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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Autoren: Terry Goodkind
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haben.«
    Gratchs Aufmerksamkeit blieb zwar nach wie vor gefesselt, doch sein Knurren ging in ein leiseres Grollen tief in seiner Kehle über, als er abwesend versuchte zu gehorchen.
    Richard warf erneut einen kurzen Blick zur Stadt hinüber. Er hatte vorgehabt, sich ein Pferd zu suchen und zügig aufzubrechen, um Kahlan und seinen Großvater und alten Freund Zedd einzuholen. Abgesehen davon, daß er es nicht abwarten konnte, Kahlan zu sehen, vermißte er Zedd aus ganzer Seele. Seit drei Monaten hatte er ihn nicht mehr gesehen, doch schienen es Jahre zu sein. Zedd war ein Zauberer der Ersten Ordnung, und es gab viel, das Richard angesichts seiner Entdeckungen über sich selbst mit ihm zu besprechen hatte, doch dann hatte Fräulein Sanderholt die Suppe und das frisch gebackene Brot herausgebracht. Guter Dinge oder nicht, er war ausgehungert.
    Richard blickte nach hinten, vorbei am eleganten Weiß des Palastes der Konfessoren, hinauf zur gewaltigen, eindrucksvollen in die Bergflanke eingebetteten Burg der Zauberer, zu den erhabenen Mauern aus dunklem Stein, ihren Brustwehren, ihren Bastionen, Verbindungswegen und Brükken, die allesamt aussahen wie eine unheilvolle, aus dem Stein herauswachsende Verkrustung, die irgendwie lebendig wirkte, so als blickte sie von oben auf ihn herab. Ein breites Straßenband wand sich von der Stadt hinauf zu den dunklen Mauern, überquerte dabei eine schmale, wenn auch nur aus dieser Entfernung zerbrechlich wirkende Brücke, bevor sie unter einem mit Eisenspitzen versehenen Falltor hindurchführte und vom dunklen Schlund der Burg verschluckt wurde. Wenn überhaupt, dann gab es sicher Tausende von Zimmern in der Burg. Richard zog sein Cape unter dem kalten, steinernen Blick dieses Ortes fester um sich und wandte sich ab.
    Dies war der Palast, die Stadt, in der Kahlan aufgewachsen war, wo sie den größten Teil ihres Lebens verbracht hatte – bis zum vergangenen Sommer, als sie auf der Suche nach Zedd die Grenze nach Westland überschritten hatte und auch Richard begegnet war.
    Die Burg der Zauberer war jener Ort, an dem Zedd aufgewachsen war und wo er gelebt hatte, bevor er, noch vor Richards Geburt, die Midlands verlassen hatte. Kahlan hatte ihm Geschichten erzählt, wie sie einen Großteil ihrer Zeit in jener Burg mit Lernen zugebracht hatte, doch nie hatte dieser Ort in ihren Schilderungen unheilvoll gewirkt. Hart am Berg gelegen, schien ihm die Burg jetzt etwas Bösartiges auszustrahlen.
    Richard lächelte, als er daran dachte, wie Kahlan als kleines Mädchen ausgesehen haben mußte, als Konfessor in der Ausbildung, die durch die Flure dieses Palastes wandelt, die inmitten von Zauberern die Korridore der Burg durchwandert, und die sich draußen unter die Menschen dieser Stadt mischt.
    Doch Aydindril war unter den verderblichen Einfluß der Imperialen Ordnung gefallen, keine freie Stadt mehr und nicht mehr Sitz der Macht in den Midlands.
    Zedd hatte mit einem seiner Zauberertricks – mit Magie – aufgewartet, so daß jedermann glaubte, Zeuge von Kahlans Enthauptung geworden zu sein. Dadurch hatten sie aus Aydindril fliehen können, während jedermann hier annahm, sie sei tot. Niemand würde sie jetzt verfolgen. Fräulein Sanderholt kannte Kahlan von Geburt an und war überglücklich vor Erleichterung gewesen, als Richard ihr erzählte, Kahlan sei wohlauf und in Sicherheit.
    Wieder spielte ein Lächeln um seine Lippen. »Wie war Kahlan, als sie klein war?«
    Fräulein Sanderholt blickte in die Ferne, selbst ein Lächeln auf den Lippen. »Sie war immer ernst, aber das liebreizendste Mädchen, das ich je gesehen habe, und sie wuchs heran zu einer beherzten, wunderschönen jungen Frau. Sie hatte als Kind nicht nur eine Begabung für Magie, sondern auch einen ganz besonderen Charakter.
    Keiner der Konfessoren war von ihrem Aufstieg zur Mutter Konfessor überrascht, und alle freuten sich darüber, weil es ihre Art war, die Verständigung zu fördern und sich nicht über andere zu stellen. Wer sich ihr aber zu Unrecht widersetzte, mußte feststellen, daß sie aus ebenso hartem Holz geschnitten war wie jede andere Mutter Konfessor auch. Ich habe keinen Konfessor kennengelernt, der soviel Leidenschaft für die Menschen in den Midlands empfand. Für mich war es immer eine Ehre, sie zu kennen.« Sie schweifte in Erinnerungen ab und lachte matt, ein Ton, der bei weitem nicht so kraftlos war, wie alles Übrige an ihr zu sein schien. »Selbst als ich ihr einmal einen Klaps gab, nachdem ich
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