Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hazienda des Gluecks

Die Hazienda des Gluecks

Titel: Die Hazienda des Gluecks
Autoren: Violet Winspear
Vom Netzwerk:
Schlagsahne.
    Colette löffelte das Dessert mit einem befreiten Gefühl, so als sei ihr noch einmal ein Aufschub gewährt worden, Sie wünschte sich sehnlichst, dass dieser flüchtige Moment des Friedens andauern möge.
    Sie war unendlich weit von England entfernt, und dieser Ort war nun ihre Heimat. Sie musste sich damit abfinden. Fremde wohnten jetzt auf Stonehill, das mit seinen Türmen und grauen Mauern der Hazienda nicht im geringsten ähnelte. Sie musste das Beste aus ihrer Situation machen, aus diesem Ort, dieser Ehe, dem Leben mit diesem Mann. Ein Sprichwort kam ihr in den Sinn - den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen schleppt es mit sich.
    Doch wie konnte sie sich Mut machen, solange sie so wenig wusste wofür?
    Colette spann ihren Gedankenfaden nicht weiter, denn sie fühlte, dass ihr Mann zurückkam. Sie verkrampfte sich in ihrem Stuhl, und der nachdenkliche Blick machte wieder einem ängstlichen und verunsicherten Ausdruck Platz.
    Sie sah Don Diablo ins Gesicht, als er sich setzte. Er sah grimmig aus, und seine Lippen waren fest zusammengepresst. Er starrte schweigend vor sich hin, während der Diener ihm Kaffee in einer glänzenden Silberkanne brachte. Colette spürte instinktiv, dass er irgend jemand gehörig zusammengestaucht hatte. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schaute er sie geradewegs an, und Colette stockte der Atem.
    "Ja", sagte er knapp, "ich hatte gerade die unangenehme Aufgabe, einen meiner Leute von der Hazienda zu werfen. Einer der Stallburschen hat ein Pferd so misshandelt, dass es am Maul verletzt wurde. Das Pferd hat diesen Mann in eine Ecke seines Verschlages gedrängt und hätte ihn wahrscheinlich mit seinen Hufen getötet, wenn ich nicht dazugekommen wäre.
    Ein Pferd kann so gefähr lich werden wie ein Tiger, wenn man es schlecht behandelt."
    "Tatsächlich", bemerkte sie geistesabwesend. Sie "kam nicht auf den Gedanken, dass das wütende Tier ihm dabei etwas getan haben könnte.
    Don Diablo hob seine Tasse mit dem dunklen, aromatischen Kaffee, dem er weder Zucker noch Sahne hinzugefügt hatte.
    Es musste gallenbitter schmecken, dachte Colette bei sich, und goss reichlich Sahne in ihre eigene Tasse. Als sie einen Schluck trank, fiel ihr plötzlich auf, dass das Hemd ihres Mannes an der Schulter zerrissen war. Sie sah die dunkle Haut durch den Stoff glänzen, und jetzt erst begriff sie, dass er es war, der das wildgewordene Tier gebändigt und von seinem Peiniger weggezerrt hatte. Kaum beachtet prägte sich dieses Bild ihr ein.
    Er lehnte sich in seinem Korbstuhl zurück und zog aus seiner Hosentasche ein flaches Zigarettenetui, das diesmal nicht aus Gold, sondern aus geprägtem Leder war. Er entnahm daraus ein schlankes Zigarillo, zündete es an und blies den dunklen Rauch durch die Nasenlöcher.
    "Sag mir, chica, ist dir nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen, dass es ziemlich grausam von deinem Vormund erscheinen konnte, dich in meine Hand zu geben? Es musste dich doch befremden, dass er materielle Werte über Gefühle stellte und mehr darauf bedacht schien, einen reichen Mann für dich zu finden, als einen der dich liebt. Glaubst du wirklich, dass das seine einzigen Gedanken waren? Hast du mir nicht gesagt, als du deine Hand in meine legtest, dass du mich seinetwegen heiratest, weil es sein letzter Wunsch hier auf Erden war?"
    "Ja", erwiderte sie mit heiserer Stimme. "Vielleicht dachte er, dass die Liebe ein so vernichtendes Gefühl sein kann, dass ich besser daran täte, sie nie kennenzulernen. Das wäre möglich - aber er wäre niemals grausam gewesen - nicht zu mir."
    "Vielleicht nicht", sagte Don Diablo und schaute hinauf in den Wipfel des Limonenbaumes, durch dessen Zweige der blaue Himmel schimmerte. "Er wollte, dass ich ihm etwas über Mexiko erzähle, und ich beschrieb ihm das Land, das ich mein ganzes Leben lang gekannt und geliebt habe - wenn du auch daran zu zweifeln scheinst, dass ich so einer Empfindung überhaupt fähig bin."
    "Oh", sagte sie und ließ dieses kleine Wörtchen sehr bedeutungsvoll klingen, "ich bezweifle durchaus nicht, dass du liebst, was du besitzt. Diese Hazienda, deine Pferde und jeden Kilometer dieses fruchtbaren Bodens."
    "Also das ist es, was ich liebe: Land, feurige Pferde, Ziegel und Mörtel. Das bedeutet, du glaubst nicht, dass ich eine Frau mein ganzes Leben lang lieben könnte, so wie dein Vormund es getan hat."
    "Wenn ich ehrlich sein soll - nein", entgegnete sie und blies vorsichtig einen Marienkäfer fort, der sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher