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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5
Autoren: Terry Goodkind
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Schönheit zu genießen, so wie wir dies konnten.«
    Merissa straffte sich. »Wenn wir erst den Ehrenplatz bei unserem Meister zurückgewonnen haben, werde ich behalten, was ich jetzt habe.«
    Tovi starrte mit einem selten gefährlichen Blick ins Leere. »Und ich will zurück, was ich einst hatte.«
    Armina ließ sich auf eine Koje plumpsen. »Liliana ist schuld daran. Wäre sie nicht gewesen, hätten wir den Palast und seinen Bann nicht zu verlassen brauchen. Wäre sie nicht gewesen, hätte der Hüter Jagang nicht die Macht über uns gegeben. Wir wären bei unserem Meister nicht in Ungnade gefallen.«
    Einen Augenblick lang schwiegen alle. Sie gingen sich gegenseitig aus dem Weg, drückten sich aneinander vorbei und machten sich daran, ihre Unterwäsche anzulegen, sorgsam darauf bedacht, nicht mit den Ellenbogen aneinanderzugeraten.
    Merissa zog ihr Hemd über den Kopf. »Ich will alles Nötige tun, um zu dienen und die Gunst des Meisters zurückzugewinnen. Ich will den Lohn für meinen Eid.« Sie sah zu Tovi hinüber. »Ich will jung bleiben.«
    »Das wollen wir alle, Schwester«, meinte Cecilia, und steckte ihren Arm durch den Ärmel ihres schlichten, braunen Wamses. »Aber im Augenblick will der Hüter, daß wir diesem Mann, diesem Jagang, dienen.«
    »Tatsächlich?« fragte Ulicia.
    Merissa hockte sich hin und durchwühlte ihre Truhe, dann zog sie ihr karminrotes Kleid heraus. »Warum sonst hätte man uns diesem Mann übergeben sollen?«
    Ulicia runzelte die Stirn. »Übergeben? Glaubst du das? Ich denke, es steckt mehr dahinter. Ich denke, Kaiser Jagang handelt aus eigenem Entschluß.«
    Die anderen hielten beim Ankleiden inne und hoben den Kopf. »Du meinst, er könnte sich dem Hüter widersetzen?« fragte Nicci. »Um seiner eigenen Ziele willen?«
    Ulicia tippte Nicci mit dem Finger seitlich an den Kopf. »Denk nach. Nicht der Hüter ist uns im Traum, der keiner war, erschienen. Das ist noch nie zuvor passiert. Noch nie. Statt dessen kommt Jagang. Selbst wenn der Hüter unzufrieden mit uns wäre und wollte, daß wir unter Jagang Buße tun, meinst du nicht, er hätte sich selbst gezeigt und dies verfügt, um uns so seine Unzufriedenheit zu offenbaren? Ich glaube nicht, daß dies das Werk des Hüters ist. Ich glaube, es ist das Werk Jagangs.«
    Armina schnappte sich ihr blaues Kleid. Es war eine Spur heller als Ulicias, doch nicht weniger kunstvoll gearbeitet. »Dennoch ist es immer noch Liliana, die uns dies eingebrockt hat.«
    Ein feines Lächeln spielte über Ulicias Lippen. »Hat sie das? Liliana war habgierig. Ich glaube, der Hüter wollte sich diese Habgier zunutze machen, doch sie hat ihn verraten.« Das Lächeln verschwand. »Es war nicht Schwester Liliana, die uns dies eingebrockt hat.«
    Nicci zögerte, als sie die Kordel am Mieder ihres schwarzen Kleides festzog. »Natürlich. Der Junge.«
    »Der Junge?« Ulicia schüttelte langsam den Kopf. »Kein ›Junge‹ hätte die Barriere zu Fall bringen können. Kein einfacher Junge hätte das durchkreuzen können, an dem wir all die Jahre so hart gearbeitet haben. Wir alle wissen, was er ist, aus den Prophezeiungen.«
    Ulicia sah alle Schwestern nacheinander an. »Wir befinden uns in einer sehr gefährlichen Lage. Wir müssen darum kämpfen, die Macht des Hüters in dieser Welt zurückzugewinnen, oder Jagang wird uns töten, wenn er fertig mit uns ist, und wir werden uns in der Unterwelt wiederfinden, wo wir dem Meister nicht mehr von Nutzen sind. Wenn das geschieht, dann wird der Hüter gewiß unzufrieden sein und dafür sorgen, daß das, womit Jagang uns gedroht hat, uns erscheint wie die Umarmung eines Geliebten.«
    Das Schiff ächzte und stöhnte, während sie über die Worte nachdachten. Sie eilten zurück, um einem Mann zu dienen, der sie benutzen und dann, ohne einen Gedanken, noch viel weniger einen Lohn, fallenlassen würde. Und doch war keine von ihnen bereit, auch nur zu erwägen, sich ihm zu widersetzen.
    »Ob er ein Junge ist oder nicht, er hat dies alles verursacht.« Merissas Kinn spannte sich. »Wenn ich mir vorstelle, daß ich ihn in meinen Fingern hatte, wir alle. Wir hätten uns seiner bemächtigen sollen, als wir die Gelegenheit dazu hatten.«
    »Liliana hat sich auch seiner bemächtigen wollen, um seine Kraft für sich selbst zu nutzen«, sagte Ulicia, »aber sie war leichtsinnig und endete mit seinem verfluchten Schwert in ihrem Herzen. Wir müssen klüger sein als sie, dann werden wir seine Macht bekommen, und der Hüter seine
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