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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin
Autoren: Aufbau
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Eindrücke gewesen. Auch in der kleinen Kammer war es nicht so frostig, wie Margaretha befürchtet hatte. Das Fenster war abgedichtet, die dicken Vorhänge zugezogen. In ihrem Bett fand sie zwei noch warme Backsteine, an die sie ihre Füße drückte. Dann fielen ihr die Augen zu.

Kapitel 3
    Auch in den nächsten Tagen begleitete Margaretha ihre Mutter zu Thilda van Holten. Die beiden Familien versuchten nun alles, um der jungen Mutter Geborgenheit und Rückhalt zu geben. Doch der Frieden erschien Margaretha trügerisch.
    Der Oktober blieb kalt und frostig, kein goldener Herbst stellte sich in diesem Jahr ein. Jeden Vormittag verbrachte Margaretha im Wallgarten, die Vorratskammer füllte sich mehr und mehr. Ihre Mutter hatte klug gehandelt, beizeiten Vorräte und Kohle zu erwerben, denn die Preise stiegen, und manche Nahrungsmittel wurden knapp. Zwei Schweinehälften, gepökelt die eine, geräuchert die andere, und einige Speckseiten lagerten in einem kleinen Raum neben der Scheune. Dort war es kühl und dunkel. Auch Lagen mit Äpfeln, getrockneten Weintrauben und Pfirsichen, viele Kräuter, Sauerkraut und anderes bewahrte die Familie dort auf. Noch war der Vorrat an Kohl und Rüben in den mit Sand gefüllten Strohmieten groß, im Laufe des Winters würde er mehr und mehr zusammenschrumpfen. Immer wieder ging Gretje durch die Vorräte, überlegte, was sie noch brauchte.
    Nach zwei Wochen kam endlich der Vater, Isaak op den Graeff, von seiner Reise zurück. Er brachte nicht nur etliche neue Aufträge und eine Fuhre Flachs mit, sondern auch zwei Fässchen mit Heringen. Auch einige gute Öle hatte er erstanden, und Gretje begann sofort, Kräuter in Öl einzulegen.
    Anfang November zog die nächste Kältewelle aus dem Norden heran. Die kalte Luft schnitt in die Haut, über der Stadt hing der Rauch der vielen Kamine. Im Wallgarten war alles geerntet, und der Garten wurde winterfest gemacht. Margaretha hatte Reisig und Laub gesammelt, aber es reichte nicht, um die Stauden und Sträucher zu schützen. Deshalb schickte Gretje sie in den Bruch, um Reisig zu sammeln. Am Niedertor traf Margaretha Jan Scheuten. Seit seiner Rückkehr hatten sie sich nur bei den Gottesdiensten gesehen, aber nicht miteinander gesprochen. Verlegen senkte sie den Kopf, doch er strahlte sie an.
    »Margret, was machst du bei der scheußlichen Kälte draußen? Du solltest mit einem Becher Würzwein vor dem Kamin sitzen.«
    »Das werde ich nachher auch sicherlich machen, aber nun soll ich eine Schütte voll Reisig aus dem Bruch holen, für den Garten.«
    »Es ist früh sehr kalt geworden. Den Armen und Bedürftigen wurde das Recht eingeräumt, im Bruch loses Holz zu sammeln. Da wirst du weit gehen müssen.«
    »Das weiß ich wohl, aber das macht mir nichts.« Margaretha lächelte. »Und du, was machst du hier?«
    »Ich habe inzwischen einen Lehrherren in der Stadt gefunden. Da Thilda ja ausgezogen ist, dachte ich, es wäre nicht verkehrt, im Elternhaus zu bleiben. So verlockend es doch war, woanders hinzugehen, es hatte auch Nachteile. Zuhause ist es doch am schönsten.« Er grinste verschmitzt. »Aber heute habe ich frei. Ich muss nur nachher die Pferde von der Weide holen. Darf ich dich begleiten?«
    Margarethas Herz hüpfte. Sie freute sich sehr. In angeregteGespräche vertieft gingen sie am Krüllshof vorbei in Richtung Bruch. Der Boden war gefroren, und auf den Pfützen hatte sich Eis gebildet. Nur noch wenige Blätter hingen in den Bäumen, der kräftige Wind der letzten Woche hatte ganze Arbeit geleistet. Der Himmel war von einem tiefen Blau, eine Farbe, die er nur im Herbst haben konnte, wenn die Kraft der Sonne abnahm, aber ihre Strahlen immer noch den Tag erhellten. Zusammen gingen sie durch den Bruch, hin und wieder lasen sie Zweige und Äste auf. Auf einer kleinen Lichtung machten sie Rast. Margaretha nahm die Schütte ab, die sie auf dem Rücken getragen hatte. Obwohl sie schon einige Zeit unterwegs waren, war der Korb noch nicht einmal bis zur Hälfte gefüllt. Das lag nicht daran, dass der Wald schon abgesucht worden war. Genügend Äste und Zweige lagen auf dem Laub, doch das Gespräch mit Jan erschien Margaretha so viel interessanter als die Suche nach dem Holz.
    Ich habe ja Zeit, dachte sie, und rieb sich ihre kalten Hände.
    »Es war wirklich lustig. Die Gesellen mussten den betrunkenen Lehrherren nach Hause tragen. Mein Meister hat noch Wochen später darüber gelacht«, beendete Jan eine Geschichte. Er setzte sich auf eine
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