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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman
Autoren: Gloria Frost
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trollte sich.
    „Misch dich nicht ein“, schimpfte Huberts Weib und zog ihn am Hemdzipfel ins Haus zurück. „Wirst es dir wegen der Göre noch mit der gesamten Nachbarschaft verderben. Schlimm genug, dass wir mit solchem Gesindel vor den Toren der Stadt wohnen müssen, weil du keinem ehrenwerten Beruf nachgehst.“
    „Hättest mich nicht zu freien brauchen, dann wäre mir wohler. Aber du konntest ja nicht schnell genug unter die Haube kommen. Nachgerannt bist du mir und hast mir ein Kind nach dem anderen angehängt.“
    „Na, den Nachwuchs hast du doch gezeugt, während ich die schweren Geburten aushalten musste. Brünstiger Hirsch. Konntest nicht oft genug zu mir ins Bett kriechen.“
    „Die Zeiten sind längst vorbei. Wenn ich deine ausgeleierte Figur lediglich angucke, vergeht mir die Lust.“
    „Wozu du deinen Teil beigetragen hast. Wenn man elf Kinder zur Welt gebracht hat, sieht man nicht mehr aus wie das Gössel.“ Sie deutete mit dem Zeigefinger auf Isabella, die aus Milch, Mehl, Eiern und einem Rest Wildhonig eine leckere Suppe gekocht hatte und den dampfenden Topf auf den Tisch stellte.   
    „Weib, so hast du nie ausgesehen. Isabella ist eine Augenweide, was man von dir leider nie behaupten konnte.“
    „So, so. Eine Augenweide. Du Lüstling hast wohl selbst ein Auge auf diese Weide geworfen, was?“
    „Die Alte spinnt“, knurrte der Abdecker, setzte sich ächzend an den Tisch und löffelte voll Behagen das nahrhafte Frühstück. Auch den Kindern schmeckte es, und nachdem Emmas Hunger gestillt war, besserte sich ihre Laune merklich.
    „Nun schlag hier nicht länger Wurzeln, Mädchen. Spute dich und l ass deine Mutter nicht warten. Die Alte kriegt es sonst fertig und dreht uns den Geldhahn zu. Wir sind aber auf ihre Unterstützung angewiesen. Ohne ein paar blanke Münzen brauchst du dich gar nicht erst wieder blicken lassen. Ist das klar?“
    Isabella nickte, knickste artig und machte sich auf den Weg.
    „Komm pünktlich nach Hause“, rief ihr der Schinder nach. „Sonst wirst du die Peitsche spüren!“
    „Ich weiß“, antwortete das Mädchen und freute sich, als es dem Gesichtskreis der Zieheltern entschwunden war.
    Sie hüpfte und sprang über die Wiesen wie ein Fohlen, das sich des Lebens und der kurzen Freiheit erfreut. Schweigend warteten die Bäume des Waldes auf ihr Erscheinen. Nur die Wintervögel stießen Begrüßungsschreie aus. Bald würden Amseln, Drosseln und Finken aus dem Süden zurückkehren und um die Wette zwitschern. Noch hielt Märzeskälte die Zügel eisern in Vorfrühlingshand.
    Mit den Füßen wirbelte Isabella die am Boden liegenden Blätter hoch, fing sie mit beiden Händen wieder auf, tollte umtriebig vorwärts. Zwischen Buchen entdeckte sie ein paar Rehe, die ängstlich das Dickicht suchten, und auf kahlen Ästen turnte ein Eichhörnchen herum.
    Trotz des Glücksg efühls, die Mutter bald zu umarmen, lief sie nicht so unbeschwert wie sonst des Weges. Der Kuss des Henkers brannte wie Glut auf ihren Lippen. Hieß es nicht, dass der Jüngling, der eine Maid als Erster küsst, sie später zum Weib bekommt? Allein der Gedanke verursachte ihr Unbehagen. Die Zeit der Kindheit entglitt der Fünfzehnjährigen, würde bald lediglich Erinnerung sein. Pauls Bild tauchte vor ihren Augen auf. Sie schüttelte sich. Ich werde nie freien, beschloss sie trotzig, will Jungfrau bleiben. Nachdem sie diesen Vorsatz gefasst hatte, ging es ihr wesentlich besser. Sie sang und tanzte vor sich hin, verscheuchte Gedanken an eine Zukunft, die dunkel vor ihr lag.
     
     
    2
     
    Obwohl die Strecke, die Isabella zurücklegen musste, weit war, erschien sie dem Mädchen als viel zu schnell endender Pfad zum Paradies. Und vorm Paradies wartete bereits die Mutter mit ausgebreiteten Armen, in die sich Isabella stürzte. Sie drückte den Kopf gegen deren Busen und Rubina kraulte ihr Rothaar, bedeckte das Gesicht der Tochter mit Küssen.
    Aus dem Spitzgiebelhaus drang der eigentümliche Geruch von frisch gebrühten Kräutern vermengt mit Knochen und Krötenblut.         
    „Mutter braut wieder ihre Zaubersäfte“, ulkte das Mädchen, stürmte durchs wurmstichige Holztor in die Küche, hob den Deckel des gusseisernen Topfes an und schnupperte.
    „Keine Zaubersäfte. Heilsalbe für meine kranken Beine.“
    „Hilft sie?“
    „Ja. Aber nach ein paar Tagen ist die Wirkung vorbei, was eigentlich nicht sein dürfte.“
    „Das ist die Strafe für dein sündiges Leben. Dein ganzer Körper
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