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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman
Autoren: Gloria Frost
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kann ich dir sagen. In seiner Todesangst hätte er mich beinahe mit in die Tiefe gerissen.“
    „Mutter, du bist ja eine richtige Heldin. Respekt“, lobte Isabella, und in ihren Augen spiegelte sich Stolz auf den Mut Rubinas.
    „Respekt sollte jedes Kind vor den Eltern haben. Bei dir vermisse ich ihn in letzter Zeit allzu häufig .“ Rubina richtete sich in ihrem Polstersessel auf, schaute sie traurig an. „Ich habe vielen Kindern das Dasein auf dieser Erde ermöglicht, noch mehr Menschen von Krankheiten geheilt. Gedankt hat es mir keiner. Im Gegenteil. Wenn meine Kunst versagte, wurde ich mit Flüchen überhäuft und zum Tor hinausgejagt. Die Leute erwarten wahre Wunder von mir. Dabei bin ich nur ein schwaches Weib, dem von höheren Mächten Grenzen gesetzt sind“, sagte sie bitter.
    „Verfall nicht wieder in Selbstmitleid, Muttchen. Erzähl lieber, wie es weiterging, nachdem du den Pri nzen gerettet hattest.“ Isabella setzte sich auf Rubinas Schoß, wie sie es als Kind getan hatte, kuschelte sich an sie und streichelte ihre Wangen.
    Die Hebamme seufzte und fuhr fort : „Hach, das gab ein großes Brimborium. Wir feierten ein glamouröses Fest, zu dem alle Adligen des Landes eintrafen. Ich erhielt eine Tapferkeitsmedaille und durfte fortan in der Königsfamilie aufwachsen, lernte lesen und schreiben, rechnen und zeichnen. Es war eine traumhafte Zeit, denn ich wurde wie eine eigene Tochter behandelt, bekam die schönsten Kleider und die Königin persönlich erkor einen blaublütigen Bräutigam für mich aus.“
    „Deine Jugend gleicht einem Märchen .“ Isabella schlang verzückt die Arme um Rubinas Leib und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. „Ich verstehe nicht, warum du von dieser wundersamen Geschichte berichtest, als hieltest du eine Trauerrede.“         
    „Nun, in gewisser Weise handelt es sich um eine Trauer rede. Ich wurde von der Zirkussippe getrennt, durfte keines meiner Geschwister wiedersehen. Und meine geliebte Mutter wurde mit der Peitsche davongejagt, als sie mich holen wollte. Noch heute sehe ich ihr tränenüberströmtes Gesicht vor mir, und dass ich schreiend versuchte, mich an ihrem Rockzipfel festzuklammern. Es half nichts. König Friedrichs Wort galt. Unantastbares Gesetz.“
    Isabella schluckte. „Jetzt verstehe ich deine Wehmut.“
    „Tatsächlich? Ahnst du, wie ich mich vor Sehnsucht nach den Meinen verzehrte? Mich jede Nacht in den Schlaf weinte? Mit den Tränen hätte man eine Zisterne füllen können.“
    „Ich ahne es nicht nur, ich weiß es. Denk mal dran, wie meine Kindheit der deinen ähnelt. Mit dem Unterschied, dass mir von den Zieheltern nicht jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde, sondern Prügel und Beschimpfungen an der Tagesordnung waren. Es heute noch sind. Dazu die harte Fronarbeit, die nur einer Magd ansteht.“ Unmerklich rutschte Isabella vom Schoß der Mutter, funkelte sie mit wütenden Pupillen an. Die eben empfundene Zärtlichkeit hatten Rubinas unbedachte Worte zerstört. Minutenlang starrte das Mädchen aus dem Fenster. Dann siegte die Neugier.
    „Sag mir, wie es weitergeht.“
    „Jetzt mag ich nicht mehr. Habe den Faden verloren.“ Rubina befand sich in einem Zwiespalt, merkte die schleichende Entfremdung, wollte ihr Kind einerseits liebevoll an sich ziehen, andererseits hätte sie ihr für das ungebührliche Benehmen gern den Hintern versohlt.
    „Bitte Muttchen, nicht böse sein. Ich habe wohl doch deinen Trotzkopf geerbt. Kann also nichts für mein aufbrausendes Verhalten“, schmeichelte Isabella und Rubina schmunzelte.
    „Ich wuchs also in der Königsfamilie auf, in die noch weitere drei Kinder hineingeboren wurden, avancierte bald zu Elisabeths engster Vertrauten und erinnerte mich nur noch schemenhaft an meine frühe Kindheit als Zigeunerin.
    Am vierten Apr il 1588 starb Friedrich II. Christian, der zu dem Zeitpunkt elf Jahre zählte, wurde zum neuen König ausgerufen, stand aber bis zu seiner Volljährigkeit 1596 unter der Vormundschaft seiner Mutter, die für ihn mit Vertretern des Reichsrats regierte. Anna heiratete Jakob I. König von Schottland, England und Irland.
    Und m eine beste Freundin Elisabeth verliebte sich ausgerechnet in den neun Jahre älteren Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, der noch dazu verheiratet und Vater einer kleinen Tochter war. Er konnte der lieblichen Prinzessin nicht widerstehen, ließ sich scheiden, heiratete kurz darauf die schöne Dänin.
    Vorher aber wurde Verlobung gefeiert. Das war
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