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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman
Autoren: Gloria Frost
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verfault von innen heraus.“
    „Schäm dich, Isabella. Hab lieber Mitleid mit deiner armen Mutter.“
    „Arm bist du nicht. Hast reichlich für deine Liebesdienste kassiert“, sagte das Mädchen hart.
    „Und das ist gut so. “ Rubina kicherte in sich hinein. „Willst du wissen, was der Grund ist, weshalb ich dich heute unbedingt sehen muss?“
    „Nat ürlich. Hab mich schon über deine plötzliche Sehnsucht gewundert.“
    „Ach, Kind. Ich sehne mich Tag und Nacht nach dir . Die Umstände ließen mir keine andere Wahl, als dich zu fremden Leuten zu geben. Nun ist es an der Zeit, dich meiner Freundin, der Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, vorzustellen.“
    „Ist das so wichtig, dass es keinen Aufschub duldet?“
    „Ja. Ich will sie bitten, dich an meiner Statt als ihre Vertraute zu erwählen und habe mir bereits ein kleines Schauspiel ausgedacht. Wenn sie das erlebt, kann sie gar nicht anders, als meinen innigsten Wunsch zu erfüllen und dich unter ihren Schutz zu nehmen.“
    „Und wenn ich das gar nicht will ? Bin bisher auch ohne die Gunst der Fürstin ausgekommen.“
    „Aber ich werde … bald sterben. Dann brauchst du jemand, der dich aufnimmt. Ohne mein Geld behält dich der Abdecker nicht eine Stunde in seiner Hütte.“ Jetzt war es heraus, was Rubina wie ein Stein auf der Seele gelegen hatte. Isabella schreckte zusammen, zog den Kopf ein, schaute die Mutter ungläubig an. 
    „Woher weißt du …?“
    „Ist egal. Es genügt, dass ich es weiß. Und jetzt öffne die Truhe in meiner Kammer. Du sollst nachher nämlich ein ganz bestimmtes Kleid tragen, wenn du der Fürstin gegenübertrittst.“
    Isabella gehorchte und schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie den Inhalt gewahrte.
    „Herrgott, was für schöne Kleider. Ich habe nichts davon gewusst, dass du solch prächtige Roben besitzt“, jauchzte sie.
    „Die passen mir doch längst nicht mehr.“ Rubina winkte unwirsch ab.
    „Aber mir. Bitte , Mutter, schenk mir eins dieser traumhaften Gewänder, bitte, bitte.“
    „Du kannst alle haben. Gehe sorgsam mit ihnen um. Sie sind ein Vermögen wert, wurden vom Hofschneider des dänischen Königshauses für mich angefertigt. Damals, als ich jung war und schön.“ Rubina wischte sich eine Träne aus dem Auge.
    Ihre Tochter hockte sich vor die Truhe, kramt e darin wie in einer Schatzkiste, stieß Jubelschreie aus, während sie ein Kleid nach dem anderen herausnahm, überstreifte und sich darin präsentierte.
    „Soll ich d ieses tragen, wenn wir die Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel besuchen?“
    Jedesmal schüttelte Rubina den Kopf.
    „Eins ist kostbarer als das andere. Und alle passen mir, als wären sie für mich genäht. Ist es nicht gleich, in welchem ich auftauche, wenn du mich der Fürstin vorstellst?“
    „Es soll das Gewand sein, in dem ich auf ihrem Verlobungsball mit dem Grafen von Grimmshagen tanzte. Also such weiter.“
    Endlich fingerte Isabella ein sorgfältig zusammengelegtes Mieder zum Schnüren, mit tiefem Dekolleté, weit gebauschten Ärmeln und weißen gestickten Sternen auf dem veilchenblauen Batist, sowie den dazugehörigen Reifrock aus der hintersten Ecke hervor.
    „Halt“, ri ef Rubina aufgeregt. „Das meine ich. Zieh es sofort an.“ Ihre Augen leuchteten in Gedanken an das rauschende Fest. Behutsam streichelte sie den Stoff, als könnte sie geflüchtete Jugend und Liebe dadurch zurückholen.
    Isabella schlüpfte in das bis zum Boden wallende Gewebe, verziert mit edelstem Tüll und Spitzen, zupfte eine Falte hier, eine Rüsche dort zurecht und tauchte ein in den Zauber, der von dem Kleid ausging, konnte plötzlich die Sinnlichkeit der Mutter nachempfinden. Ahnte, wie sie sich gefühlt haben musste, als sie in dem Traum aus Tüll und Schleiergespinst auf der Verlobungsfeier ihrer Freundin erschien und das Herz des Grimmshageners eroberte.
    Bei Rubina schoben sich Vergangenheit und Gegenwart ineinander. Zeitg renzen mischten sich. Wirr verhakten Phantasie und Wirklichkeit in Erinnerung an den glücklichsten Abend ihres Lebens.
    „Wie sehr du mir ähnelst, mein Liebling. Damals war ich die Schönste unter den Frauen. Heute bist du es.“
    „Ich bin noch keine Frau mit meinen fünfzehn Jahren.“
    „Ach, Isabella. Auch ich war nicht älter, als ich die Liebste des Grafen wurde. Und die Königstöchter Dänemarks heirateten mit siebzehn. Du bist kein Kind mehr.“
    Isabella stampfte mit dem Fuß auf.
    „Mutter, ich werde auf keinen Fall einen
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