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Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust
Autoren: Dalma Heyn
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Ihren Erkenntnissen zufolge hatten von den 36 Prozent Verheirateten 41 Prozent zum Zeitpunkt der Befragung oder früher außereheliche Liebschaften. Dem Kinsey Institute zufolge bekannten sich 29 Prozent der Ehefrauen — und 37 Prozent der Ehemänner die für den Report von 1990 befragt wurden, zu außerehelichen Sexualbeziehungen.
    Obwohl wir immer noch das Ideal sexueller Treue hochhalten, scheint annähernd dieselbe Zahl von Frauen wie Männern diese nicht zu praktizieren, schreibt Federick Humphrey, Soziologe und Familientherapeut, der das Thema außerehelicher Beziehungen seit dreißig Jahren studiert. »Es ist statistisch >normal< für Menschen beiderlei Geschlechts, eine außereheliche Affäre zu haben, wenn wir die Tatsache akzeptieren, daß die Hälfte oder mehr der Verheirateten es tun«, meint er. »Und ich wage zu behaupten, daß die Hälfte der amerikanischen Ehefrauen zu einer Affäre bereit ist — das ist eine konservative Schätzung .«
    Daß es Frauen nicht um die Sexualität der Männer geht, sondern um ihre eigene, wird so lange ein Tabu bleiben, solange das Sexualleben der Frauen — wie es wirklich ist, nicht, wie es unserer Ansicht nach sein sollte — ein Thema ist, bei dem wir größtes Unbehagen empfinden. Solange wir es für nötig halten, eine Frau, die sich auf außerehelichen Sex einläßt, zu einer Unperson zu reduzieren und ihre Äußerungen, wenn sie über Begierde und Sex spricht, als unnatürlich, unwirklich und unglaubhaft abzutun, wird den Frauen jedes Gespräch über sexuelle Wünsche im Hals steckenbleiben. Denn das Faktum anzuerkennen, daß eine zunehmende Zahl von Frauen außerehelichen Sex genießt, bedeutet, zunächst einmal die Sexualität der Frauen anzuerkennen; und das wiederum führt zu der Frage, wie die Natur der Frauen denn in Wahrheit beschaffen ist, was ihre Wertvorstellungen sind und was Frauen wirklich wollen, hier und jetzt, heute.

Weibliches Begehren: eine neue Sprache

    Ich hatte etwa ein Jahr für dieses Buch recherchiert, als ich in ein beunruhigendes Dilemma geriet, das mich mit dem Kern dieser Frage konfrontierte. In den über zwanzig Jahren, in denen ich über Beziehungen, Bekanntschaften, Ehe, Scheidung und Wiederverheiratung geschrieben habe — einschließlich meiner Jahre als Redakteurin bei Redbook, Family Health und McCall’s und als freie Mitarbeiterin von Mademoiselle — , habe ich Hunderte von Frauen über ihre Sexualität interviewt. Doch erst in den letzten zehn Jahren hörte ich Neues: Lust und das Bestehen darauf — selbst wenn sie nicht in der Ehe gefunden wird.
    Ich hatte bereits Daten, aus denen hervorging, daß sich heute jüngere Frauen in einem früheren Stadium ihrer Ehe auf außerehelichen Sex einlassen, als dies bisher der Fall war: Kinsey hatte geschätzt, daß seine 26 Prozent Frauen, die Affären hatten, diese vor dem vierzigsten Lebensjahr hätten. Etwa zwanzig Jahre später stellten die Forscher Robert R. Bell und Dorthyann Peltz in einer Untersuchung fest, daß derselbe Prozentsatz von Frauen bereits mit 35 Jahren außereheliche Sexualbeziehungen hatte, und daß diese Zahl auf 40 Prozent gestiegen war, wenn sie das vierzigste Lebensjahr erreichten. In einer anderen umfassenden Untersuchung des Sexualverhaltens, die 1972 von der Playboy Foundation durchgeführt wurde und 1974 herauskam, berichteten 24 Prozent der Ehefrauen unter 24 über außerehelichen Sex — das Dreifache von Kinseys Zahl für diese Altersgruppe.
    1989 erweiterte ich mein Sample und nahm erneut mit den Frauen Kontakt auf, die ich im Lauf der Jahre interviewt hatte — ich redete mit ihnen und ihren Freundinnen, mit meinen Freundinnen und mit Freundinnen von Freundinnen — über außerehelichen Sex. Mit so viel Interesse hatte ich nicht gerechnet. Jede schien eine Frau zu kennen, die sich beteiligen wollte. So oft ich das Thema bei einem Mittag- oder Abendessen ansprach, sagte jemand: »Rufen Sie mich an .« Als ich in Literaturzeitschriften, Stadtjournalen und Zeitungen inserierte, um von Frauen aus allen Teilen des Landes zu hören, antworteten mir Frauen aller Altersgruppen, von Anfang 20 bis Ende 60. Sie alle hatten ihre Geschichte über Ehebruch zu erzählen.
    Viele Frauen hatten nie zuvor ein Wort über ihre Liebschaften verlauten lassen und waren glücklich, eine Gelegenheit zum Reden zu haben; manche sagten mir später, ich, eine Fremde, von der sie wußten, daß sie ihre Hilfe für ein Buch benötigte, sei ihnen eher vertrauenswürdig erschienen
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