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Die Hazienda des Gluecks

Die Hazienda des Gluecks

Titel: Die Hazienda des Gluecks
Autoren: Violet Winspear
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auf ihrer Hand niedergelassen hatte. Die zarten Flügel flatterten, und das winzige Insekt flog davon. Colette seufzte. Wenn sie doch auch nur Flügel hätte und sich in die Lüfte erheben könnte ... doch wohin?
    "Was ist mit dem Stallburschen geschehen?" wollte sie wissen. "Hast du ihn geschlagen?
    Ja, ich kann es an deinen Augen ablesen, dass du ihn gezüchtigt hast. Nun, Marcus hat einst einen jungen Mann ausgepeitscht, der versucht hatte, mich zu verführen."
    "Was war mit diesem jungen Mann?" Die dunklen Augen schienen Colette zu durchbohren. "Hattest du ihn gern? Wie war er auf den Gedanken gekommen, dass er mit dir ins Bett gehen könnte? Hattest du ihn dazu ermutigt?"
    Sie lachte, aber es lag keine echte Heiterkeit darin. "Würdest du mich hinauswerfen, wenn ich nicht tugendhaft gelebt hätte? Ich habe gehört, dass ein Spanier den größten Wert auf die Unschuld seiner Braut legt. Es wäre doch sehr peinlich für dich, wenn ich beschädigt und nicht ladenneu wäre."
    "Ich hätte es längst gemerkt, wenn du je einem Mann gehört hättest." Er sagte dies mit einer absoluten Sicherheit, die sie rasend machte.
    "Du irrst dich wohl niemals?" fragte sie gereizt. "Glaubst du, du wärst der einzige Mann, der mich in meinem Leben begehrt hat? Als ich fünfzehn war, hat mir Marcus alles über Männer erzählt. Er öffnete mir die Augen darüber, was sie von einem Mädchen wollten, wenn sie es hübsch fanden. Vo n einer attraktiven Frau verlangten sie keine Intelligenz, sondern Gehorsam und einen schwachen Willen."
    Sie verzog verächtlich ihre Mundwinkel. "Immer wenn ich Ferien hatte, reisten wir durch Europa. Er lehrte mich Gemälde und Kunstwerke schätzen. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich Musik und die Architektur alter Meister kenne.
    Er lehrte mich, meinen Verstand zu gebrauchen. Daher wusste ich jedesmal, wenn ein junger Mann begann, das Blaue vom Himmel herunterzulügen und mir vorzuflunkern, dass er mich liebt, dass er eigentlich nur das eine wollte."
    Sie lächelte bitter. "Wenn du also nichts weiter als einen unbefleckten Körper wolltest, Don Diablo, dann hast du einen guten Kauf gemacht. Mein Herz aber ist mit Marcus begraben. Was ich an Liebe zu geben ha tte, das habe ich ihm gegeben. Du hast nur meine äußere Gestalt, eine Marmorstatue, die kaum etwas fühlt. Makellos, kalt und herzlos, aber keine Frau."
    "Glaubst du, dass es nicht in meiner Macht liegt, dich wieder zum Leben zu erwecken und zu einer Frau zu machen?" Seine Augen glänzten auf. "Du bist neunzehn und vollkommen unerfahren. Du hast eine Herausforderung ausgesprochen, chica, und ich nehme sie an. Wir werden ja sehen, ob ich dieser kalten Marmorfigur Atem einhauchen kann oder nicht."
    "Und wenn es dir nicht gelingt? Was wirst du dann tun?"
    "Was du dir für unnötige Sorgen machst!" Für einen Augenblick sah er beinahe belustigt aus, bevor er sie wieder sehr ernst anschaute. "Doch was mir gehört, das lasse ich niemals los, querida." Er drückte sein Zigarillo mit einer entschiedenen Handbewegung aus, so als wolle er damit seine Worte besiegeln.
    "Dann hoffe ich nur, dass mich irgendein exotischer Bazillus erwischt und ich sterbe, ehe ich mein ganzes Leben so verbringen muss!"
    Ein gefährliches Schweigen folgte den Worten, die sie ihm mit der ganzen Verzweiflung eines Mädchens entgegenschleuderte, das in wenigen Tagen alles verloren hatte, wofür es lebte.
    Dann schlug Don Diablo so heftig auf den Tisch, dass Geschirr und Besteck zitterten.
    "Wage es nicht noch einmal, so mit mir zu sprechen, hörst du! Wir sind hier in Mexiko, und die alten Götter lauern in jedem Schatten. Sie lauschen unseren Worten, und ich habe seit vielen Jahren eine Dienerin in meinem Haus, Carmen, die dir erzählen kann, dass die Götter viel eher bereit sind, unsere bösen Wünsche zu erfüllen als unsere guten. Du kleine Närrin!
    Wenn man dich hört, könnte man glauben, dass du den Teufel selbst geheiratet hast."
    "Vielleicht habe ich das auch!" gab Colette zurück. Dieses braune Gesicht mit den dunkel drohenden Brauen und den hervorstehenden Wangenknochen ... "Ich sehe keinen Engel, wenn ich dich anschaue - höchstens den gefallenen Engel: Luzifer."
    Diesmal war sie zu weit gegangen. Er sprang auf und stand im nächsten Moment neben ihr. Mit einem Ruck zog er sie aus dem Stuhl hoch und presste sie an sich. Seine Finger gruben sich in ihre Schultern, und sie spürte die Wärme seines Körpers durch den dünnen Stoff ihres T-Shirts. Sein intensiver Geruch
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