nicht ... meines ... meines Begleiters nicht falsch.« Bei ihrem Versprecher war Agnes puterrot angelaufen und lächelte verlegen. Was würde der Bischof jetzt bloß von ihr denken? Verwirrt fuhr sie fort: »... denn im Gegensatz zu den Listen, die an sich schon Beweis genug sind für den Betrug durch den ... wie auch immer man den Kerl nennen mag. Äh ... ich meine ... Die Listen sind stichhaltige Beweise, die genauso viel wert sind wie ein Augenzeuge. Dieser unerkannte Mord stützt sich dagegen nur auf Vermutungen. Aber es besteht der dringende Verdacht, dass Resenbach der Mörder ist. Deshalb wollten wir das so ausführlich darlegen.«
    »Das ist ja alles in Ordnung. Ihr und Euer ...«, der Bischof konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, »Ihr und Euer ... Begleiter habt gute Arbeit geleistet. Wir haben jetzt
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