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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition)
Autoren: Katharina Hacker
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Wasser. Setzte Teewasser auf. Suchte Kekse, Toast. Zog ein Tablett heraus, stellte zwei Becher darauf, grinste, Hisham wäre zufrieden mit ihm, kramte in aufgerissenen Packungen, die noch von Damian waren. War da nicht Honig? Kein Honig, aber ein Glas Marmelade, oben eingetrocknet, aber nicht schimmelig. Mae hatte Frühstück gemacht, wie es sich gehörte, mit Eiern und Schinken, sie hatte einen Toaster gekauft, ohne ihn zu fragen, einen Toaster, um morgens das Brot zu rösten. Er trug das Tablett ins Wohnzimmer, nahm die Dekke, faltete sie zusammen, roch daran, fuhr mit der Hand über das Sofa, nicht mehr schlafwarm, trocken. Sie hatte das Bad nicht gefunden und sich dann hingestellt, um in die Hose zu machen, das Sofa zu schonen. Fehlte nur Isabelle, dachte er. Isabelle, die Eier in der Pfanne briet und fragte, ob er Schinken wolle. Er goß die Tassen voll, löffelte Marmelade auf einen Keks. Sein Handy klingelte. Auf dem Display war keine Nummer, es war nur verdammte Neugierde, daß er antwortete, wieder eine seiner idiotischen, falschen Entscheidungen, er hoffte tatsächlich, Hisham könnte ihn anrufen. Aber da war nichts, nur ein Atmen in der Leitung, eine Frau, dachte er, mühsames Atmen und keine Antwort, als er fragte, wer da war, wer in der Leitung war, verdammt? –Wer ist da? rief er, und dann legte sie auf, und er rief: Mae? Bist du das? Mae?
    Das Mädchen war aus dem Bad gekommen wie eine Maus, leise, verschlagen, hatte ihn belauscht, sie ging zum Tisch und fing an zu essen, stopfte Kekse in sich hinein, er drehte sich angewidert zur Seite, schob seine Teetasse weg, stand auf und nahm seine Tasche, schloß hinter sich ab und ging. Sollte Damian sie doch finden, als kleinen Gruß von seinem dankbaren Jim, halb verhungert oder ganz verhungert, denn es würde ihr nicht gelingen, die Fenster zu öffnen, nicht einmal, wenn sie auf einen Stuhl kletterte, würde sie an die Sicherung oben drankommen, und hören würde sie auch niemand. Kleines Abschiedsgeschenk. Das Handy hielt Jim in der Hosentasche fest, lauschte, ob es noch einmal klingelte, betastete es mit den Fingern, aber es blieb stumm. Er lief die Kentish Town Road hinunter, kaufte sich beim Bäcker zwei Scones, kaute. Losfahren, dachte er, zum Bahnhof und losfahren, er tastete mit den Fingern über das Plastik, zog das Handy heraus. Da war die Brücke, der Kanal; Jim drückte auf den grünen Hörer, lauschte dem Freizeichen, nichts, und ohne es auszuschalten, warf er es ins Wasser. Ein Junge neben ihm grinste verblüfft. –Mister, warum haben Sie es nicht mir geschenkt? Jim schaute in die glasigen Augen. –He, Mister, haben Sie vielleicht ein Pfund für mich? Zittrige Hände, die sich vorstreckten, –oder eine Zigarette? bettelte der Junge weiter, und Jim griff in die Tasche, suchte nach einer Münze, aber da war nichts, keine Münze, kein Geldschein, nichts, alles in der Jacke, die er gestern getragen hatte. Er durchwühlte die Tasche, zwischen den Kleidern knisterten kleine Zellophanbeutel, Arzneischachteln, –versuch bloß nicht, schlau zu sein, hatte Albert gepredigt, hat eh keinen Sinn, das Geld bei dir, der Rest in einer Tasche, die du abwerfen kannst, und er hatte alles richtig gemacht, nur lag die Jacke im Schlafzimmer, kleines Abschiedsgeschenk, verhöhnte er sich, das wolltest du doch, nicht wahr? Der Junge stand noch immer da, duckte sich, –zieh Leine, zischte Jim ihn an, und er gehorchte, Jim richtete sich auf, umklammerte den Griff seiner Tasche. Ein Grüppchen Touristen blieb neben ihm stehen, unterhielt sich laut, sie redeten über ihn, er merkte es an ihren Blicken, die nicht einmal verstohlen waren, sondern sachlich, zwei Männer, die redeten, zwei Frauen, die zuhörten, die hübschere zog gelangweilt mit dem Schuh unsichtbare Linien auf den Bürgersteig, die Handtasche hielt sie fest in beiden Händen. Wie ein Schwimmer von einem Felsen stieß Jim sich von der Brüstung ab, noch einmal, dachte er, lief schon mit zügigen Schritten hinauf, nicht einmal Kleingeld für einen Autobus, summte, an Pang’s Garden vorbei, zum letzten Mal, er würde, dachte er, ein Taxi zum Bahnhof nehmen, bei Peace Cabs eines bestellen, da standen die Männer, höflich, mit ihren leisen, angenehmen Stimmen, und liebenswürdig, höflich nickten sie ihm zu, überreichten ihm ein Kärtchen. Heute noch? Heute mittag, das war gut, eine gute Zeit, er müsse nur anrufen, diese Telefonnummer, zehn Minuten vorher, von wo? Von der Lady Margaret Road, und zur
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